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Fragen der Liebe

Partner ist mir peinlich – ist Fremdscham in einer Beziehung normal?

young woman embarrassed with dating request
"Hör' bitte einfach auf zu reden": Wenn sich die Lieblingsperson vor anderen Menschen blamiert, schämt man sich oft direkt mit.Bild: E+ / Brenda Sangi Arruda
Fragen der Liebe

Manchmal schäme ich mich für meinen Partner – ist das normal?

Ob Single, in Beziehung oder aktiv auf dem Datingmarkt – oft wirft die Suche nach einem glücklichen Liebesleben ganz neue Fragen in uns auf. Wir beantworten sie mithilfe von Paartherapeut:innen, Sexcoaches und Psycholog:innen.
04.05.2025, 12:0504.05.2025, 12:05
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Verliebte Menschen möchten alles miteinander teilen, Freude, Zärtlichkeit, sogar Trauer, nur auf eines könnte man wirklich verzichten: Das peinliche Gefühl, was einen überkommt, wenn der oder die Andere sich blamiert.

Vermeintlich blamiert natürlich. Denn was dir peinlich ist, muss dem Gegenüber ja noch lange nicht unangenehm sein. Vielleicht merkt deine bessere Hälfte nicht, wie alle süffisant die Augenbrauen heben, wenn sie voller Leidenschaft über Aszendenten und die Kraft des Rosenquarz sinniert. Vielleicht findet er wirklich, seine Beine sehen in Skinny Jeans "dapper" aus (und sagt das auch noch!).

Ein bisschen Augenrollen in Beziehungen ist normal. Die Frage ist aber: Ab wann wird Fremdscham in einer Beziehung problematisch?

Wir sprachen darüber mit Birgit Fehst. Die Buchautorin ("Harte Wahrheiten") studierte Psychologie und arbeitet heute als Paar- und Sexualtherapeutin in Berlin.

Sie ist sich sicher, dass unterschiedliches Schamempfinden noch lange kein Todesstoß für ein Liebespaar sein muss: "Man kann sich auch mal für einen Partner schämen und ihn trotzdem lieben."

Etwas Fremdscham in der Beziehung ist normal

"Wir alle haben ja so unsere Macken", mahnt sie all diejenigen, die glauben, nur die anderen seien als Mängelexemplare geboren. Jede:r eckt mal an, sofern er irgendeine Art von selbstständiger Meinung, Haltung oder Interesse hat. Manchmal seien unangenehme Marotten "auch welche, die uns zu Hause nicht so viel ausmachen, aber uns schon stören, wenn andere sie mitbekommen."

Das heißt: Manches wird erst dadurch peinlich, dass jemand Drittes es zu sehen bekommt und urteilen könnte. Durch die Augen einer anderen Person wird einem plötzlich klar, dass man diese Eigenart des "Schatzis" eigentlich auch nicht sonderlich schätzt.

Birgit Fehst: "Das kann ein Kleidungsstil sein, der nicht dem eigenen entspricht, laute Geräusche beim Essen oder auch mal eine politische Einstellung, die bei uns ein leicht verstörtes Zusammenzucken hervorruft."

Auch wenn du dann für einen Moment spontan meinst, dass es untragbar sei, mit einer solch (wahlweise) unappetitlichen, biederen oder verblendeten Person das Bett zu teilen, sei ein bisschen Blamage noch lange ein Trennungsgrund, gibt die Paartherapeutin zu Bedenken.

"Erkläre dem Partner, wie du dich dabei fühlst."
Paartherapeutin Birgit Fehst

"Das sind dann Sachen, die wir zwar gerne anders hätten, aber die nicht beziehungsgefährdend sind", sagt sie deutlich. Sie stehen einer Zukunft nicht im Weg, sind für sich genommen auch noch keine Red Flag. "Unangenehm können sie trotzdem sein", gibt sie jedoch zu.

Wann du die Marotten des Partners akzeptieren solltest

Wann du dich für deine:n Partner:in schämst, sagt aber trotzdem etwas aus: nämlich über dich selbst. Vielleicht ist es dir eben unheimlich wichtig, vor deinem Chef, deinen Eltern oder deinen Freund:innen gut dazustehen. Vielleicht legst du auch viel mehr Wert auf gute Tischmanieren oder die Anerkennung hipper Großstädter:innen, als du dir selbst eingestehen willst.

Irgendwas stört dich, obwohl du diese Person liebst. "Analysiere mal, was es genau ist", rät Birgit Fehst daher und führt aus:

"Ist es etwas, wo du durchaus sagen kannst 'der darf so sein'? Oder ist es etwas, dass dir schon so unangenehm ist, dass es dir schwerfällt, das zu akzeptieren?"

Wenn einem beim Namen der Lieblingsperson nicht spontan ein nettes Kribbeln, sondern ein brennendes Scham-Gefühl zu Kopf steigt, ist es wohl etwas zu heftig. Die Therapeutin rät, dann "doch mal darüber" zu sprechen.

Allerdings mit Fingerspitzengefühl! "Nicht als Vorwurf, sondern als ernstzunehmendes Thema", sagt Fehst. Das bedeutet: "Erkläre dem Partner, wie du dich dabei fühlst und schaut zusammen, ob es etwas ist, was einer Veränderung bedarf oder was du dann doch einfach akzeptieren musst."

Unter Umständen weiß die andere Person nicht mal, dass dir laute Dad Jokes vor deinen ernsten Freund:innen peinlich sind oder die überteuerten Sneakers im Umfeld deines bescheidenen Elternhauses unangemessen scheinen. Manchmal machen wir uns zu viele Gedanken über Kleinigkeiten, die sich ruckzuck ändern ließen.

Allerdings bleibt ein Restrisiko. Nämlich das, dass gar nicht dein:e Partner:in, sondern DU mal überdenken musst, was wirklich wichtig ist und ob deine Scham nicht etwas übertrieben ist.

Einen Menschen, der (in deinen Augen) alles richtig macht, wirst du nicht finden. Darum rät die Expertin abschließend, bei Marotten eines sonst tollen Menschen durchzuatmen und sie zu akzeptieren – so wie man es sich umgekehrt auch wünschen würde.

"Denn das, was du an ihm hast, ist mitunter viel wichtiger als der Vokuhila-Haarschnitt, den er seit seiner Jugend trägt", sagt sie. Schließlich zeigt sich langfristig oft: Es sind nicht die perfekten Eigenschaften, sondern der ganze quirky stuff, der die große Liebe unverwechselbar macht.

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