Alltagsfrage: Ist es normal, nachts aufs Klo zu müssen?
Kuschelig weich bist du in deiner Bettdecke eingerollt, die perfekte Schlafposition, die perfekte Schlaftemperatur ... und dann das! Du musst dringend nochmal aufs Klo. Schon wieder raus aus dem Bett? Wie nervig.
Wenn das nur gelegentlich passiert, denkt man sich meist nicht viel dabei. Aber was, wenn du jede Nacht rausmusst? Ist das noch normal oder ein Zeichen für ein gesundheitliches Problem? Watson hat die Antwort.
Was sind die Ursachen für nächtliches Wasserlassen?
Nykturie ist der medizinische Begriff für nächtlichen Harndrang. Laut einer Studie der Universität Wenzhou in China ist etwa jede dritte Person von Nykturie betroffen. Die Forschenden analysierten Gesundheitsdaten von mehr als 13.000 Erwachsenen ab 20 Jahren, bei denen nächtlicher Harndrang vorlag.
Nachts aufs Klo zu müssen kann mehrere Ursachen haben. Häufig liegt es an einer hohen Flüssigkeitsaufnahme am Abend vor dem Schlafengehen – vor allem bei zu viel Alkohol oder Koffein – oder am natürlichen Alterungsprozess.
Denn mit den Jahren produziert der Körper weniger vom Hormon ADH, das die Urinmenge nachts reduziert. Bei Männern kann auch eine vergrößerte Prostata die Ursache sein.
Welche medizinischen Ursachen kann nächtlicher Harndrang haben?
Nächtlicher Harndrang ist bei jungen Menschen eher ungewöhnlich, kann aber verschiedene medizinische Ursachen haben. Häufig steckt ein Harnwegsinfekt dahinter, der sich durch häufiges Wasserlassen und eventuell Brennen beim Urinieren bemerkbar macht. Sollte das der Fall sein, musst du dringend ärztlichen Rat einholen.
Auch Diabetes mellitus kann ein Auslöser sein: erhöhter Blutzucker führt zu vermehrtem Durst und häufigem Wasserlassen, auch nachts. Eine seltenere, aber mögliche Ursache ist Diabetes insipidus, bei dem der Körper große Mengen an Flüssigkeit ausscheidet, unabhängig vom Blutzuckerspiegel.
In einigen Fällen spielen auch Schlafstörungen, Stress oder eine überempfindliche Blase eine Rolle. Wie das Gesundheitsmagazin der AOK berichtet, kann das obstruktive Schlafapnoe-Syndrom, das vor allem Männer betrifft, den nächtlichen Harndrang auslösen. Wird die Schlafstörung behandelt, müssen Betroffene auch nachts weniger aufs Klo.
Seltener sind Medikamente die Ursache, wie zum Beispiel solche mit entwässernder Wirkung oder bestimmte Psychopharmaka.
Was tun, damit man nachts nicht aufs Klo muss?
Wenn du nachts öfter aufs Klo musst, kannst du schon mit ein paar einfachen Tricks viel bewirken: Versuch abends weniger zu trinken, vor allem keinen Kaffee oder Alkohol, diese Getränke machen die Blase gern mal schneller voll, besonders zwei Stunden vor dem Schlafengehen.
Auch Lebensmittel mit hohem Wassergehalt oder harntreibendem Effekt, wie Wassermelone oder Spargel, solltest du vor dem Schlafengehen lieber meiden. Eine salzarme Ernährung kann den Harndrang außerdem vermindern.
Leg deine Beine vor dem Zubettgehen ein paar Minuten lang hoch, das hilft, wenn tagsüber Wasser in den Beinen sitzt. So wirst du Wassereinlagerungen los und musst nicht so oft nachts auf die Toilette.
Und ganz wichtig: Versuche, gut und regelmäßig zu schlafen. Denn wer oft wach wird, spürt den Harndrang natürlich eher und geht automatisch auf die Toilette. Dein Körper erkennt eine Routine und will diese dann beibehalten.
Wie oft ist es normal, nachts auf die Toilette zu gehen?
Urologin Daniela Schultz-Lampel, Direktorin des Kontinenzzentrums Südwest am Klinikum Schwarzwald-Baar in Villingen-Schwenningen, gibt gegenüber der "Pharmazeutischen Zeitung" an, dass es als normal gilt, bis zu zweimal pro Nacht aufzustehen, um die Blase zu entleeren.
Wer jedoch regelmäßig, ohne ersichtlichen Grund, häufiger als zweimal während der Schlafenszeit zur Toilette muss, sollte die Ursache ärztlich abklären lassen.
Warum müssen junge Menschen immer öfter nachts aufs Klo?
Wie "Deutschlandfunk Nova" berichtet, spielt laut einer Studie der Universität Wenzhou vor allem der moderne Lebensstil eine Rolle: Viel Bildschirmzeit am Abend, etwa beim Serienstreaming oder am Handy, geht oft mit spätem und erhöhtem Flüssigkeitskonsum einher und der treibt die Blase in der Nacht an.
Dazu kommen Risikofaktoren wie Bewegungsmangel, Übergewicht, Rauchen oder Alkoholkonsum, die nächtlichen Harndrang zusätzlich begünstigen können.
Wenn du nachts also öfter rausmusst, ist das erstmal kein Grund zur Panik, aber eben auch kein Zustand, den man einfach hinnehmen muss. Manchmal reicht es schon, abends weniger zu trinken oder den Serienmarathon ein bisschen früher zu beenden.
Und wenn die Blase sich trotzdem regelmäßig meldet, lohnt sich der Gang zu den Hausärzt:innen. Denn wer möchte nachts nicht einfach mal durchschlafen?