Es läuft nicht in der europäischen Weinwirtschaft. Die Großhandelspreise sinken auf ein dramatisches Tief. Die Lage ist offenbar so dramatisch, dass der Deutsche Weinverband in einem Schreiben an den Agrarminister Alois Rainer von einer "tiefgreifenden strukturellen Krise" spricht.
Im Schnitt bekamen Winzer:innen für Fasswein 2024 60 Cent je Liter. Zum Vergleich: 2020 waren es noch 3,12 Euro. Von einem Abschwung kann also durchaus die Rede sein. Betriebe in Not mussten vergangenes Jahr sogar auf 40 Cent je Liter runtergehen.
Der Präsident des Deutschen Bauernverbands, Joachim Rukwied, bewirtschaftet selbst Weinberge. Bei der diesjährigen Erntepressekonferenz nannte er ähnliche Preise. Ein Zusammenspiel mehrerer Faktoren führt zu einer dramatischen Lage.
Erstmal zum Grund der niedrigen Preise: ein rückläufiger Weinkonsum. Das gilt nicht nur für Deutschland, sondern auch international, schreibt "agrarheute". In Deutschland wächst zudem das Angebot an ausländischem Wein, der aufgrund niedrigerer Produktionskosten zu zunehmendem Wettbewerbsdruck führt.
Deutsche Winzer:innen setzen in der Folge weniger ab, ihre Umsätze brechen ein. Gleichzeitig füllen sich ihre Weinkeller mit unverkauften Flaschen. Bis April 2025 sank der Absatz um sechs Prozent, schreibt "agrarheute" unter Berufung auf Zahlen der Hochschule Geisenheim.
Gestiegene Kosten für Energie, Gas, Maschinen und Löhne bei gleichzeitig sinkenden Absätzen sind wirtschaftlich eher suboptimal. Wenngleich höhere Löhne immer sehr Teil des Leidwesens der Unternehmerwelt sind, die aber dabei ausschließen, dass sich vielleicht auch ihre Arbeitskräfte gerne mal einen Wein genehmigen könnten.
Winzer:innen fordern die Politik zum Handeln auf. Sie wollen Maßnahmen, die den Export und Absatz fördern sowie die hiesige Produktion beschränken, etwa via Rodungsprämien, also der staatlich subventionierte Verzicht von Anbauflächen. Zudem sollen Verbraucher:innen mehr heimischen Wein trinken und eben mehr deutschen Wein kaufen statt billiger ausländischer Alternativen.
Komisch daran ist, dass gerade Unternehmer sich immer auf das Spiel zwischen Angebot und Nachfrage beziehen, sprich, dass sich das bessere Angebot durchsetzt. Das Angebot führen sie aber nur dann an, wenn sie auf der Gewinnerseite stehen. Ob der deutsche Wein nur aufgrund seiner Regionalität einen Kauf rechtfertigt, unabhängig des Preises, sei mal dahingestellt.