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Frühchen: Wirkstoff aus Rinderlungen soll beim Atmen helfen

SYDNEY, NEW SOUTH WALES - MAY 17: Premature newborn hand in the Neonatal Intesive Care Unit at Royal Prince Alfred Hospital on May 17, 2015 in Sydney, Australia. The Neonatal care unit at Westmead Chi ...
In Deutschland kommen jedes Jahr rund 60.000 Kinder als Frühgebore­ne zur Welt.Bild: Getty Images AsiaPac / Jennifer Polixenni Brankin
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Einzigartiges Projekt: Wirkstoff aus Rinderlungen hilft Frühchen beim Atmen

Auf einem bayerischen Schlachthof baut ein Pharmakonzern gerade eine Firma. Sie will aus Rinderlungen ein Medikament herstellen, das für Frühchen überlebenswichtig sein kann.
28.03.2025, 14:5228.03.2025, 14:52
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Ein Wirkstoff, der für viele Frühgeborene überlebensnotwendig ist, ist Surfactant. Dieser Stoff wird benötigt, damit die Lungen von Frühchen, die noch nicht ausreichend ausgebildet sind, richtig arbeiten können. Fehlt er, drohen Atemnot, schwere Hirnschädigungen oder sogar der Tod.

Eine neue Produktionsstätte in Buchloe in Bayern könnte nun dazu beitragen, das Leben von Millionen von Frühgeborenen weltweit zu retten.

Forschung für Frühchen: Millioneninvestition in Produktion

Die Pharmafirma GenMar hat sich darauf spezialisiert, Surfactant aus den Lungen von Rindern zu gewinnen – und das direkt vor Ort auf dem Gelände des Buchloer Schlachthofs. Dafür investiert das Unternehmen einen zweistelligen Millionenbetrag in eine neue Fertigungsstätte, die voraussichtlich 2027 in Betrieb gehen soll.

So kann der Wirkstoff schneller und in größeren Mengen produziert werden, um die wachsende Nachfrage zu decken.

Seit 2006 arbeitet GenMar in Zusammenarbeit mit Vion, dem Betreiber des Schlachthofs, an der Surfactant-Gewinnung. Mit der neuen Anlage auf dem Schlachthofgelände will das Unternehmen nun die Produktion deutlich steigern und den Wirkstoff direkt vor Ort verarbeiten.

Weltweit ein entscheidender Beitrag für Frühchen

Das Atemnotsyndrom (RDS) ist eine der Hauptursachen für den Tod von Frühgeborenen weltweit. Laut GenMar sind jedes Jahr mehr als 15 Millionen Frühgeborene davon betroffen. In Deutschland benötigen jährlich zwischen 20.000 und 30.000 Frühchen Surfactant, um zu überleben.

Professor Andreas W. Flemmer, Leiter der Neonatologie am LMU Klinikum in München, erklärt beim Bayerischen Rundfunk, wie der Wirkstoff wirkt: "Die Substanz produzieren menschliche wie tierische Lungen selbstständig. Sie bewirkt eine Senkung der Oberflächenspannung bei den Lungenbläschen, damit die Lungenbläschen bei der Atmung nicht kollabieren."

Warum Surfactant für Frühchen so wichtig ist

Bei Frühgeborenen, die vor der 34. Schwangerschaftswoche zur Welt kommen, haben die Lungen noch nicht die notwendige Menge an Surfactant produziert. Das führt zu Atemnot und gefährdet das Leben der Babys. Surfactant wird daher regelmäßig verabreicht, um die Überlebenschancen zu erhöhen.

Ursprünglich wurde der Wirkstoff aus den Lungen von Schweinen oder Rindern gewonnen, mittlerweile ist auch eine synthetische Herstellung möglich. Doch die natürlichen Varianten haben immer noch die beste Qualität.

Schlachthof und Pharmaindustrie arbeiten Hand in Hand

GenMar plant, mit der neuen Produktionsstätte jährlich rund 1,5 Millionen Dosen Surfactant herzustellen – genug, um vielen Frühchen einen entscheidenden Schritt ins Leben zu ermöglichen. Die Produktion wird etwa 20 neue Arbeitsplätze in Buchloe schaffen.

Das Besondere: Die Fertigung des Wirkstoffs aus Rinderlungen direkt auf einem Schlachthof ist europaweit einzigartig.

Der Buchloer Schlachthof gehört zu den größten Rinderschlachtbetrieben in Bayern und verarbeitet jede Woche rund 2700 Rinder. Bisher wurden die Rinderlungen hauptsächlich für Tierfutter verwendet, doch jetzt kommen sie einem ganz anderen, lebensrettenden Zweck zugute.

Schlachthofleiter Jürgen Schmidt zeigt sich begeistert: "Die Verwendung jetzt für Medikamente, die Leben retten, ist eine super Sache."

GenMar, eine Tochtergesellschaft der Lyomark Pharma und der irischen Aerogen Pharma, hat sich auf Arzneimittel zur Behandlung von Frühgeborenen spezialisiert. Ihr Fokus liegt vor allem auf der Bekämpfung des Atemnotsyndroms (RDS), das nach wie vor eine der größten Herausforderungen in der Neonatologie darstellt.

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