Wer kennt das nicht: Die Nase läuft und alle Taschentücher liegen bereits als Knäuel verteilt auf dem Boden herum. Selbst der langersehnte Nieser, der die verstopfte Nase für wenigstens fünf Sekunden freimacht, will einfach nicht kommen.
Gerade in der kalten Jahreszeit kommen einem diese Erkältungssymptome nur zu bekannt vor. Da hilft wohl nur eines: Nasenspray inhalieren. Aber war da nicht was mit Sucht-Gefahr?
Inwiefern diese besteht, und was das für Folgen haben könnte, beantworten wir euch hier.
Hier die ganz klare Antwort: Jap! Nasenspray macht süchtig, und zwar nicht zu knapp: 100.000 bis 120.000 Menschen sollen schätzungsweise von der Sucht betroffen sein – die Dunkelziffer dürfte noch höher liegen.
Das hängt damit zusammen, dass Erkältungen jedes Jahr stark verbreitet sind und das Arzneimittel als schnelle und einfache Hilfe leicht zu beschaffen ist. Immerhin ist Nasenspray das meistverkaufte Medikament in Deutschland.
Vor allem aber liegt die Abhängigkeit natürlich an seinen chemischen Wirkstoffen.
Konkret werden wir von Nasenspray durch zwei Wirkstoffe abhängig: Xylometazolin und Oxymetazolin. Nasenspray, das eines dieser Wirkstoffe enthält, zählt zu den sogenannten abschwellenden Nasensprays. Der Name ist Programm.
Denn: Bei einem Schnupfen produzieren die Nasenschleimhäute mehr Sekret und schwellen an. Abschwellende Nasensprays wirken diesem Effekt entgegen. Die Blutzufuhr verringert sich, Gewebe schwillt ab. Man kann endlich wieder frei atmen.
Das Problem nur: Der Effekt hält nicht lange an. Und je öfter oder länger wir das Spray benutzen, desto weniger spüren wir die Wirkung – desto mehr glauben wir jedoch, sie zu brauchen.
Daher ist dringend auf die richtige Anwendung zu achten: Nimmt man Nasenspray über die empfohlene Dauer hinweg zu sich (eine Woche bis maximal zehn Tage), machen sich unangenehme Symptome bemerkbar: Es kommt erneut und immer wieder zur verstopften Nase.
Die chemischen Inhaltsstoffe können außerdem die Nasenschleimhäute austrocknen, sodass sich Risse bilden und Nasenbluten entsteht.
Dadurch, dass die gereizte Schleimhaut dünner wird, kann außerdem ihre Abwehrreaktion schwinden. Bedeutet: Viren und Bakterien haben leichtes Spiel. Infektionen sind das Ergebnis, und der Schnupfen beginnt von vorn. Das wiederum lässt Betroffene oft zu einer höheren Dosis greifen.
Übrigens: Eine Nasenspray-Sucht kann auch psychisch eine Belastung sein: Abhängige Personen fühlen sich oft in ihrem Alltag eingeschränkt, da sie das Gefühl haben, ohne das Medikament nicht frei atmen zu können.
Zunächst einmal ist es wichtig, sich an die Packungsanweisung des Medikaments zu halten: Bei einer Erkältung von etwa sieben Tagen kann Nasenspray ein hilfreiches Mittel sein. Länger als zehn Tage sollte man es nicht benutzen.
Ist eine Nasenspray-Sucht bereits erkennbar, hilft eine Beratung in der HNO-Praxis. Grundsätzlich gibt es mehrere Methoden, die zur Entwöhnung führen können:
Der letztgenannte Punkt ist nicht zu unterschätzen: Im Gegensatz zu den abschwellenden Nasensprays, die die genannten chemischen Wirkstoffe enthalten, gibt es eben auch Nasenspray, das die Nasenschleimhäute mit salzhaltigem Wasser befeuchtet.
Ihr Salzgehalt löst festsitzenden Schleim, der anschließend leichter ausgeschnaubt werden kann. Nasenspray mit Meersalz hilft und führt deutlich seltener zur Abhängigkeit.