Im Zeitalter von Social Media bekommt man im Grunde jede Woche neue Vorschläge in seine Timeline gespült, wie man sein Leben optimieren kann. Manchmal sind es einfache Organisationstipps, wie man beispielsweise mehr Ordnung in seinen Kleiderschrank bekommt oder so einkauft, dass man am Ende der Woche möglichst wenig Lebensmittel wegwirft.
In anderen Fällen geht es um die Gesundheit. Dann bekommt man von Influencer:innen oft erzählt, was man bei seiner Ernährung alles falsch macht und wie man es stattdessen besser machen könnte.
Oft wird dann nicht nur ein trendiger Begriff wie "Clean Eating" mitgeliefert, sondern man bekommt eingeredet, dass man ja noch dieses oder jenes Nahrungsergänzungsmittel braucht, um wirklich vollends in den Gesundheitsolymp aufzusteigen.
Da ist es eigentlich wenig überraschend, dass sich auf Social Media mittlerweile auch eine Menge Videos finden, in denen es darum geht, seinen Schlaf zu optimieren.
Denn erholsamer Schlaf ist das A und O für ein gesundes Leben, argumentieren viele auf Tiktok und Instagram. Sie sprechen von "Sleepmaxxing", wollen also das Maximum aus ihrem Schlaf herausholen.
Dazu kursieren vor allem in der Sport-Bubble zahlreiche Methoden und Möglichkeiten. Teilweise werden Tipps zum perfekten Kissen oder zur perfekten Schlafposition geteilt. Manchmal geht es auch um die optimale Schlafumgebung, wie etwa die Raumtemperatur.
Letzteres hat tatsächlich Einfluss auf unsere Schlafqualität. Der "Apotheken Umschau" zufolge zeigen Studien, dass die ideale Raumtemperatur zum Schlafen zwischen 16 und 20 Grad liegt. Wenn die Temperatur in den Sommermonaten über 25 Grad steigt, beeinträchtige das die Qualität unseres Schlafs.
Wie so oft verbreiten sich auf Tiktok aber auch Tipps, die keinerlei wissenschaftliche Grundlage haben. Einige schwören beispielsweise darauf, vor dem Schlafengehen, Magnesium zu sich zu nehmen.
Manche mischen sich dafür extra einen "Sleepy Girl Mocktail", der aus Sauerkirschsaft, Magnesiumpulver und Limo oder Mineralwasser besteht.
Grundsätzlich braucht der Körper zwar Magnesium, um das Schlafhormon Melatonin zu produzieren, aber bei ausgewogener Ernährung muss man den Mineralstoff in der Regel nicht zusätzlich aufnehmen. Wer zu viel Magnesium zu sich nimmt, kann sogar gesundheitliche Probleme bekommen.
Ein weiterer "Sleepmaxxing"-Tipp, den manche auf Tiktok parat haben, besagt, am Abend zwei Kiwis zu essen. Die Früchte kurbeln angeblich die Melatonin-Produktion an; die Studienlage zu diesem Effekt ist laut "Apotheken-Umschau" allerdings äußerst dünn.
Ähnliches gilt für den White-Noise-Effekt. Von dem konstanten Rauschen erhoffen sich viele, dass Störgeräusche wie Flug- oder Straßenlärm überdeckt werden und man dadurch besser schlafen kann.
Der Effekt ist wissenschaftlich jedoch nicht umfassend belegt. Wenn das weiße Rauschen zu laut ist, etwa mehr als 70 Dezibel, kann es sogar das Gehör schädigen.
Und auch von Mouth-Taping sollte man sich nicht zu viel erhoffen. Auch, wenn einige Promis und Social-Media-Stars darauf schwören, sich nachts den Mund zuzukleben, um die Nasenatmung zu fördern, gibt es aus der Schlafforschung nur wenige Hinweise, dass das tatsächlich hilft.
Wer eine schiefe Nasenscheidewand hat oder unter Allergien leidet und mit verstopfter Nase kämpft, bekommt durch Mouth-Taping womöglich nicht genug Luft. Das kann sich negativ auf das Herz-Kreislauf-System auswirken, ersticken könne man dabei aber nicht, heißt es im Bericht der "Apotheken Umschau".
Generell warnen Expert:innen davor, den eigenen Schlaf in obsessiver Manier optimieren zu wollen. Denn dann erreicht man womöglich das genaue Gegenteil: Wenn man sich ständig den Kopf darüber zerbricht, wie man das Maximum aus seinem Schlaf rausholen kann, fällt es einem am Ende womöglich viel schwerer, sich am Abend zu entspannen.
Die Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM) empfiehlt übrigens, ab dem Nachmittag keine koffeinhaltigen Getränke mehr zu trinken.
Am Abend solle man helles, kaltes Licht meiden und im Schlafraum für eine angenehme Atmosphäre sorgen. Hilfreich kann zudem ein Einschlafritual sein. Wer nachts länger wach liegt, sollte aufstehen und so lange etwas monoton-entspannendes tun, bis man wieder müde ist.