Yani, mäßig, warak. Sinan-G in "Dogs of Berlin" Bild: screenshot netflix.de
Der Streamingdienst Netflix hat seit einigen Wochen eine neue deutsche Krimiserie im Programm.
"Dogs of Berlin" spielt im "Pulverfass" Berlin, das nach dem Mord am deutsch-türkischen Nationalfußballer kurz vor der WM hochzugehen droht. Die Kommissare Erol Birkan (Fahri Yardim) und Kurt Grimmer (Felix Kramer) ermitteln und bewegen sich in einem Berlin, das von Kriminalität, Gewalt und Sex beherrscht wird.
Regisseur und Drehbuchautor Christian Alvart ("Tatort" und "Tschiller: Off Duty") versucht sich hier am Berliner Untergrund, in dem sich – ähnlich wie bei der TNT-Serie "4 Blocks" – Gangster und arabische Clans tummeln.
Dabei bleibt es aber in den Augen vieler Kritiker im Gegensatz zu "4 Blocks" bei einem (stark zerknitterten und verblichenem) Abziehbild der Hauptstadt.
Christian Alvart
Tatsächlich? Zeit, zu fragen: Wie authentisch sind die Darstellungen der arabischen Clans wirklich?
Für watson.de hat ein Clan-Insider die ersten drei Folgen von "Dogs of Berlin" angesehen und nach Authentizität in 3 Kategorien bewertet.
Wir nennen ihn hier Adnan, sein echter Name soll unbekannt bleiben.
Video: YouTube/BUDDY OGÜN
Folge 1:
"Dem Deutschrapper Sinan-G, der in Essen mit bekannten Clans in Kontakt stehen soll, merkt man an, dass er gequält versucht, das Wort warak aus dem libanesisch-kurdischen Dialekt Mardin am Satzanfang oder Satzende zu verwenden. Warak bedeutet so etwas wie Mann. 'Warak, nein!'= 'Nein, Mann!'"
Bild: screenshot netflix.de
Folge 2:
"Raif Tarik-Amir hat eine Wortwahl, die im kriminellen Milieu nicht angewendet wird. Zudem ist er sehr kritisch gegenüber seinem Clan und dessen Handlungen und selbstreflektiert, was ebenso nicht den typischen Merkmalen der soziokulturellen Entwicklungen eines kriminellen Clanmitgliedes entspricht. Die Identität eines Individuums im Clanumfeld ist nicht verfügbar, denn es gilt vollste Loyalität gegenüber dem gesamten Clan und seinen Handlungen."
Raif Tarik-Amir (Samy Abdel-Fattah) Bild: screenshot netflix.de
Folge 3:
"Es tauchen viele unterschiedliche, arabische Dialekte auf, die nicht real sind. Auch unter Geschwistern. Das Wort 'Zinker' habe ich im Umfeld von Clans nie gehört, soll Spitzel heißen. Für gewöhnlich wird dafür aber 'Ratte' oder Maulwurf' verwendet."
In der Serie wurden U-Bahn-Stationen wie die "Kaiserwarte" oder Technoclubs wie das "Grinsekatze" erfunden. Was sagt unser Insider zu den weiteren Drehorten?
Die Kaiserwarte, berüchtigter Drogenumschlagsplatz im...Nirgendwo. Bild: screenshot netflix.de
Folge 1:
Bild: screenshot netflix.de
Folge 1:
"Die Serienfigur Murad soll für den Clan wetten. Aber 'Aufträge' werden meist nicht auf externe Mitglieder übertragen, sondern zuerst auf eigene (Kern-)Familienmitglieder. Falls die nicht in Frage kommen, folgen erstmal Mitglieder zweiten und dritten Grades – erst danach kommt eine externe Person in hinzu, die aber fest zur Struktur gehören muss. Das ist meist kein Neuling wie Murad in der Serie."
Bild: screenshot netflix.de
Folge 2:
Folge 3:
"Die Ehefrau von Hakim ist beim Fußballspiel anwesend? Das findet in der patriarchalen Welt von Clans nie statt. Frauen werden aus öffentlichen Veranstaltungen rausgehalten. Die Frauen von Arafat Abou Chaker oder Ashraf Remmo kennt auch nahezu niemand."
Hakims Frau Camilla Bild: screenshot netflix.de
Adnans abschließendes Urteil lautet übrigens: "Die Serie ist schlimm!"
Aber macht euch selbst ein Bild: Alle 10 Episoden der ersten Staffel "Dogs of Berlin" sind aktuell auf Netflix zu sehen.
Video: watson/Marius Notter, Lia Haubner