
Der Rausch gehört für viele zur Party dazu. Was konsumiert wird, sollte gut überlegt sein.Bild: imago images / Filippo Carlot
Gesundheit & Psyche
Cathinone, Nitazene, HHC – Drogen, die längst auf Europas Straßen angekommen sind. Der neue EU-Drogenbericht zeigt: Der Markt wird härter, chemischer und immer unberechenbarer.
05.06.2025, 17:0205.06.2025, 17:02
Der Drogenmarkt besteht längst nicht nur aus bekannten Drogen wie Ecstasy, Speed oder Ketamin. Immer mehr neue Substanzen tauchen auf, viele davon hochwirksam, billig herzustellen – und kaum erforscht. Wer sie konsumiert, weiß oft nicht, was im Körper landet. Und wer sie vertreibt, nutzt genau das aus.
Die europäische Drogenagentur Euda warnt in ihrem Jahresbericht 2025 vor einer "toxischen Mischung" aus steigender Verfügbarkeit, starker Wirkung und fehlender Kontrolle.
Besonders gefährlich: Einige dieser Stoffe imitieren bekannte Drogen, sind aber um ein Vielfaches potenter – und oft nicht einmal verboten, solange sie chemisch leicht verändert werden. Europas Behörden und Gesundheitssysteme geraten unter Druck.
Drogen-Bericht 2025: Cathinon breitet sich aus
In Großstädten, etwa Berlin, sind sie in Clubs keine Seltenheit: Cathinone. Sie tauchten in Europa bereits ab Mitte der 2000er auf, etwa als Mephedron ("Meow Meow"). Chemisch stammen sie von der ostafrikanischen Khat-Pflanze ab, die traditionell gekaut wird, um wach zu bleiben. In synthetischer Form sind sie jedoch deutlich potenter – und verbreiteter als je zuvor.

Drogen: Sie kursieren nicht nur unter zwielichtigen Männern mit Kapuzen-Pulli.Bild: Evgeniia Gordeeva / imago images
2023 wurden in Europa 37 Tonnen sichergestellt, laut Bericht achtmal so viel wie noch 2021. In Polen flogen 53 illegale Produktionsstätten auf.
Die Wirkung erinnert laut "Drugcom" an Amphetamine: euphorisierend, wachmachend – aber mit Risiken wie Kreislaufkollaps, Paranoia oder Psychosen. Cathinone kursieren als Pulver, Pillen oder in gestreckter Form in Mischpräparaten – oft unter Fantasienamen.
Daten von Kliniken in der EU melden einen deutlichen Anstieg gezielter Konsumfälle. Auch in Deutschland wird demnach ebenfalls ein wachsendes Interesse registriert: Beratungsstellen melden erste gezielte Nachfragen nach Cathinonen, besonders in der Partyszene urbaner Räume. Gleichzeitig gilt Deutschland als Transitland – mit wachsender Bedeutung für Schmuggelrouten aus Südosteuropa.
Nitazene als Droge: Der stille Killer unter den Opioiden
Nitazene wurden ursprünglich in den 1950ern als potenzielle Schmerzmittel erforscht – kamen aber nie als Arzneimittel auf den Markt. In den letzten Jahren kehrten sie zurück: Als hochwirksame, billige Ersatzstoffe für Heroin oder Fentanyl, oft verkauft über das Darknet oder als Fälschung von Schmerzmitteln.
Seit 2009 wurden in Europa laut EUDA insgesamt 81 neue synthetische Opioide identifiziert – darunter zahlreiche hochpotente Nitazene, von denen mindestens 16 verschiedene Varianten nachgewiesen wurden.
Nitazene wirken in winzigen Dosen, teils im Mikrogrammbereich. Schon kleinste Mengen können tödlich sein, besonders wenn sie – wie häufig – unwissentlich konsumiert werden. Besonders betroffen sind laut Euda die baltischen Staaten, in denen Nitazene mittlerweile einen großen Teil der opioidbedingten Todesfälle ausmachen.
