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Fragen der Liebe

Fremdgehen in der Beziehung: Trennung oder zweite Chance?

Serious boyfriend and his unrecognizable girlfriend looking down while standing together at the city street.
Beziehungskrise: Das beklemmende Gefühl, dass jemand vor dir steht, der ganz weit weg scheint.Bild: E+ / miniseries
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Vertrauensbruch – bleibt uns nur die Trennung?

Ob Single, beim Dating oder in Beziehung – die Suche nach einem glücklichen Liebesleben kann Fragen aufwerfen. Wir beantworten einige von ihnen mithilfe von Expert:innen aus den Bereichen der Paartherapie und Psychologie.
17.08.2025, 08:1717.08.2025, 08:17
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Weniges im Leben ist so bitter wie der kleine Augenblick, in dem man begreift, dass der Lieblingsmensch illoyal war. Ob ein Seitensprung, heimliches oder respektloses Verhalten – der Vertrauensbruch ist wie ein sich öffnender Schacht, in dessen Tiefe man abrupt stürzt.

Wut, Schock, Enttäuschung, verletzter Stolz und Misstrauen übernehmen nun das Ruder. Bis die Entschuldigung kommt und mit ihr im besten Fall auch ehrliche Erklärungen, neue Absprachen und eine zweite Chance. Das Ideal im Katastrophenfall.

Doch was, wenn ihr euch auch nach Wochen der Beziehungsarbeit noch fremd vorkommt? Wenn das Vertrauen weg ist – bleibt dann nur die Trennung?

Wir haben Mignon Kowollik danach gefragt. Sie arbeitet als Sexual-Coach für Paare und Singles in Hamburg und kennt sich mit Vertrauensbrüchen gut aus.

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Sexualberaterin Mignon KowollikBild: PR / Leonie Alma

Verletzende Fehltritte in Partnerschaften schädigen diese schwer, weiß sie: "Ein Vertrauensbruch ist eine tiefe Wunde in einer Beziehung, und nicht immer gelingt es, diese zu heilen."

Die Frage, ob man dennoch weiter an der Liebe festhalten soll, sei "eine schwierige", besonders "wenn festgestellt wird, dass man dem oder der Partner:in nicht verzeihen kann."

Nach Beziehungskrise: Paare brauchen Zeit für die Vergebung

"Es ist jedoch wichtig", sagt Kowollik weiter, "diese Entscheidung nicht aus einer akuten Emotion heraus zu treffen, sondern nach einer Phase der Reflexion." Eine Trennung, aber auch eine vorschnelle Versöhnung im Affekt ist nicht viel wert.

Ein paar Tage Bedenkzeit, oder zumindest eine Nacht, um darüber zu schlafen, "kann schon helfen, einen klareren Kopf zu bekommen", ist die Expertin sicher.

"Verzeihen bedeutet nicht, den Vertrauensbruch zu ignorieren oder zu entschuldigen."

Der häufigste Vertrauensbruch, der Paare belastet, ist immer noch der Seitensprung. Doch selbst für Fremdgänger:innen gibt es zweite Chancen. Immerhin "sind 32 Prozent der Frauen und 47 Prozent der Männer in Deutschland dazu bereit, dem oder der Partner:in einen Seitensprung zu verzeihen", zitiert Kowollik eine Umfrage im Auftrag des Datingportals Ashley Madison.

Vergebung bedeute aber nicht, dass man es akzeptiert, hintergangen zu werden. Im Gegenteil. "Verzeihen bedeutet nicht, den Vertrauensbruch zu ignorieren oder zu entschuldigen", wird die Sexualberaterin deutlich.

Es sei vielmehr ein Prozess, "bei dem beide Partner:innen daran arbeiten müssen, die Beziehung wieder aufzubauen." Der Verzeihende müsste sich die schmerzhafte Frage stellen, was seinerseits zum Vertrauensbruch geführt haben könnte. Der Um-Verzeihung-Bittende muss die Besserung nicht nur geloben, sondern aktiv angehen.

Trennung kann ein Zeichen von Selbstfürsorge sein

Manchmal gelingt es Paaren tatsächlich, aus solchen Krisen gestärkt hervorzugehen, "doch wenn gemerkt wird, dass der Schmerz, das Misstrauen oder die Enttäuschung zu tief sitzt, könnte eine Trennung ein Zeichen von Selbstfürsorge sein", gibt Kowollik zu Bedenken.

Wer die Beziehung danach nur noch als Mindfuck empfände, solle bloß nicht gute Miene zum bösen Spiel machen und sich dabei quälen. Die Expertin: "Es ist keine Schwäche, Grenzen zu ziehen, wenn gespürt wird, dass die emotionale Gesundheit leidet."

Es helfe, jetzt mit sich selbst ehrlich zu sein, sagt sie und führt aus, welche Fragen man sich stellen könne:

"Geht es wirklich darum, dass man nicht verzeihen kann? Oder sind andere Probleme Teil des Ganzen? Manchmal verdeckt nämlich ein Vertrauensbruch tiefere Themen in der Beziehung, die unabhängig davon gelöst werden müssen."

Typisches Beispiel: Es lohnt sich nicht, wochenlang über die Art eines Seitensprungs zu sprechen (wann, mit wem, wie oft etc.), wenn der Kern der Krise eigentlich darin liegt, dass man sich emotional völlig entfremdet hat.

"Falls man unsicher ist, kann ein Gespräch mit einem oder einer Paartherapeuten:in Klarheit schaffen", rät Mignon Kowollik. Denn: "Eine neutrale Perspektive hilft oft, zu erkennen, ob noch eine Basis für die Beziehung besteht oder ob eine Trennung der richtige Schritt ist."

"Letztlich ist die wichtigste Frage: Gibt es Raum für Heilung und ein neues Vertrauen?", ist die Expertin sicher. "Wenn die Antwort darauf 'Nein' ist, könnte Trennung der Weg sein, sich selbst Treue zu zeigen."

Anstatt ein totes Pferd namens "Liebes-Fiasko" weiterzureiten, entsteht dann Raum für etwas Neues. "Und das ist kein Scheitern", tröstet Kowollik, "sondern ein mutiger Schritt in Richtung Selbstachtung und Zukunft."

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