
Pädagogen des Jüdischen Museums Frankfurt führen regelmäßig Antisemitismus-Workshops durch.Bild: CHROMORANGE / imago images
Good News
16.03.2025, 12:2416.03.2025, 12:24
An der Schultafel hängt ein großes Plakat mit der Aufschrift "Fake News". Die Schüler:innen einer Frankfurter Berufsschule sitzen in einem Stuhlkreis im Klassenzimmer, schreiben auf kleine Papierkarten, was sie unter dem Begriff verstehen. "Täuschende Nachrichten", sagt etwa die 18-jährige Leyla.
"Weiß jeder, was täuschen bedeutet?", fragt Arwin Mahdavi Naraghi. Er arbeitet im Jüdischen Museum Frankfurt und gibt an diesem Tag mit seiner Kollegin Lena Horst einen Workshop an der Frankfurter Schule.
Die Frage stellt er, weil die 16 Schüler:innen dieser Berufsschulklasse Deutsch als Fremdsprache lernen. Sie alle sind aus unterschiedlichen Ländern geflüchtet – darunter aus Afghanistan, Serbien, der Türkei oder der Ukraine.
Der Workshop ist Teil eines kulturellen Bildungsprogramms des Jüdischen Museums Frankfurt. Unter dem Titel "AntiAnti – Museum Goes School" geben Naraghi und Horst über einen Zeitraum von einem Schulhalbjahr sechs Workshops.
Das übergeordnete Ziel: Aufklärung über jüdische Kultur und Geschichte leisten, um so antisemitischen Vorurteilen entgegenzuwirken.
Aufklärung über Fake News und Antisemitismus
"Wir versuchen, grundlegend jüdisches Leben zu vermitteln", erzählt Naraghi. Einer der Workshops findet deshalb auch komplett im Jüdischen Museum statt. "Wir wollen Gemeinsamkeiten zwischen den monotheistischen Religionen sichtbar machen. In dem Zusammenhang sollen auch Vorurteile über das Judentum aus dem Weg geräumt werden", sagt er.
Gleichzeitig sollen die Workshops einen Raum für die eigenen Rassismus- und Diskriminierungserfahrungen der Schüler:innen bieten.
Die letzten beiden Workshops des Bildungsprogramms befassen sich explizit mit dem Thema Medien. "Wir schauen uns zuerst ganz allgemein die Funktion von Medien an. Und dann behandeln wir Verschwörungstheorien und Fake News", erklärt Horst. Dabei werden insbesondere antisemitische Verschwörungstheorien thematisiert.
Positive Rückmeldungen zum Workshop
Klassenlehrerin Lena Moradi freut sich sehr über das Angebot des Jüdischen Museums. "Wir haben an unserer Schule das Leitbild, dass Wertevermittlung und Demokratie sehr wichtig sind", sagt sie. Deshalb sei sie explizit auf die Suche nach Workshops gegangen, die für ihre Klasse passen könnten.
Beim Jüdischen Museum sei sie schließlich fündig geworden. Von den Schüler:innen werde der Workshop gut angenommen, erzählt sie. "Am Anfang war ein bisschen Skepsis da. Aber die beiden haben die Schüler für das Projekt gewonnen und mittlerweile sind die Workshops richtig in unser Alltagsgeschehen integriert." Abwertend geäußert habe sich im Rahmen der Workshops niemand der Jugendlichen.
Diesen positiven Eindruck bestätigen auch die Schüler:innen selbst. "Der Workshop hat mir gut gefallen, weil ich viel über andere Religionen gelernt habe, das ich vorher nicht wusste", resümiert Leyla, die seit anderthalb Jahren in Deutschland lebt.
Ursprünglich kommt die Kurdin aus der Türkei. Durch den Workshop habe sie sich viel mit ihren Freunden über Themen wie Religion und andere Kulturen ausgetauscht. "Deutschland ist ein multikulturelles Land, das hat mir der Workshop auch gezeigt."
"Ich fand den Workshop sehr interessant und ich habe viel Neues gelernt – vor allem im Umgang mit Medien", sagt der 21-jährige Safiollah aus Afghanistan. Und weiter: "Ich finde das wichtig, darüber zu sprechen, weil viele Jugendliche darüber zu wenig wissen."
(dpa/la)
Sommer, Sonne ... Selbstzweifel.