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Fragen der Liebe

Gen Z: Beruf spielt beim Dating unter jungen Menschen besondere Rolle

Inventive female painter looking at the camera in her art studio. Skilful artist making a blue painting for her new art project. Creative young woman working on the floor in her atelier.
Wer künstlerisch arbeitet, fremdelt vielleicht mit Dates, die nur Wochenstunden abreißen.Bild: iStockphoto / jacoblund
Fragen der Liebe

Wie wichtig ist der Beruf bei der Partnersuche?

Beim ersten Date geht es meist um den generellen Vibe miteinander – dennoch begegnet man dort auch sachlichen Stolpersteinen. Zum Beispiel, wenn die Werte, Leidenschaften und Motive bei der Berufswahl heftig auseinanderklaffen. Watson fragte eine Psychologin, wie entscheidend die Arbeit beim Dating tatsächlich ist.
09.11.2025, 10:2009.11.2025, 10:20

Beim unverbindlichen Dating spielt der Job keine große Rolle. Doch sobald eine feste Partnerschaft gesucht wird, können sich die wenigsten frei davon machen, Hoffnungen (oder Befürchtungen!) in den Beruf ihres Dates hineinzuinterpretieren.

Mit einem Büromenschen, der 60-Stunden-Wochen schiebt, um befördert zu werden, kündigt sich eben ein ganz anderes gemeinsames Leben an als mit einem oder einer kitesurfenden Barista auf Fehmarn. Die Zukunftsvisionen sollten zumindest ein wenig zusammenpassen.

Berufliche Ziele verraten außerdem oft nicht nur etwas über Werte und Motivation, sondern geben auch Hinweise auf Wesenszüge – ein paar schüchterne TV-Moderator:innen oder kinderhassende Erzieher:innen mal ausgenommen. Ist der Beruf beim Dating also eine relevante Information?

Wir fragten bei Lisa Fischbach nach. Sie ist Diplom-Psychologin und berät Singles und Paare in ihrer Praxis in Hamburg, forscht zudem in Sachen Dating.

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Psychologin Lisa Fischbach hat sich mit Job-Interessen im Dating auseinandergesetzt.Bild: Elitepartner

Gen Z findet den Beruf beim Dating wichtiger als Boomer

Singles scheinen sich da uneinig zu sein, erklärt sie. Fischbach leitete die diesjährige Elite-Partner-Studie 2025 und fragte genau das ab. Sie stellte fest: "Der Beruf spielt für etwa ein Drittel der Befragten eine (sehr) wichtige Rolle bei der Partnersuche, während rund ein Drittel ihn eher unwichtig findet und ein weiteres Drittel neutral bleibt."

Interessant ist, dass jüngere Menschen den Job ihres Dates wichtiger finden als ältere:

"Besonders in Gen Z und Gen Y legen Männer stärker Wert auf den Job des Gegenübers: circa 40 Prozent der jungen Männer sehen den Beruf als relevant an. Bei Frauen der gleichen Altersgruppen liegt der Anteil teils knapp darunter, doch auch hier steigt die Relevanz gegenüber älteren Generationen."

Tatsächlich fanden nur 22 Prozent in der Boomer-Generation den Job ihres Dates wichtig – im Vergleich zu 39 Prozent der Gen Z. Besonders relevant ist der Job des Dates laut Eigenangaben für Akademiker:innen (42 Prozent) im Vergleich zu Nicht-Akademiker:innen (23 Prozent).

Warum gerade junge Menschen den Fokus so stark auf die beruflichen Ambitionen ihrer Dates legen, erklärt Fischbach durch die noch sehr idealistische und dynamische Lebensphase, in der sie sich befänden.

"Je stärker Menschen ihrer beruflichen Tätigkeit Bedeutung zuschreiben, desto stärker definieren sie sich über den Beruf."

"Gerade beim Einstieg in den Job investieren junge Menschen viel in ihre berufliche Entwicklung oder auch Karriere, was Erwartungen an ähnliche Werte und Lebensentwürfe bei potenziellen Partnerinnen und Partnern wecken kann", schildert sie gegenüber watson.

Ähnliche Arbeits-Mentalität erspart Paaren viele Konflikte

Eine ähnliche Job-Mentalität sorge auch für Frieden: "Denn tickt man in diesem Lebensbereich ähnlich, erfährt man mehr Verständnis für Überstunden und Stress, findet im anderen einen guten Sparringspartner. Das verbindet und vermeidet Konflikte", sagt Fischbach.

Zudem identifizieren sich einige Menschen stark über ihren Beruf. Dann erfährt das Thema eine große Wichtigkeit. Auffällig sei das besonders in Berufen, die geradezu als Berufung gelten oder stark dem Wohl der Gesellschaft dienen. "Je stärker Menschen ihrer beruflichen Tätigkeit Bedeutung zuschreiben, desto stärker definieren sie sich über den Beruf", weiß Lisa Fischbach.

Kurz gesagt: Wem der eigene Job ein bisschen egal ist, ihn eher als Broterwerb betrachtet, schert sich auch weniger um den Job der Anderen.

Studie zeigt: Ein sicherer Job wirkt anziehender als hohes Prestige

Was genau einen Job für Singles attraktiv klingen lässt, hat die Psychologin bei den 6328 Studien-Teilnehmer:innen ebenfalls abgefragt. Ein besonders attraktiver Beruf des Gegenübers sei demnach verantwortungsvoll, sozial, gut bezahlt, krisensicher und verspräche eine gute Work-Life-Balance (Top-5-Angaben).

Eher abgeschlagen wurden hingegen die Faktoren Prestige, Reisetätigkeit, abenteuerliche oder einflussreiche Aspekte im Job. Das zeigt: die meisten Singles freuen sich vor allem über jemanden mit viel Stabilität im Beruf.

Das sei, gerade in Bezug auf die "Existenzsicherung" in einem gemeinsamen Leben, auch nicht verwunderlich. Fischbach erklärt, dass der "Beruf viele Funktionen" habe, darunter auch das "soziale Netzwerk, Persönlichkeitsentwicklung und Identitätsbildung."

"Dennoch sollte der Job nicht als alleiniges Maß gelten", mahnt sie. Wer einen Job, einen akademischen Titel oder Gehaltscheck überbewertet, verpasst vielleicht Menschen, die besser zu ihm oder ihr passen.

Viel wichtiger sei laut der Expertin nämlich "der Blick auf die Person als Ganzes", nicht nur ihren Job. Abschließend verrät sie, worauf es wirklich ankommen sollte:

"Interessen, Lebensziele, Kommunikationsstil, Persönlichkeitseigenschaften und Zukunftsvorstellungen. Denn diese sind entscheidender für echte Kompatibilität als der Titel oder das Gehalt allein."
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