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"Peinlich": Lanz-Gast spottet über Investor Frank Thelen

Ulrike Herrmann von der "taz" wirft Frank Thelen Unkenntnis vor.
Ulrike Herrmann von der "taz" wirft Frank Thelen Unkenntnis vor.bild: screenshot zdf
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"Lanz": Journalistin Ulrike Herrmann spottet über Frank Thelen – "Peinlich"

11.09.2022, 14:58
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Diesmal läuft Markus Lanz zu sehr später Stunde. Durch die Programmänderungen in Folge des Todes von Queen Elizabeth II. ist der Anfang auf 0.30 Uhr gerutscht. Weil die Sendung am Abend und somit genau genommen bereits am Vortag aufgezeichnet wurde – und auch kein Wort über den Tod der Monarchin fällt – wird genau das eingeblendet. Zu Gast hat Markus Lanz diesmal ein Trio, bei dem es ziemlich zur Sache geht.

Im Studio anwesend:

  • Steffi Lemke (Grüne), Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz
  • Frank Thelen, Unternehmer
  • Ulrike Herrmann, "taz"-Politikexpertin

Lemke erklärt Habeck-Äußerung

Umweltministerin Steffi Lemke (Grüne) nimmt Robert Habeck in Schutz.
Umweltministerin Steffi Lemke (Grüne) nimmt Robert Habeck in Schutz.bild: screenshot zdf

Natürlich soll Steffi Lemke (Grüne), Bundesministerin für Umwelt, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz, nochmal erklären, was ihr Parteikollege Robert Habeck mit seinen Aussagen zu Produktionspausen und Insolvenz von Unternehmen gemeint hat. Das Interview bei Sandra Maischberger hatte Habeck einen Shitstorm beschert, weil viele darin eine Sorg- bzw. Ahnungslosigkeit herauszuhören glaubten. "So, wie ich es verstanden habe, wollte er den Unterschied zwischen Insolvenz und Pleite erklären. Vielleicht ist eine nächtliche Talkshow dafür nicht der richtige Ort“, sagt die Ministerin... in einer nächtlichen Talkshow.

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Die "taz"-Journalistin Ulrike Herrmann springt ihr zur Seite: "Es wird einen echten Gasmangel geben im Winter“, ist sie sicher. Deutschland werde 20 Prozent seines Verbrauchs sparen müssen. Sollten Unternehmen wegen Gasmangel pausieren, so werde der Staat einen finanziellen Schutzschirm für diese aufspannen, glaubt sie. Habecks unbeholfenes Herumlavieren sei darauf zurückzuführen gewesen, dass es noch keine Sprachregelung innerhalb der Regierung dafür gegeben habe. Erstaunlicherweise bestätigt Lemke das grob.

Dann versucht Markus Lanz, die seltsam wirre Kommunikation von AKW-Betreiberin Preussen Elektra mit dem Wirtschaftsministerium zu klären. Die Firma hatte in einem Brief geschrieben, dass ein Reservebetrieb nicht möglich sei, nachdem Habeck angekündigt hatte, das AKW Isar 2 als Reserve vorrätig zu halten.

"Kommunikation ist eine große Herausforderung", sagt Lemke zuerst, gibt aber auch zu: "Was den Brief angeht, bin ich deutlich irritiert gewesen." Es habe eigentlich genaue Gespräche im Vorfeld gegeben – wenn auch nicht von ihrem Ministerium, da sie nur für die Sicherheit zuständig ist, der Rest der AKW-Themen liegt beim Bundeswirtschaftsministerium. Sie erklärt:

"Es ist klar, dass Atomkraftwerke nicht wie eine Kaffeemaschine betrachtet werden, die man an- und ausmachen kann.“

Wenn die Situation es nötig mache, werde man sie mit genügend Vorlauf anschalten und dann auch laufen lassen.

Frank Thelen versucht, den Angriff wegzulächeln.
Frank Thelen versucht, den Angriff wegzulächeln.bild: screenshot zdf

Den Unternehmer und "Höhle der Löwen"-Juror Frank Thelen beruhigt das wenig. Er macht sich angesichts der Gaskrise Sorgen um die Wirtschaft. "Ohne Energie gibt es keine Produktion." Seine zweite Sorge: Die "exzessive Gelddruckpolitik" habe die Inflation befeuert, die bei 9 Prozent liege. Sein Urteil über Deutschland: "Der Patient ist fast tot".

