Wer gelegentlich auf Reisen geht, kennt dieses ungewohnte Gefühl nach dem Einkauf im Supermarkt: Die Colaflasche kommt nach dem Trinken einfach in den Müll. Es folgt die Einsicht, dass man auch für diese eine lästige Pfandflasche von zu Hause in diesem Urlaub kein Geld mehr bekommen wird.
Deutschland ist seit Jahren stolzer Vertreter eines ausgeklügelten Pfandsystems, das in diesem Jahr sogar noch auf weitere Behälter ausgeweitet wurde. Der Supermarkt-Riese Kaufland plant in diesem Zuge offenbar eine Neuerung, die den Pfand-Alltag der Deutschen erleichtern soll.
In Wiesbaden begeistert Kaufland die Verbraucher:innen bereits seit einigen Wochen mit neuen Automaten, die mehrere Flaschen gleichzeitig aufnehmen können. Ausgestattet mit dem sogenannten Multi-Feed-System testet das Unternehmen in Baden-Württemberg nun eine ganz neue Generation an Pfandautomaten.
In Steinheim stehen Berichten der "Lebensmittelzeitung" zufolge schon die ersten Geräte des Herstellers Tomra bereit. Diese sollen demnach bis Herbst einem Probelauf unterzogen werden.
Das Besondere an dem neuen System ist, dass Leergut kontinuierlich eingeworfen werden kann. Anders als bei herkömmlichen Automaten müssen Verbraucher:innen hier entsprechend nicht auf das Signal warten, dass die nächste Flasche in den Automaten gelegt werden darf. In einem Anlauf können so bis zu 100 Behälter registriert werden.
Technisch wird das Ganze durch ein durchgängig laufendes Förderband ermöglicht, welches das Leergut in den Pfandraum transportiert. In der Regel erhält man am Pfandautomaten eine Fehlermeldung, wenn man etwa zwei Flaschen hintereinander in den Automaten schiebt.
Das Kaufland-Unternehmen gibt in diesem Zusammenhang an, dass das Multi-Feed-System vor allem für Kund:innen mit größeren Mengen an Leergut eine Hilfe sein wird. Im Falle eines positiven Feedbacks aus Steinheim werde man über ein bundesweites Rollout der neuen Systeme nachdenken.
"Der Tomra R2 mit seinem Multi-Feed-Konzept ist ein echter Game-Changer für die Verbraucher", erklärt Tomra-Chef Thomas Løstegård gegenüber "Der Westen". Von der Handhabung an sich ändert sich für die Kaufland-Kund:innen in Steinheim allerdings nichts.
Bis auf Deutschland haben auch in Europa nur die skandinavischen und baltischen Länder ein aktives Pfandsystem. Einige andere Länder wie Kroatien erheben zudem Pfand auf spezielle Mehrwegbehälter.
Generell hat sich die Europäische Union (EU) auf die verstärkte Nutzung von Mehrwegverpackungen verständigt. Zuletzt sorgte ein Vorschlag aus der Europäischen Kommission für Aufsehen, der eine Pflicht für Pfandsysteme für Getränkedosen und -flaschen in allen Ländern bis 2029 vorsähe.
Als Vorteil hieran bezeichnet man auch die europäische Einheitlichkeit im Pfandsystem.