Wie wichtig ist der Beruf bei der Partnersuche?
Beim unverbindlichen Dating spielt der Job keine große Rolle. Doch sobald eine feste Partnerschaft gesucht wird, können sich die wenigsten frei davon machen, Hoffnungen (oder Befürchtungen!) in den Beruf ihres Dates hineinzuinterpretieren.
Mit einem Büromenschen, der 60-Stunden-Wochen schiebt, um befördert zu werden, kündigt sich eben ein ganz anderes gemeinsames Leben an als mit einem oder einer kitesurfenden Barista auf Fehmarn. Die Zukunftsvisionen sollten zumindest ein wenig zusammenpassen.
Berufliche Ziele verraten außerdem oft nicht nur etwas über Werte und Motivation, sondern geben auch Hinweise auf Wesenszüge – ein paar schüchterne TV-Moderator:innen oder kinderhassende Erzieher:innen mal ausgenommen. Ist der Beruf beim Dating also eine relevante Information?
Wir fragten bei Lisa Fischbach nach. Sie ist Diplom-Psychologin und berät Singles und Paare in ihrer Praxis in Hamburg, forscht zudem in Sachen Dating.
Gen Z findet den Beruf beim Dating wichtiger als Boomer
Singles scheinen sich da uneinig zu sein, erklärt sie. Fischbach leitete die diesjährige Elite-Partner-Studie 2025 und fragte genau das ab. Sie stellte fest: "Der Beruf spielt für etwa ein Drittel der Befragten eine (sehr) wichtige Rolle bei der Partnersuche, während rund ein Drittel ihn eher unwichtig findet und ein weiteres Drittel neutral bleibt."
Interessant ist, dass jüngere Menschen den Job ihres Dates wichtiger finden als ältere:
Tatsächlich fanden nur 22 Prozent in der Boomer-Generation den Job ihres Dates wichtig – im Vergleich zu 39 Prozent der Gen Z. Besonders relevant ist der Job des Dates laut Eigenangaben für Akademiker:innen (42 Prozent) im Vergleich zu Nicht-Akademiker:innen (23 Prozent).
Warum gerade junge Menschen den Fokus so stark auf die beruflichen Ambitionen ihrer Dates legen, erklärt Fischbach durch die noch sehr idealistische und dynamische Lebensphase, in der sie sich befänden.
"Gerade beim Einstieg in den Job investieren junge Menschen viel in ihre berufliche Entwicklung oder auch Karriere, was Erwartungen an ähnliche Werte und Lebensentwürfe bei potenziellen Partnerinnen und Partnern wecken kann", schildert sie gegenüber watson.
Ähnliche Arbeits-Mentalität erspart Paaren viele Konflikte
Eine ähnliche Job-Mentalität sorge auch für Frieden: "Denn tickt man in diesem Lebensbereich ähnlich, erfährt man mehr Verständnis für Überstunden und Stress, findet im anderen einen guten Sparringspartner. Das verbindet und vermeidet Konflikte", sagt Fischbach.
Zudem identifizieren sich einige Menschen stark über ihren Beruf. Dann erfährt das Thema eine große Wichtigkeit. Auffällig sei das besonders in Berufen, die geradezu als Berufung gelten oder stark dem Wohl der Gesellschaft dienen. "Je stärker Menschen ihrer beruflichen Tätigkeit Bedeutung zuschreiben, desto stärker definieren sie sich über den Beruf", weiß Lisa Fischbach.
Kurz gesagt: Wem der eigene Job ein bisschen egal ist, ihn eher als Broterwerb betrachtet, schert sich auch weniger um den Job der Anderen.
Studie zeigt: Ein sicherer Job wirkt anziehender als hohes Prestige
Was genau einen Job für Singles attraktiv klingen lässt, hat die Psychologin bei den 6328 Studien-Teilnehmer:innen ebenfalls abgefragt. Ein besonders attraktiver Beruf des Gegenübers sei demnach verantwortungsvoll, sozial, gut bezahlt, krisensicher und verspräche eine gute Work-Life-Balance (Top-5-Angaben).
Eher abgeschlagen wurden hingegen die Faktoren Prestige, Reisetätigkeit, abenteuerliche oder einflussreiche Aspekte im Job. Das zeigt: die meisten Singles freuen sich vor allem über jemanden mit viel Stabilität im Beruf.
Das sei, gerade in Bezug auf die "Existenzsicherung" in einem gemeinsamen Leben, auch nicht verwunderlich. Fischbach erklärt, dass der "Beruf viele Funktionen" habe, darunter auch das "soziale Netzwerk, Persönlichkeitsentwicklung und Identitätsbildung."
"Dennoch sollte der Job nicht als alleiniges Maß gelten", mahnt sie. Wer einen Job, einen akademischen Titel oder Gehaltscheck überbewertet, verpasst vielleicht Menschen, die besser zu ihm oder ihr passen.
Viel wichtiger sei laut der Expertin nämlich "der Blick auf die Person als Ganzes", nicht nur ihren Job. Abschließend verrät sie, worauf es wirklich ankommen sollte:
