
Wer keinerlei Lob mehr in der Partnerschaft bekommt, fühlt sich schnell unsichtbar. Bild: E+ / urbazon
Fragen der Liebe
Ob im Datingleben oder in einer Beziehung – die Suche nach aufrichtiger Liebe kann tausend Fragen aufwerfen. Wir beantworten einige von ihnen mithilfe von Expert:innen aus der Paartherapie und Psychologie.
29.06.2025, 08:1229.06.2025, 08:12
In den ersten Wochen eines Liebespaares überschlagen sich viele in Begeisterung, überschütten einander mit Lobeshymnen und Bewunderung, bis das ganze Umfeld mit den Augen rollt. Doch kaum ist die rosarote Brille ab, wird es zwischen einigen Paaren verbal recht karg.
Der "beste Koch Berlins" bekommt plötzlich keinen Dank mehr für eine Stunde hinterm Herd. Die "Schönheit mit den Endlosbeinen" erhält selbst am Samstagabend nur noch ein knappes: "Können wir los?", bevor es zur Party geht. Ist das normal? Oder ein schlechtes Zeichen? Bin ich empfindlich, wenn ich weiterhin Komplimente hören will?
Wir fragten bei Nina Grimm nach. Sie ist Familienpsychologin und Bestsellerautorin, lebt und arbeitet von Freiburg aus und kennt sich gut mit Beziehungen aus.

Psychologin Nina GrimmBild: privat / Nicole Tie Fotografie
Ob es einen zu Recht zu stört, wenn es niemals Komplimente in der Beziehung gibt, beantwortet sie deutlich: "Ja, klar! Wenn es dich nach Komplimenten sehnt, ist das ein legitimes Bedürfnis."
Die fünf Arten der Love Language
Es ist nicht einfach nur Eitelkeit oder Geltungsbedürfnis, sondern "häufig Ausdruck der Liebessprache, von der es ja bekanntlich fünf verschiedene gibt", erklärt Nina Grimm. Diese Love Languages seien: "Komplimente, Geschenke, Berührungen, geteilte Zeit, aufmerksame Gesten."
Bleibt das Kompliment aus, ist das für einige Menschen also gleichbedeutend mit Liebesentzug. Das kann man empfindlich finden, muss aber dennoch respektiert werden. Die Therapeutin erklärt:
"Paare machen häufig den Fehler, dass Person A ihre Zuneigung für den anderen mit ihrer Liebessprache zum Ausdruck bringen, zum Beispiel über geteilte Zeit – und das bei Person B aber gar nicht als solches erkannt wird, weil sie eine andere Liebessprache spricht, zum Beispiel Komplimente."
Wird darüber nicht gesprochen, kann es passieren, dass beide Parteien enttäuscht zurückbleiben, weil ihre Zuwendung gar nicht anerkannt wird und sie selbst nicht erkennen, was ihnen da gerade Liebevolles durch Gesten kommuniziert werden soll.
Sprecht miteinander über eure Love Languages
"Deswegen ist es wichtig, sich als Paar darüber auszutauschen, wie man sich gegenseitig am besten die Liebe und Zuneigung ausdrücken kann", sagt die Psychologin. Und zwar immer wieder. Denn Love Languages sind nicht nur abhängig von unserer Sozialisation, zum Beispiel der Art, wie in unserem Elternhaus Liebe kommuniziert wurde, sondern wandeln sich auch je nach Lebensphase.
Es lohnt sich also, im Gespräch darüber zu bleiben. Das ist auch Nina Grimms Rat: "Sei mutig und sprich es ehrlich an, was du dir wünschst. Und frage gerne auch nach, was dein Partner von dir braucht, um sich geliebt zu fühlen."
Das gegenseitige Berücksichtigen der Bedürfnisse des jeweils anderen und das offene Gespräch darüber sei "die Grundlage einer gesunden Beziehung", ist die Therapeutin überzeugt.
Ein Kompliment rückversichert, dass man immer noch gesehen und gewollt wird und zeigt im besten Fall Aufmerksamkeit und Respekt gegenüber den Fähigkeiten, Talenten und Besonderheiten des oder der Liebsten. Ein kostenloser, schneller Weg zum Glücklichmachen also.
Übrigens: Dass Komplimente einer Beziehung guttun, ist nicht nur individuelles Empfinden, sondern wissenschaftlich nachgewiesen. Im Jahr 2023 untersuchten deutsche Neurolog:innen 43 heterosexuelle Pärchen und konnten nicht nur beim Erhalten, sondern auch beim Vergeben von Komplimenten erhebliche Dopamin-Ausschüttungen im Hirn ausmachen. Nett sein lohnt sich also doppelt.
Aufgewachsen mit einem narzisstischen Elternteil? Dann kennst du wahrscheinlich das Gefühl, immer funktionieren zu müssen – und trotzdem nie "genug" zu sein. Diese Kindheit hinterlässt Spuren, die oft bis ins Erwachsenenleben reichen.
Wer mit einem oder sogar beiden narzisstischen Elternteilen aufgewachsen ist, weiß: Kindheit fühlt sich dann nicht nach Bullerbü an, sondern eher nach einem nie endenden Casting für die Hauptrolle im Leben der Eltern.