Winterdepression: Experte empfiehlt Mittel gegen die saisonale Verstimmung
Kommt der Winter, kommt die schlechte Stimmung. So ist es zumindest für viele Menschen, mit einer saisonalen affektiven Störung (SAD). Besonders Frauen stehen verstärkt im Risiko, die Störung, auch bekannt als Winterdepression, zu entwickeln.
Diese Form der saisonalen Depression beginnt üblicherweise im Herbst oder Winter. Betroffene haben oft schlechtere Stimmung, Trägheit und ein verstärktes Schlafbedürfnis. Einige kennen diese Symptome aus dem milderen "Winter-Blues".
Doch dem muss nicht so sein. Norman Rosenthal, ein Professor an der Georgetown University School of Medicine, erforschte und benannte die Erkrankung vor mehr als 40 Jahren. Seither hat er unzählige Betroffene behandelt. Laut ihm gibt es Wege, diese Belastung abzuwenden.
Im Herbst die Winterdepression vorbeugen: Experte teilt Tipps
Besonders, wer in der kalten Jahreszeit in der Vergangenheit schon gewisse psychische Herausforderungen erlebt hat, kann präventiv handeln. Der Herbst bietet dafür die ideale Gelegenheit.
Forscher:innen gehen heute davon aus, dass die saisonal abhängige Depression im Winter vor allem durch den Mangel an Tageslicht entsteht. Wenn die Sonne seltener scheint und die Tage kürzer werden, gerät unser innerer Takt aus dem Gleichgewicht: Die zirkadiane Rhythmik, also unsere biologische Uhr, stimmt nicht mehr mit den natürlichen Lichtzyklen draußen überein.
Zusätzlich spielt Licht eine direkte Rolle im Gehirn: Spezialisierte Lichtsinneszellen in der Netzhaut sind mit Hirnarealen verbunden, die unsere Stimmung steuern. Gleichzeitig verändern sich im Verlauf der Jahreszeiten auch die Neurotransmitter – insbesondere Serotonin und Dopamin. Wenn diese in den dunklen Monaten sinken, kann das zu Antriebslosigkeit, Traurigkeit und Müdigkeit führen.
Winterdepression: Entdecker teilt Tipps gegen schlechte Stimmungen
Die naheliegende Antwort auf das Dunkel lautet: mehr Licht dorthin bringen, wo es fehlt. Eine wirksame Behandlung der Winterdepression ist daher die Lichttherapie mit Lampen, die mindestens 10.000 Lux starkes Licht erzeugen. Studien, etwa aus dem Jahr 2015, zeigen, dass die Lichttherapie bei rund zwei Dritteln der Betroffenen die Stimmung deutlich verbessert und depressive Symptome lindert.
Der Psychiater Rosenthal lebt das Prinzip Licht laut der "Washington Post" selbst. In fast jedem Raum seines Hauses habe er zusätzliche Lichtquellen installiert, insgesamt seien es dreizehn verschiedene Lichttherapiegeräte. Davon nutze er allein im Schlafzimmer drei große Lichtboxen, um den Sonnenaufgang zu simulieren.
Rosenthal betont, dass man es mit der Lichttherapie nicht so weit treiben muss wie er selbst. Wichtig sei vor allem, sich ärztlich beraten zu lassen und das Vorgehen individuell abzustimmen.
In der Regel empfehlen Fachleute, täglich etwa 30 Minuten helles Licht zu nutzen – am besten morgens, um den zirkadianen Rhythmus an das Tageslicht anzupassen. Rosenthals Tipp: "Ersetzt bewusst, was fehlt."
Außerdem empfiehlt der Psychiater "spazieren gehen, die Jahreszeiten genießen." Denn sie seien "wunderschön". Doch wirkliche Freude daran könne man erst haben, wenn man auch für das eigene biologische Gleichgewicht gesorgt hat. Daher meditiert Rosenthal zweimal täglich. "Das sind äußerst entscheidende Dinge, um alle Aspekte von Geist und Körper lebendig zu halten", erklärt Rosenthal gegenüber der "Washington Post".
Sollte das nicht ausreichen, um der saisonalen Depression entgegenzusteuern, könnten eine Verhaltenstherapie oder Psychopharmaka wie Antidepressiva ein effektives Mittel sein.
