
Natascha Wegelin, die Unternehmerin hinter Madame Moneypenny gilt als Pionierin der Finanzbildung für Frauen in Deutschland.bild: mirjam hagen
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Madame Moneypenny
Mehr Sport treiben, mehr Zeit mit der Familie verbringen, weniger Stress im Job oder mit dem Rauchen aufhören – nur einige klassische Ziele, die sich so manche:r alljährlich im neuen Jahr zu erreichen vornimmt. Alles ehrbare Vorsätze, doch wie wäre es, sich mit dem auf den ersten Blick etwas unliebsamen Thema der eigenen Altersvorsorge zu beschäftigen?
Vor allem Frauen sind im Alter klassischerweise schlechter abgesichert als Männer und beziehen nach aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamtes rund 27 Prozent weniger Alterseinkünfte – Stichwort Gender Pension Gap. Auch gelten rund 20 Prozent der Frauen ab 65 als armutsgefährdet. Grund genug also, als Frau, aber natürlich nicht exklusiv, das Thema in 2025 anzugehen.
Die folgenden vier Steps können auf dem Weg in die finanzielle Unabhängigkeit helfen.
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Status Quo analysieren und Grundlagen schaffen
Als Erstes gilt es, sich einen Überblick zu verschaffen. Der Blick auf den jährlichen Rentenbescheid zeigt die ernüchternden Fakten, was ohne private Altersvorsorge zu erwarten ist. Deshalb die Fragen: Was habe ich bereits angespart und was weiß ich überhaupt schon über Sparen, Investieren, Zinseszins und Co.?
Hier hilft es, regelmäßig den eigenen Kontostand zu checken, ein Haushaltsbuch über Einnahmen und Ausgaben zu führen oder offen mit Freund:innen über die eigenen Finanzen zu sprechen. Finanzen müssen nämlich keine hochkomplexe Thematik sein. Es reicht bereits, in erster Linie ein Gefühl für den eigenen Umgang mit Geld zu entwickeln.
Ein weiterer wichtiger Schritt ist, das eigene Finanzwissen auszubauen, beispielsweise über Bücher, Blogs oder Mentoring-Programme. Aber Vorsicht: Hier muss genau eingeschätzt werden, wer mir wirklich helfen oder sich hingegen finanziell an mir bereichern möchte. Provisionsbasierte Modelle, bei denen die jeweiligen Finanzberater:innen stark von den Verkaufsabschlüssen profitieren, sind eine eindeutige Red Flag.
Ziel formulieren
Nun geht es daran, sich die Frage zu stellen, wie viel Geld ich on top zur gesetzlichen Rente im Alter monatlich benötige. Die Wunschrente kann, aufgrund der jährlichen Inflationsrate, die in Deutschland in den letzten zehn Jahren bei rund 2,2 Prozent lag, sowie steuerlicher Abgaben, gerne etwas höher liegen.
Außerdem ist zu berücksichtigen, wie viele Jahre mir bis zum Renteneintritt bleiben. Es ist ein Unterschied, ob ich mit Mitte 20 anfange, in die private Altersvorsorge zu investieren oder mit Mitte 30. Wer später beginnt, sollte monatlich mehr zurücklegen, um die "verlorenen" Jahre auszugleichen.
Über Natascha Wegelin
Seit 2015 ist Wegelin Gründerin und Geschäftsführerin der Madame Moneypenny GmbH mit aktuell 20 Mitarbeitenden. Madame Moneypenny GmbH bietet Mentoring-Programme für Frauen an, in denen diese ein stabiles Fundament für eine sichere finanzielle Zukunft aufbauen. Über 10.000 Teilnehmerinnen haben die Programme bereits durchlaufen. Ihr im Jahr 2018 veröffentlichtes Buch "Madame Moneypenny: Wie Frauen ihre Finanzen selbst in die Hand nehmen können" wurde zum Spiegel-Bestseller.
Plan aufsetzen
Das Ziel ist klar gesteckt und es kann an die Entwicklung der Strategie gehen. Ich sollte mir anhand des angeeigneten Wissens die Frage stellen, was ich warum tun möchte und wie viel Risiko ich bereit bin, einzugehen. Grundregel: Investiere in nichts, was du nicht verstehst! Eine gute private Altersvorsorge sollte immer in einen risikoarmen und einen risikobehafteten Anteil aufgeteilt sein.
Exchange Traded Funds, sogenannte ETFs, sind als börsengehandelte Fonds günstiger als sogenannte Aktivfonds, da es keinen verwaltenden Fondsmanager gibt. Breit diversifizierte ETFs investieren in mehrere Tausend Unternehmen gleichzeitig und verteilen damit das Risiko. Das Investment in ETFs ist außerdem mit vergleichsweise wenig Zeitaufwand und individuell wählbaren monatlichen Sparbeträgen möglich.
Für ETFs, aber auch für Investments in Aktien, Immobilien oder das bloße verzinste Anlegen von Geld gilt: Je früher, desto besser. Es ist kein Beinbruch, wenn man mit Mitte 20 noch nichts angelegt hat – es gilt nur, so früh wie möglich anzufangen. Durch eine frühe Investition und die jährliche Reinvestition der Erträge zahlt sich zusätzlich der Zinseszins-Effekt aus, da die Zinserträge mit jedem Jahr größer werden.
Und, um auch mal eine Lanze für die private Rentenversicherung zu brechen: Diese kann gegebenenfalls eine sinnvolle Ergänzung sein. Bestehende Verträge sollten, gerne von unabhängigen Honorarberater:innen, überprüft werden. Vor allem in einem Nettotarif einer fondsgebundenen Rentenversicherung können sicherlich Vorteile liegen.

Wegelin hat unter anderem in das Berliner Start-up nüchtern.berlin und das Frauen-Team des Fußballvereins FC Viktoria Berlin investiert.bild: Mirjam Hagen
Auf die Strecke bringen
Vorsätze hin oder her, entscheidend ist es am Ende, ins Doing zu kommen. Den ersten Schritt dazu hat schon getan, wer sich einmal intensiv mit dem Thema der privaten Altersvorsorge auseinandergesetzt hat. Wer das geschafft hat, bringt das Geplante anschließend in der Regel auch in die Umsetzung. Ist alles eingerichtet, ist der jährliche Aufwand überschaubar.
Zwei Stunden im Jahr genügen bereits, um bestehende Pläne zu checken und notfalls zu rebalancieren – also die ursprüngliche Gewichtung im Portfolio wiederherzustellen (beispielsweise 70 Prozent risikobehaftet, 30Prozent risikoarm). Das sollte vor allem bei einem weit entfernten Rentenbeginn regelmäßig priorisiert werden, allein schon aufgrund einer möglichen Veränderung der eigenen Lebenssituation wie Ehe oder Geburten.
Ein großer Vorteil von der Auseinandersetzung mit der privaten Altersvorsorge gegenüber vielen anderen Neujahrsvorsätzen: Wirklich aktiv durchziehen muss man hier mit großem eigenen Aufwand nichts. Einmal richtig aufgesetzt, entwickelt sich das angelegte Vermögen in der Regel ganz von allein – und dann braucht es nur noch Geduld. Bleibt also mehr Zeit für die anderen guten Vorsätze, oder dafür, einfach mal die Füße hochzulegen.
Ach, wenn's in der politischen Welt nur so einfach wäre wie auf Tinder: Nach links swipen und man muss nie wieder etwas mit der anderen Person zu tun haben.