Leben
Geld & Shopping

Kassenzettel 2003: Aldi-Preise schocken Netz-Community

Aldi, beste Leben!
Aldi, beste Leben!Bild: IMAGO images / FotoPrensa
Geld & Shopping

Supermarkt: Alter Bon von Aldi sorgt bei Kunden für Schock

Ein Kassenzettel von Aldi aus dem Jahr 2003 bringt gerade die Netz-Community zum Toben: Erdbeeren für 79 Cent – das waren noch Zeiten! Heute zahlt man locker das Vierfache. Doch was sagt das wirklich über unsere Kaufkraft aus? Ein Blick hinter den Preisschock zeigt: Die Wut ist real – aber trifft sie auch das Richtige?
09.08.2025, 08:0909.08.2025, 08:09
Mehr «Leben»

Preisvergleiche sind ein herrliches Aufregerthema. Gerade vor Eisdielen zetern Kund:innen spätestens bei der Bezahlung los. Plötzlich besinnen sich alle auf eine Zeit zurück, in der alles leichter, alles bezahlbarer war. Eine Kugel Eis für zehn Pfennig, was ging es uns damals doch gut! Ja, und den Diabetes-Praxen erst.

Wie sich Reallöhne entwickeln, also der Indikator für die Kaufkraft, spielt dabei eine untergeordnete Rolle, wenn sie denn überhaupt eine spielen. Nun fußen die Vergleiche immer auf ungefähre Vorstellungen davon, wie es einmal gewesen sein könnte. Manchmal gibt es aber auch Belege, so gesehen Zeitdokumente. Und so einer sorgt derzeit für Aufruhr.

Erdbeeren waren bei Aldi deutlich günstiger

Ein Reddit-Nutzer hat einen Kassenzettel von Aldi aus dem Jahre 2003 gepostet. Der stammt offenbar aus einer Filiale im saarländischen Tholey. Und ein Preis darauf lässt die Community kollektiv die Fassung verlieren: 500 Gramm Erdbeeren für 79 Cent. Heute zahlt man bei Aldi für die gleiche Menge locker 3,33 Euro – mehr als das Vierfache.

Oha, das aber günstig!
Oha, das aber günstig!Bild: Screenshot: Reddit

"Frisch bei Aldi gerade 3,33 Euro" für die gleiche Menge – eine Preissteigerung um mehr als das Vierfache", schreibt ein Reddit-Nutzer.

Ein anderer Nutzer legte nach und präsentierte das Median-Haushaltseinkommen: 2833 Euro im Jahr 2003, 3074 Euro heute. Klingt, als sei da nicht viel passiert. Doch der Vergleich hinkt. Denn entscheidend ist, wie viele Menschen von diesem Einkommen leben. Relevanter ist deshalb das sogenannte Äquivalenzeinkommen – das Nettoeinkommen, umgerechnet auf die Anzahl der Haushaltsmitglieder. Das lag 2003 bei rund 16.500 Euro pro Jahr, 2023 bei etwa 26.274 Euro.

Doch sich nur darauf zu stützen, bringt ohnehin nicht viel. Wichtig ist die Lohnentwicklung in Bezug auf die Inflation. Da gab es lange Zeit eine Differenz, die Preise stiegen schneller als die Löhne, wie das Statistische Bundesamt zeigt.

Erst 2024 gab es da wieder ein kräftiges Plus. Dennoch: die meisten Güter wurden in den vergangenen Jahren teurer, die Löhne kamen da wiederum kaum hinterher. Insofern sorgt ein Plus nicht direkt für eine direkte Entlastung.

Dazu kommen Sondereffekte: Während der Energiekrise explodierten die Preise – auch für Erdbeeren. Schlechtere Ernten durch den Klimawandel und gestiegene Transportkosten taten ihr Übriges.

In den vergangenen zehn Jahren stieg der Erdbeerpreis um bis zu 70 Prozent, wie die "Tagesschau" berichtete. Auch strukturelle Faktoren wie der Mindestlohn spielten eine Rolle. Der war zwar überfällig und dringend nötig – doch er verteuerte eben auch die Arbeitskosten in der Landwirtschaft.

Kollektive Wut ist berechtigt

Fazit: Ja, Erdbeeren sind heute teurer. Genau wie viele andere Produkte. Aber die Wut, die sich beim Blick auf alte Kassenzettel entlädt, trifft oft das Falsche. Entscheidend ist nicht der Preis allein – sondern ob die Reallöhne mithalten. Und das tun sie derzeit nur bedingt. Die kollektive Empörung über gestiegene Preise ist also nicht irrational. Sie ist ein Symptom dafür, dass vielen das Gefühl für ökonomische Gerechtigkeit abhandengekommen ist – und das ganz real begründet.

Ob der Bon echt ist und wie Aldi Süd zu dem Thema steht, hat watson angefragt. Eine Antwort steht leider noch aus.

Chikungunya-Virus: Wie gefährlich ist das wirklich?
Chikungunya ist nicht nur fast unaussprechlich, sondern auch unangenehm und rückt immer näher: Ein Virus, das früher als Tropenproblem galt, wird plötzlich zum Thema für Europa.
Gerade noch war es die Tigermücke, jetzt ist es wieder das Chikungunya-Virus. Klingt wie ein teurer Cocktail auf Ibiza, ist aber leider weniger erfrischend. Das Virus macht nicht nur in tropischen Ländern die Runde, sondern klopft inzwischen auch in Europa an.
Zur Story