Spontaner Frust, spontane Freude. Enttäuschung nach einer Niederlage, Jubel nach dem Sieg. Das sind die Emotionen, die jeder Fußballfan durchlebt. Selbstverständlich fiebern auch sehbehinderte Fans mit ihren Lieblingsmannschaften mit – auch wenn sie das Spiel kaum oder gar nicht sehen können.
Die Blindenreportage ist für Fans mit Sehbehinderung die einzige Möglichkeit, die Spiele ihres Herzensclubs live mitzuverfolgen. In deutschen Fußballstadien ist das seit Jahren gang und gäbe. Aktuell gibt es in fast jedem der 36 Erst- und Zweitligastadien einen Blindenreporter, der das Spielgeschehen schildert. Pass für Pass, Satz für Satz.
In Brasilien ist das Fußballfieber mindestens genauso groß wie hierzulande, die Infrastruktur in Sachen Blindenreportage ist in den Stadien des größten Landes Südamerikas aber anscheinend nicht so gut wie bei uns in Deutschland.
Silvia Grecco und ihr Sohn Nickollas sind große Fans des brasilianischen Spitzenclubs Palmeiras São Paulo. Der zwölfjährige Nickollas ist Autist* und sehbehindert.
Seit ein Kameramann die 56-Jährige während einer TV-Übertragung entdeckt hat, wie sie ihrem Sohn gerade das Spielgeschehen schildert, sind sie und Nickollas lokale Berühmtheiten. Das berichtet die französische Nachrichtenagentur AFP, die sie beim Spiel gegen Botafogo Rio de Janeiro begleitete.
Gegenüber der AFP sagte sie: "Ich beschreibe ihm die Details: Welcer Spieler kurze Ärmel trägt, welcher lange Ärmel trägt. Welche Farben die Schuhe und Haare der Spieler haben". Sie sei keine professionelle Blindenreporterin, sondern erzähle ihrem Sohn einfach alles, was auf dem Platz passiert:
In Brasilien sind Silvia und Nickollas mittlerweile in mehreren Fernsehshows aufgetreten und durften auch schon beim Training von Palmeiras dabei sein.
(as)