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Fragen der Liebe

Liebe und Beziehung: Warum der Umgang mit Geld so viel aussagt

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Vermögen kann ein Hinweis auf Eigenschaften sein, die viele Singles suchen, wie Ehrgeiz und Charisma. Doch es gibt auch abschreckende Skrupellosigkeit und Ignoranz. Bild: iStockphoto / AVI stock
Fragen der Liebe

Dating: Welche Rolle spielt Geld bei der Partnersuche?

Es scheint eine Binsenweisheit zu sein, dass Menschen mit viel Geld es auf dem Singlemarkt leichter haben. Sie können mit lichtdurchfluteten Wohnungen und professionell gepflegtem Haut und Haar aufwarten, und ihre Dates mit aufwendigen Einladungen beeindrucken. Aber reicht der Kontostand allein, um Pluspunkte zu sammeln? Wir fragten einen Paartherapeuten.
19.10.2025, 08:0019.10.2025, 08:00

Wenn jemand problemlos ein ganzes Restaurant, eine Jacht oder ein Sommerhaus zur Verfügung stellen kann, nur um ein intimes Candle-Light-Dinner zu inszenieren, sind das die ganz großen Geschütze, mit denen Hollywood gerne auf Frauen zielt ("Fifty Shades of Grey", "The Summer I Turned Pretty", "Pretty Woman"). Es suggeriert: Reichtum macht Träume wahr, Reichtum ist sexy.

Gleichzeitig spielen viele Liebesgeschichten auch mit dem umgekehrten Gedanken, nämlich, dass die wahre Liebe bei einem Normalo zu finden sei ("Dirty Dancing", "Notting Hill", "Titanic"). So unterschiedlich die Storys, so geht es doch immer auch um die Frage, wie Geld, Prestige und Absicherung mit Liebe zusammenhängt.

Michael Witt Experte Fragen der Liebe
Paartherapeut Michael Witt aus Berlin.Bild: privat / Mario Heller

Finden wir Menschen tatsächlich attraktiver, sobald sie Vermögen haben? Warum? Watson fragte bei Michael Witt nach. Er ist Paar- und Familientherapeut mit Praxis in Berlin und sagt: "Geld spielt tatsächlich eine Rolle beim Dating, oft schon am ersten Abend."

Der Umgang mit Geld kann eine Red Flag beim Dating sein

Denn schon die ersten Treffen können unterschiedliche Haltungen zum Thema Finanzen aufzeigen. Und die Mehrheit ist sich zumindest darin einig, was nicht sexy ist. "Red Flags sind für die meisten: kein Trinkgeld geben, Freunden Geld schulden oder andere für deren finanzielles Verhalten kritisieren", weiß Michael Witt.

"Den meisten geht es nicht um den Infinity-Pool, sondern um die Fähigkeit des Partners, aus eigener Kraft für einen sorgenfreien Lebensunterhalt zu sorgen."

Als Green Flag hingegen gilt es, das eigene monatliche Budget einzuhalten, sowie clevere Spartipps zu nutzen. Es geht also oft weniger um die Frage, wie viel Geld jemand besitzt, als darum, wie er es nutzt. Ein Milliardär, der brutal knauserig oder auch obszön verschwenderisch mit seinem Vermögen umgeht, kann abstoßend wirken.

"Dagegen sind finanzielle Stabilität und Transparenz absolute Pluspunkte", weiß der Therapeut aus der Praxis. Dafür gebe es mehrere Gründe:

"Wer finanziell stabile Verhältnisse vorweisen kann, wird mit Intelligenz und einem positiven Arbeitsethos in Verbindung gebracht, sagt eine Studie aus diesem Jahr. Dabei macht es einen Unterschied, ob jemand einfach aus reichen Verhältnissen stammt oder sich berufliche Stabilität selbst erarbeitet hat."

Die Fähigkeit, sich selbst Geld zu erarbeiten, wird dabei positiver bewertet. Schließlich schafft das nicht nur einen Ausblick auf eine Zukunft, in der zumindest die Option auf Immobilien, Reisen, Kinder, berufliche Selbstständigkeit oder aufwendige Hobbys besteht, sondern weist auch auf Eigenschaften wie Ausdauer, Resilienz, Charisma oder Intelligenz hin.

"Den meisten geht es nicht um die Motorjacht oder den Infinity-Pool, sondern um die Fähigkeit des Partners, aus eigener Kraft für einen sorgenfreien Lebensunterhalt zu sorgen", fasst Michael Witt zusammen. Selbst bei One-Night-Stands wäre beruflicher Erfolg daher "ein einflussreicher Faktor", wenn er auch "eine geringere Rolle" spiele als in langjährigen Beziehungen.

Der Umgang mit Geld gewinnt in langen Beziehungen an Bedeutung

Dass die Finanzen bei ernsten Beziehungen mehr Gewicht haben als im Dating, überrascht nicht. Schließlich wären die Auswirkungen auseinanderdriftender Geld-Mentalitäten unmittelbar, wenn man zusammenwohnt, einen Urlaub oder Anschaffungen wie ein Auto plant.

