Cafés sind längst mehr als Orte für guten Kaffee und Croissants – sie sind die inoffiziellen Büros und Bibliotheken der Studierenden. Mit Kaffeeduft in der Nase wird in entspannter Einrichtung an Hausarbeiten gefeilt, für Prüfungen gelernt oder einfach nur so getan, als wäre man produktiv.
Nebenbei werden Koffein- und Zuckerpegel konstant gehalten, wenn man schonmal so nah an der Quelle für Flat White, Iced Matcha Latte oder dem klassischen Espresso sitzt.
Und während draußen das Leben tobt, werden drinnen Tastaturen wund getippt, Notizen in Heften gekritzelt, Lieblings-Lieder zur Konzentration gehört, es wird auf Handy-Bildschirme und Monitore geblickt, alle verfügbaren Steckdosen zum Aufladen genutzt, der eigens mitgebrachte Drucker betätigt ... Moment, was?
In manchen Regionen der Welt heben Studierende das Café-Game wohl auf ein anderes Level – etwa in Südkorea. Und mittlerweile regt sich Widerstand dagegen.
In Südkorea sind Cafés als Arbeitsort für junge Menschen sehr beliebt: Der BBC zufolge gaben in einer aktuellen Umfrage unter Arbeitssuchenden der Gen Z in Südkorea etwa 70 Prozent an, mindestens einmal pro Woche in Cafés zu lernen. Doch es gibt unter Studierenden offenbar einen neuen Trend, diese Möglichkeit mitunter überzustrapazieren.
So beschweren sich mittlerweile Café-Besitzer:innen und sogar große Konzerne über Studierende, die sich in ihren Lieblings-Läden mehr zu Hause fühlen als zu Hause. Sprich: Sie breiten sich bis ins Unermessliche aus und bleiben von morgens bis spätabends.
"Bei den hohen Mieten in Daechi ist es schwierig, ein Café zu betreiben, wenn jemand den ganzen Tag einen Platz besetzt hält", beschwert sich etwa Hyun Sung-joo gegenüber BBC. Daechi ist ein wohlhabender Stadtteil in Seoul, der Hauptstadt Südkoreas.
Der Café-Besitzer beschreibt gegenüber dem Sender, wie ein Kunde kürzlich in seinem Café seinen Arbeitsplatz eingerichtet habe, der neben gleich zwei Laptops auch eine Steckdosenleiste mit sechs Anschlüssen zum Aufladen aller Geräte umfasst haben soll.
Dieses Set-up soll er den ganzen Tag aufgebaut gelassen haben.
Irgendwann habe es Hyun Sung-joo demnach gereicht: "Am Ende habe ich die Steckdosen blockiert", erzählt er der BBC.
Mit seinen Erfahrungen ist der Café-Besitzer demnach bei Weitem nicht allein. Nicht nur kleinere Läden wehren sich mittlerweile gegen die Studierenden, auch die Kette Starbucks hat reagiert.
Vor wenigen Wochen beschlossen die Verantwortlichen, die ausufernden Studier-Exzesse einzudämmen, indem sie neue Guidelines aufstellen. Seitdem sind in südkoreanischen Starbucks-Filialen Schilder angebracht, auf denen Kund:innen gebeten werden, das Mitbringen eigener Drucker und Monitore zu unterlassen.
Auch sollen Studierende ihren Platz nicht für längere Zeit unbeaufsichtigt lassen, um woanders etwas essen zu gehen.
Zur Ehrenrettung der Studierenden: Das Bildungssystem in Südkorea gilt als extrem wettbewerbsorientiert und belastend für Schüler:innen und Studierende. Diese müssen dementsprechend noch viel mehr pauken als in anderen Ländern.