In Deutschland ist die Substanzklasse bisher wenig verbreitet, aber erste Vergiftungsfälle wurden dokumentiert – unter anderem im Zusammenhang mit gefälschten Schmerzmitteln. Laut Euda zeigt sich ein zunehmendes Risiko, das dringend beobachtet werden müsse. Die Behörde warnt: Das Zeitfenster zur Prävention werde kleiner.
Cannabis 2.0: HHC, THC und die Sache mit den Gummibärchen
Neben bekannten Cannabinoiden wie THC gewinnen halbsynthetische Varianten wie HHC (Hexahydrocannabinol) an Bedeutung, häufig vermarktet als legale Alternative. Die Substanz wurde bereits 1944 durch Hydrierung von THC synthetisiert, ist aber erst ab 2021 über Online-Shops und Vape-Stores auch in Europa verbreitet in Umlauf geraten – vor allem in Ländern wie Deutschland, wo sie zunächst nicht reguliert war.
Die Wirkung ähnelt THC, ist aber unberechenbarer – abhängig von Dosierung, Reinheit und Herstellungsweise. Weil viele Produkte nicht gekennzeichnet sind, kommt es immer wieder zu unbeabsichtigtem Konsum. 2024 wurden in Ungarn mehrere Jugendliche nach dem Verzehr HHC-haltiger Gummibärchen in ein Krankenhaus eingewiesen.

Dass THC teilweise legal ist, dürfte den Verkauf von chemischen Alternativen eindämmen.Bild: dpa / Annette Riedl
Seit dem 27. Juni 2024 ist HHC in Deutschland verboten. Die Substanz wurde mit einer Änderung des Neue-psychoaktive-Stoffe-Gesetzes (NpSG) offiziell als verbotene Verbindung eingestuft – ebenso wie mehrere Derivate wie HHC-AC, HHC-H und HHC-P. Der Verkauf, Handel und Import sind seither untersagt, Besitz und Konsum jedoch weiterhin straffrei.
Kokain boomt – Kliniken warnen vor Überlastung
Neben den neuen Substanzen bleibt Kokain das am weitesten verbreitete Stimulans in Europa. Laut Bericht haben 4,6 Millionen Menschen im letzten Jahr Kokain konsumiert, ein neuer Höchststand. Die Behörden beschlagnahmten 2023 insgesamt 419 Tonnen – ebenfalls Rekord.
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Deutschland verzeichnete im selben Jahr mehr als 42 Tonnen beschlagnahmtes Kokain – ein Großteil davon in den Containerhäfen Hamburg und Bremerhaven. Das Bundeskriminalamt spricht von einer neuen Dimension des Schmuggels.
Kliniken berichten von deutlich mehr Notaufnahmen wegen Überdosierungen, Herzproblemen und Panikattacken. Der Trend zeigt: Auch etablierte Drogen wie Kokain sind längst kein kalkulierbares Risiko mehr.
Ein Markt, der schneller ist als das Gesetz
Der Drogen-Bericht zeigt: Der europäische Drogenmarkt verändert sich nicht nur – er entzieht sich zunehmend staatlicher Kontrolle. Neue Substanzen tauchen schneller auf, als sie gesetzlich reguliert werden können.
Viele bewegen sich in einer juristischen Grauzone, werden im Ausland produziert, über Krypto-Zahlungen vertrieben und landen über Social Media bei den Konsument:innen. Die Euda warnt: Wer heute konsumiert, weiß immer seltener, was wirklich im eigenen Körper landet – und geht damit ein Risiko ein, das oft erst zu spät erkennbar wird.
Nach der Ankündigung, dass Whatsapp zukünftig Werbung in der App zulassen will, müssen sich einige Nutzer:innen wohl noch auf eine weitere Veränderung einstellen. Allerdings ist die neue Funktion derzeit noch im Entwicklungsstadium.
"Whatsapp bekommt Werbung" – diese Meldung machte erst Anfang der Woche die Runde. Demnach will der Mutterkonzern Meta in naher Zukunft Werbeanzeigen im Bereich "Aktuelles" einführen. Dort können Nutzer:innen schon länger für 24 Stunden Bilder und Videos als sogenannte Statusmeldungen für ihre Kontakte veröffentlichen.