"In Partnerschaften ist Geld ein häufiger Konfliktpunkt", mahnt der Paartherapeut. "Denn nicht nur das gemeinsame Einkommen spielt eine Rolle, auch der Zugang zum Geld." Er führt aus, wo es problematisch wird:

"Wenn eine Person viel verdient und die andere deutlich weniger oder gar nichts, gibt es häufig Machtkämpfe, die sich um das Thema Geld drehen. Der Bessergestellte kann noch so großzügig sein – wenn nicht beide Zugang zu einem festen Betrag haben, über den sie frei verfügen können, führt das zu einer Schieflage."

Dann entstehen Abhängigkeiten, die unbeschwerte Liebe verkomplizieren. Wie viel Einfluss der Zaster auf die Zuneigung haben kann, zeigt eine eher kleine, aber dafür kuriose Umfrage von Lotto24.

Wer eine langfristige Beziehung anstrebt, folgt einer Sehnsucht nach emotionaler Sicherheit – und finanzielle Stabilität kann dabei ein Faktor sein.

Dort wurden diesen September tausend Deutsche zum Thema befragt, mit ernüchterndem Ergebnis: Demnach würde mehr als die Hälfte ein Leben lang auf Partnerschaften verzichten, wenn sie dafür 10 Millionen Euro bekämen. Jede:r Zehnte würde sogar zum oder zur Ex zurückkehren, wenn diese:r plötzlich Millionär:in würde.

Fast jede:r Fünfte (17,5 Prozent) würde sich zudem für 10 Millionen Euro auf eine Ehe mit einem Menschen einlassen, den er oder sie absolut nicht ausstehen könnte. Und entgegen dem Klischee gilt das besonders für Männer (21,8 Prozent). Bei den befragten Frauen sind nur 12,8 dazu bereit, zum "Gold Digger" zu werden.

Ein Ergebnis, das in Abhängigkeit zum eigenen Moralverständnis steht. Witt: "Ob man für finanzielle Sicherheit auch über andere Macken hinweg sieht, ist eine sehr individuelle Frage und hängt von den persönlichen Werten und Prioritäten ab."

Finanzielle Sicherheit ist ein wichtiger Faktor für die Zukunftsplanung

Grundsätzlich ist es aber nicht unmoralisch, wenn Singles sich Dates wünschen, die finanziell abgesichert sind. Gerade Personen, die selbst in wirtschaftlich prekären Verhältnissen aufwuchsen, haben dies laut Umfragen im Blick – schließlich wissen sie, wie beschwerlich finanzieller Mangel sein kann.

"Das Bedürfnis nach Sicherheit ist ein wichtiger Punkt", sagt der Experte. "Wer eine langfristige Beziehung anstrebt, folgt einer Sehnsucht nach emotionaler Sicherheit – und finanzielle Stabilität kann dabei ein Faktor sein."

Untersuchungen zeigten, dass gerade Frauen nach dieser Sicherheit suchen, finanziell und emotional. "Nachvollziehbar, denn: Auch in jüngeren Familien sind sehr oft die Männer die Hauptverdiener, während Mütter in Teilzeit sind oder keiner Lohnarbeit nachgehen", sagt Michael Witt. Das Geld kann dann "eine ganz existenzielle Rolle spielen" – dabei geht es nicht um Designer-Handtaschen, sondern Bewegungsfreiheit und Lebensqualität.

Gleichzeitig lassen sich diese Erkenntnisse durch aktuelle Umfragewerte von Hinge (6000 Befragte, 2025) ergänzen, nachdem Männer sich dennoch gewaltig verschätzen, was die Relevanz von Geld beim Dating angeht. Es scheint ein Missverständnis darüber zu geben, in welcher Reihenfolge finanzielle und emotionale Sicherheit von Frauen bewertet wird.

So nahmen Männer an, dass die drei wichtigsten Faktoren für weibliche Singles körperliche Attraktivität (24 Prozent), das Gesicht (21 Prozent) und Wohlstand (20 Prozent) seien. Sie tippten damit weit neben die Faktoren, die Frauen mehrheitlich angaben: emotionale Verfügbarkeit (35 Prozent), Anerkennung und Respekt für emotionale Bedürfnisse (25 Prozent) und regelmäßige Kommunikation (22 Prozent).

Das sind mal gute Nachrichten. Denn die Eigenschaften, die beim Dating noch ausschlaggebender sind als Vermögen, erfordern gar kein dickes Plus auf dem Konto, sondern aufmerksames Zuhören, Zuverlässigkeit und Ehrlichkeit. Kostenpunkt? Kein Cent.

Supermarkt: Lidl bringt neue vegane Produkte auf den Markt
Lidl untermauert seine Haltung im Streit um Veggie-Burger mit der Einführung neuer Produkte. Fans der veganen Küche dürfte das freuen.
Ob ein veganer Burger als Burger bezeichnet werden darf, spaltet bekanntlich die Gemüter. Für die einen ist es Etikettenschwindel, für die anderen eine gute Orientierung beim Einkauf. Auch das EU-Parlament befasste sich Anfang Oktober mit dem Streitthema – und verkündete in einem aufsehenerregenden Beschluss, dass vegetarische Fleischersatzprodukte künftig nicht mehr Burger, Schnitzel oder Wurst heißen sollen.
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