Mit neun ist man eigentlich noch so richtig Kind. In dem Alter sollte man sich um nichts Sorgen machen müssen, außer natürlich um die Schule. Aber ansonsten: Keine Verpflichtungen, keine gesellschaftlichen Erwartungen. Man sollte getrost seinen Hobbys nachgehen können, sich mit Freund:innen zum Spielen treffen und sich ohne Druck entfalten können.
Dank Social Media ist diese Form von kindlicher Leichtigkeit jedoch wohl eher ein Relikt aus den 90er- und frühen 2000er-Jahren. Denn mit dem Internet, den Influencer:innen und den immer neuen Trends kommt für viele der Druck sich mit anderen zu vergleichen und der Zwang dazuzugehören.
Ein inzwischen sehr großes Thema im Internet ist die Hautpflege. Genauer gesagt, Skincare mit mehreren Steps, ausgelegt auf Sonnenschutz, Anti-Aging, Faltenreduzierung und möglichst strahlende, glatte, porenlose Haut.
Den Hype darum bekommen auch die jüngsten Nutzer:innen von Social Media mit. Sie sehen, wie Hailey Bieber ihre Skincare-Produkte vermarktet, hören, wie Kim Kardashian Angst und Bange wird, wenn es um Alterserscheinungen ihrer Haut geht. Und wurden früher Frisuren der Lieblingsstars nachgemacht und Outfits nachgekauft, orientierten sich Kinder heutzutage auch an ihrer Skincare-Routine.
Das Ganze geht inzwischen so weit, dass zu den regelmäßigen Kund:innen von Dermatolog:innen aus den USA inzwischen Kinder zwischen neun und 13 Jahren gehören. Die Kinder würden sich dort zu kosmetischen Belangen beraten lassen wollen.
In einem Beitrag von Sat.1 Regional kommen Teenager selbst zu Wort, die sich zu ihren Hautpflege-Routinen äußern. Dabei wird deutlich: Viele haben Angst vor dem Alterungsprozess der Haut und greifen deswegen zu Pflegestoffen wie Hyaluron und Retinol. Und diese Ängste rühren von Social Media her, da hier meist nur makellose Haut zu sehen ist.
Die Kinderdermatologin Dr. Sonal Shah sagte im "Science of Health", dem Blog der University Hospitals, dass es an sich nicht schlecht sei, wenn Kinder sich für die Pflege ihrer Haut interessieren würden. Problematisch sei jedoch die Menge an Produkten und das fehlende Wissen darüber, was Kinder tatsächlich benötigen.
Laut Dr. Shah sei es nicht ungewöhnlich, dass ihre jungen Patient:innen Skincare-Routinen mit bis zu 20 Schritten durchführen. In all den Produkten stecken viele verschiedene Inhaltsstoffe.
Und die seien nach Einschätzung von Dr. Shah in den meisten Fällen nicht für Kinder und Jugendliche geeignet: "Viele dieser Produkte können die Hautbarriere schädigen, die bei Kindern und Jugendlichen noch nicht vollständig ausgebildet ist", sagt die Dermatologin. "Außerdem verfügt die Haut von Kindern über einen hohen Anteil an Kollagen- und Elastinfasern, sodass Anti-Aging-Produkte bei jüngerer Haut nicht notwendig sind."
Wie weit der Trend der Skincare die jüngere Zielgruppe begeistert, zeigt sich auch an Spielsachen. Gab es früher Schminkkoffer, gibt es heute ganze Sets aus Holz, um die Skincare-Routine nachzuspielen: Enthalten sind mehrere Creme-Dosen, Sprühflaschen, Masken und sogar Rasierhobel. Auch die sind aus Holz, damit getrost geübt werden kann.