Obwohl bekannt ist, dass Deutschland aktuell in Zeiten von Inflation lebt, ist für viele der Blick auf den Kassenbon beim Einkaufen ein Schockmoment. Während vor allem Obst und Gemüse aufgrund von Preissteigerungen infolge des Ukraine-Kriegs teurer sind als je zuvor, nutzen größere Marken den Moment für Preissteigerungen ohne Grund. Stiftung Warentest hat nun mithilfe ihrer Leser:innen die gemeinsten Preisfallen zusammengestellt.
Als größtes Problem bezeichnen Expert:innen hierbei die sogenannte Shrinkflation oder auf Deutsch Schrumpflation. Konkret geht es dabei um die versteckte Erhöhung des Preises durch die Verkleinerung der jeweiligen Verpackung.
So ist etwa der Preis für den veganen Naturjoghurt der Marke Alpro nach Angaben der Verbraucherschutzzentrale konstant bei 1,99 Euro geblieben. Da aber die Verpackungsgröße von 500 Gramm auf 400 Gramm Füllmenge geschrumpft ist, ergibt sich eine Preissteigerung von 25 Prozent.
Die Veränderungen sind im Vergleich zur Gesamtgröße oft minimal sind und fallen so beim Einkauf nur den wenigsten Verbraucher:innen auf. Im Vergleich zur tatsächlichen Preissteigerung für Lebensmittel, die im August bei neun Prozent lag, sind die Anpassungen allerdings mitunter immens.
Bei einem Stieleis der Marke Oreo etwa zahlen Kund:innen umgerechnet 63 Prozent mehr als noch zum Jahresbeginn. Auch hier ist der Preis gleich geblieben, doch in der Packung befinden sich plötzlich nur noch drei Eis anstatt vier – und die sind auch noch kleiner als vorher.
Grund für die versteckten Preisfallen ist unter anderem eine psychologische Schwelle, die Händler:innen nicht überschreiten wollen. Kostet ein Produkt etwa plötzlich mehr als 2 Euro, wandern Kund:innen möglicherweise zu günstigeren Marken ab. Bleibt der Preis unter dieser Grenze, greifen sie zum gewohnten Artikel.
Vonseiten der Unternehmen nutzt man hingegen andere Begründungen für den Marketing-Trick. Vielfach werden etwa die gestiegenen Produktionskosten genannt, gerne auch in Verbindung mit einer neuen Nachhaltigkeitsstrategie.
So gibt der Konzern Unilever an, dass die Verpackung des Duschgels der Marke "duschdas" nun zu 100 Prozent aus recyceltem Plastik bestehe. Dass die Packung allerdings 25 Milliliter weniger enthält und entsprechend 22 Prozent teurer ist, bleibt auf den ersten Blick versteckt.
Verbraucherschützer:innen fordern entsprechend konkret festgelegte Rahmenbedingungen vonseiten der Politik. "Wenn Inhaltsmengen sich verringert haben, sollten Hersteller das eine Weile unmissverständlich auf der Packung mitteilen müssen", schlägt etwa Armin Valet von der Verbraucherschutzzentrale Hamburg vor.
Bisher gelten für entsprechend geschrumpfte Verpackungen kaum gesetzliche Einschränkungen. Nur täuschende Informationen oder übergroße Verpackungen werden geahndet.
Mitunter nehmen Unternehmen aber auch angebliche Kund:innenwünsche als Anhaltspunkt für die geschrumpfte Abpackung. Der Aufdruck "Neue Form für feineren Genuss" bei einer Schokolade der Marke Moser lässt entsprechend ebenfalls Gutes vermuten – dabei erhalten Verbraucher:innen 34 Gramm weniger Produkt zum gleichen Preis.
Die Beschwerden von Verbraucher:innen in Bezug auf Shrinkflation haben in diesem Jahr insgesamt einen Rekordwert erreicht. "Die Marktführer machen es vor, andere ziehen nach", bestätigt Valet in der "Stiftung Warentest".
Als Anhaltspunkt für Verbraucher:innen empfehlen Experten den Blick auf den Grundpreis pro Kilogramm. Bei häufig gekauften Produkten sollte entsprechend der Preis notiert und regelmäßig überprüft werden. Fälle von Shrinkflation können bei Stiftung Warentest gemeldet werden.