Frank Thelen wird abgewatscht

Die Journalistin Ulrike Herrmann lacht angesichts der Ausführungen von Thelen. Die Inflation komme durch die enormen Energiepreise und gestörte Lieferketten, sagt sie und hebt zu einem vernichtenden Satz in Richtung Thelen an:

"Wenn Sie wirklich Unternehmer sind und investieren, und auf der falschen Basis einer Geldtheorie, dann sehe ich da ein Problem. Ganz im Ernst, es wundert mich nicht, dass Sie schon mehrfach pleite waren!"

Thelens Inflations-These gehe auf den US-amerikanischen Wirtschaftswissenschaftler Milton Friedman (1912-2006) zurück und sei längt widerlegt, so Herrmann weiter. Es sei "peinlich", dass Thelen "überholte Theorien noch breit tritt".

Das saß. Thelen versucht zwar, das wegzulächeln, beginnt aber zu schwitzen und rutscht auf seinem Stuhl hin und her, während Herrmann zufrieden vor sich hin grinst.

Nach einer kurzen Pause bringt der Unternehmer das Gespräch selbst weder darauf, und er versucht, seinen Ruf zu retten:

"Wenn ein Unternehmen scheitert, ist das ein ganz natürlicher Prozess.“

Man brauche Köpfe, die neu denken und etwas wagen für den Fortschritt.

Als er dann das Thema mit dem Geld und der Inflation nochmal anschneidet, lacht Herrmann erneut. "Da lachst du jetzt, aber das ist nicht witzig – wir können nicht immer mehr Geld drucken", sagt Thelen. Im Eifer rutscht er ins Duzen, später siezen sich die beiden wieder. "Wieder beim Sie, wird frostiger", kommentiert Markus Lanz amüsiert.

In der Folge predigt der Tech-Unternehmer Thelen sein Mantra von den Innovationen, die die Probleme lösen werden. Statt Windrädern setzt er auf Drachenkonstruktionen, die in höheren Schichten mehr Wind abgreifen. "Man kann auch über moderne Atomkraftwerke diskutieren", findet er, aber Lanz wirft ein, dass das Prinzip der Kernfusion ja noch Jahrzehnte bis zur Einsatzfähigkeit brauche.

Die Welt der Zukunft ist voller Verzicht

Ulrike Herrmann entwirft ein Verzichts-Szenario für die Zukunft.
Ulrike Herrmann entwirft ein Verzichts-Szenario für die Zukunft.bild: screenshot zdf

Und diese Zeit haben wir nicht mehr, wenn es nach "taz"-Politikexpertin Ulrike Herrmann geht. Ihr Buch "Das Ende des Kapitalismus. Warum Wachstum und Klimaschutz nicht vereinbar sind – und wie wir in Zukunft leben werden" beschreibt ein Zukunftsszenario, wie wir bis 2045 null Emissionen erreichen können.

Wichtigster Punkt: Weil die erneuerbaren Energien nicht reichen werden, müsse man 50 Prozent der Wirtschaftsleistung herunterfahren, sagten Studien. Damit lande man nicht in der Steinzeit, beruhigt die Journalistin, sondern nur im Jahr 1978. Allerdings ohne Auto, auch ohne elektrische. "Die Energie wird nicht reichen für private Autos." An Flüge sei auch nicht zu denken, denn Biokerosin ist zu energieintensiv in der Herstellung. Herrmann erörtert: "Das bedeutet, dass man die ganze Wirtschaft umbauen muss. Das ist nicht trivial."

Weitere Veränderungen: Weniger Fleisch und man dürfe auch nichts mehr bauen, sondern müsse man mit den bisherigen Fläche auskommen, weil man nicht noch mehr Böden versiegeln dürfe. Rechnerisch blieben dann für jeden 40 Quadratmeter.

Lanz fragt die Grünen-Politikerin Lemke, was sie von diesen Ideen hält. Und sie positioniert sich überraschend ablehnend. "Ich kann mit einem Buch dieser Art in diesen Zeiten relativ wenig anfangen.“ Sie findet: "Wir werden grünes Wachstum brauchen." Herrmanns Szenario erinnere sie an Helmut Kohls "Blühende Landschaften in andersherum". Und Vorschriften zu machen, finde sie unfair:

"Es ist ein Luxus, dass die Generation, die es verbockt hat, nun zu den jungen Leuten sagt: Das geht nicht mehr."
Steffi Lemke

Sie glaubt: "Wir werden für viele Bereiche Lösungen brauchen, die wir heute noch nicht kennen." Aber Verzicht gehöre natürlich auch dazu.

Am Ende macht Lanz der Journalistin noch ein leicht vergiftetes Kompliment zu ihrem Buch: "Sehr lesenswert, auch wenn es nur ist, um den Blutdruck mal wieder auf Vordermann zu bringen."

(Ark)

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