
Nur Bares ist Wahres?Bild: imago images / Lobeca/Ralf Homburg
Geld & Shopping
An so manchem Ort in Deutschland braucht man noch immer Bargeld. Oft wird den entsprechenden Läden auch vorgeworfen, dadurch unentdeckt Mehreinnahmen zu machen. Doch ganz so anonym ist Bargeld gar nicht.
09.07.2025, 18:5109.07.2025, 18:51
Es gibt einige Kleinigkeiten, an denen man das Alter einer Person relativ leicht erraten kann. Tennissocken etwa gelten seit einigen Jahren als absolutes It-Piece der Gen Z (Millenials tragen nur ankle socks, just admit it).
Auch die Art und Weise, wie man ein Smartphone bedient, lässt relativ schnell erkennen, ob man als digital native groß geworden ist. Und dann gibt es da noch die Sache mit dem Bargeld: Während jüngere Leute auch mal das 40-Cent-Brötchen im Supermarkt mit Karte bezahlen, setzen zumeist ältere Menschen auf das gute alte Bargeld.
Eine weitere Fokusgruppe beim Bargeld hingegen hat mit Generationen nichts zu tun. Immer wieder wird der Vorwurf laut, dass Klein- (und Groß-)kriminelle mithilfe von Bargeld unentdeckt ihr Unwesen treiben können.
Bargeldzahlung: Mit Seriennummer ist einfache Verfolgung möglich
Doch dank einer relativ neuen Technologie bleiben Transaktionen mit Bargeld gar nicht mehr so anonym, wie es auf den ersten Blick aussieht.
Hintergrund ist die Seriennummer, die jeder Geldschein in Deutschland hat. Moderne Geldzählgeräte, aber auch Fahrkarten-, Zigaretten- und Snackautomaten können diese auslesen.
Bereits seit Jahrzehnten wird das sogenannte Bargeldtracking entsprechend gezielt für die Strafverfolgung genutzt. "Bei der Verfolgung von Geldwäsche kann die Kenntnis der Seriennummern helfen, illegale Geldflüsse nachzuvollziehen und die beteiligten Personen oder Organisationen zu identifizieren", erklärt die Polizei Thüringen gegenüber "netzpolitik.org".
In dem Bericht wird ein weiteres Beispiel genannt: Gibt die Polizei bei einer Lösegeldforderung einen Koffer mit Bargeld heraus, vermerkt sie zuvor die entsprechende Seriennummer. Taucht etwa an einem Grenzübergang beim Zoll ein entsprechender Schein wieder auf, können die Beamt:innen Rückschlüsse zu mutmaßlichen Täter:innen ziehen.
Ermittler setzen auf detaillierte Bargeldverfolgung
Bisher war eine solche Analyse nur möglich, wenn das Geld im Zuge einer Polizei- oder Zollkontrolle auftauchte. Aktuell macht sich laut "netzpolitik.org" ein Unternehmen einen Namen, das die bundesweiten Geldströme gesammelt in einem System anzeigen kann – und das beinahe in Echtzeit, da es mit einem der großen Geldtransportunternehmen Deutschlands zusammenarbeitet: die Elephant & Castle IP GmbH.
"Unsere Technologie ermöglicht es, auf Knopfdruck die Historie von Banknoten nachzuvollziehen", sagt Gerrit Stehle, Geschäftsführer des Unternehmens. Auch wenn Geldscheine Deutschland verlassen, ließe sich das über das System nachvollziehen.
Bisher informiert Stehle die Ermittlungsbehörden mithilfe von Gutachten über entsprechende Geldflüsse. Im Idealfall sollen die Daten künftig aber direkt über spezielle Software für die Beamt:innen zugänglich gemacht werden.
Kritik am Datenschutz von Bargeldtracking
Das Ganze bleibt nicht ohne Kritik. Viele sehen mit dem Bargeldtracking das Recht auf Privatsphäre verletzt. "Eine umfassende Nachverfolgung von Bargeld-Seriennummern würde tiefgreifende Einblicke in das Privatleben von Menschen ermöglichen", sagt etwa der Bundestagsabgeordnete Luke Hoß (Linke). "Nicht nur der Gang zum Bäcker, auch die Fahrt zu einer Klinik für Schwangerschaftsabbrüche wäre nachvollziehbar."
Stehle argumentiert zwar seinerseits, dass keinerlei personenbezogene Daten über den Bargeldverkehr abgeleitet und gespeichert werden könnten. Die Landesbeauftragte für Datenschutz Schleswig-Holsteins Marit Hansen warnt jedoch, dass sich aus der Menge letztlich doch Rückschlüsse auf die jeweiligen Verbraucher:innen schließen ließen.
Aus den digitalen Bargeldspuren könnte man etwa Details über Ernährungsweise, Suchtverhalten oder Liebschaften herausfinden. "Das sind Informationen, die andere nichts angehen. Hier haben Menschen das legitime Interesse, keine Spuren zu hinterlassen", sagt die Datenschutzexpertin. Im Rahmen von Ermittlungen werden die Geldinformationen laut "netzpolitik.org" in Verdachtsfällen schon jetzt mit personenbezogenen Daten verknüpft.
Für viele dürften die neuen Möglichkeiten für die Verfolgung ihrer Bargeldgeschäfte einigermaßen bedenklich sein. Aktuellen Zahlen der Bundesbank zufolge nennen 80 Prozent der Deutschen Datenschutz als Argument für eine Zahlung in bar. In Zukunft könnte diese Aussage an Bedeutung verlieren.
An so manchem Ort in Deutschland braucht man noch immer Bargeld. Oft wird den entsprechenden Läden auch vorgeworfen, dadurch unentdeckt Mehreinnahmen zu machen. Doch ganz so anonym ist Bargeld gar nicht.
Es gibt einige Kleinigkeiten, an denen man das Alter einer Person relativ leicht erraten kann. Tennissocken etwa gelten seit einigen Jahren als absolutes It-Piece der Gen Z (Millenials tragen nur ankle socks, just admit it).