
Nasenspray kann bei Erkältungen helfen – doch es birgt auch eine Gefahr. Bild: imago / Fotostand
Alltagsfrage
02.12.2024, 11:1102.12.2024, 11:11
Wer kennt das nicht: Die Nase läuft und alle Taschentücher liegen bereits als Knäuel verteilt auf dem Boden herum. Selbst der langersehnte Nieser, der die verstopfte Nase für wenigstens fünf Sekunden freimacht, will einfach nicht kommen.
Gerade in der kalten Jahreszeit kommen einem diese Erkältungssymptome nur zu bekannt vor. Da hilft wohl nur eines: Nasenspray inhalieren. Aber war da nicht was mit Sucht-Gefahr?
Inwiefern diese besteht, und was das für Folgen haben könnte, beantworten wir euch hier.
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Macht Nasenspray süchtig?
Hier die ganz klare Antwort: Jap! Nasenspray macht süchtig, und zwar nicht zu knapp: 100.000 bis 120.000 Menschen sollen schätzungsweise von der Sucht betroffen sein – die Dunkelziffer dürfte noch höher liegen.
Das hängt damit zusammen, dass Erkältungen jedes Jahr stark verbreitet sind und das Arzneimittel als schnelle und einfache Hilfe leicht zu beschaffen ist. Immerhin ist Nasenspray das meistverkaufte Medikament in Deutschland.
Vor allem aber liegt die Abhängigkeit natürlich an seinen chemischen Wirkstoffen.
Welche Wirkstoffe machen süchtig?
Konkret werden wir von Nasenspray durch zwei Wirkstoffe abhängig: Xylometazolin und Oxymetazolin. Nasenspray, das eines dieser Wirkstoffe enthält, zählt zu den sogenannten abschwellenden Nasensprays. Der Name ist Programm.
Denn: Bei einem Schnupfen produzieren die Nasenschleimhäute mehr Sekret und schwellen an. Abschwellende Nasensprays wirken diesem Effekt entgegen. Die Blutzufuhr verringert sich, Gewebe schwillt ab. Man kann endlich wieder frei atmen.
Das Problem nur: Der Effekt hält nicht lange an. Und je öfter oder länger wir das Spray benutzen, desto weniger spüren wir die Wirkung – desto mehr glauben wir jedoch, sie zu brauchen.
Nasenspray-Sucht: Was sind die Folgen?
Daher ist dringend auf die richtige Anwendung zu achten: Nimmt man Nasenspray über die empfohlene Dauer hinweg zu sich (eine Woche bis maximal zehn Tage), machen sich unangenehme Symptome bemerkbar: Es kommt erneut und immer wieder zur verstopften Nase.
Die chemischen Inhaltsstoffe können außerdem die Nasenschleimhäute austrocknen, sodass sich Risse bilden und Nasenbluten entsteht.

Haa, Haaa... verdammt, schon wieder nicht geniest!Bild: dpa-tmn / Christin Klose
Dadurch, dass die gereizte Schleimhaut dünner wird, kann außerdem ihre Abwehrreaktion schwinden. Bedeutet: Viren und Bakterien haben leichtes Spiel. Infektionen sind das Ergebnis, und der Schnupfen beginnt von vorn. Das wiederum lässt Betroffene oft zu einer höheren Dosis greifen.
Übrigens: Eine Nasenspray-Sucht kann auch psychisch eine Belastung sein: Abhängige Personen fühlen sich oft in ihrem Alltag eingeschränkt, da sie das Gefühl haben, ohne das Medikament nicht frei atmen zu können.
Wie bekämpfe ich meine Nasenspray-Sucht?
Zunächst einmal ist es wichtig, sich an die Packungsanweisung des Medikaments zu halten: Bei einer Erkältung von etwa sieben Tagen kann Nasenspray ein hilfreiches Mittel sein. Länger als zehn Tage sollte man es nicht benutzen.
Ist eine Nasenspray-Sucht bereits erkennbar, hilft eine Beratung in der HNO-Praxis. Grundsätzlich gibt es mehrere Methoden, die zur Entwöhnung führen können:
- Kalter Entzug: Ja, der kann helfen, erfordert aber starke Willenskraft und kann hart sein.
- Reduzierte Dosierung: Schritt für Schritt ist es leichter. Sowohl in der Häufigkeit als auch durch schwächere Präparate kann man sich das Spray abgewöhnen.
- Nur noch in ein Nasenloch sprühen: Und zwar so lange, bis sich die Nasenschleimhaut des anderen Nasenlochs erholt hat. Dann ist das nächste dran.
- Alternative Sprays: Einige Medikamente enthalten keine chemischen Wirkstoffe, sondern Meersalz.
Nasenspray mit Meersalz
Der letztgenannte Punkt ist nicht zu unterschätzen: Im Gegensatz zu den abschwellenden Nasensprays, die die genannten chemischen Wirkstoffe enthalten, gibt es eben auch Nasenspray, das die Nasenschleimhäute mit salzhaltigem Wasser befeuchtet.
Ihr Salzgehalt löst festsitzenden Schleim, der anschließend leichter ausgeschnaubt werden kann. Nasenspray mit Meersalz hilft und führt deutlich seltener zur Abhängigkeit.
Leere Flaschen als Zeichen der Völkerverständigung? Frankreich startet einen Modellversuch nach deutschem Vorbild. Bleibt die Frage: Kann zwischen Savoir-vivre und Scanner-Bon eine echte Beziehung entstehen?
Wir haben in Deutschland ja nicht viel, worauf wir stolz sein können. Auf Goethe und Schiller vielleicht, auf Dackel und Disziplin, auf lang gegorenes Sauerteigbrot. Und auf Flaschenpfand. Diese stillste aller deutschen Errungenschaften, nicht ganz so glorreich wie das Grundgesetz, aber mindestens ebenso unumstößlich im Alltag verankert.