Für die Mitmenschen kann es eine harte Zeit sein. Wenn jemand ein neues Musikinstrument anfängt zu lernen, und nach Monaten mühsamen Übens noch keine annähernd wohlklingenden Laute von sich geben kann, dann ist das teilweise nur schwer zu ertragen. Aber: Dranbleiben lohnt sich.
Wissenschaftliche Untersuchungen haben gezeigt, dass das Spielen eines Musikinstruments oder das Musizieren im Allgemeinen eine ganze Reihe positiver Effekte mit sich bringt – von der Förderung der Gehirnentwicklung bis zum Stressabbau. Und eine neue Studie hat nun ergeben, dass in Deutschland immer mehr Menschen musizieren.
Das Allensbach-Institut hat für das Deutsche Musikinformationszentrums (miz) eine Studie durchgeführt, die hervorbrachte, dass 21 Prozent der Bevölkerung und damit 16,3 Millionen Menschen ab sechs Jahren ein Instrument spielen oder singen. Vor vier Jahren waren es etwa 2 Millionen Menschen weniger.
"Die Ergebnisse der Studie legen nahe, dass viele Menschen nach oder auch während der Pandemie das Musizieren für sich entdeckt oder ihr musikalisches Hobby wieder aufgegriffen haben. Die Daten sprechen für einen klaren Aufwärtstrend", erklärt Studienleiter Michael Sommer.
Für die Studie ist ein repräsentativer Querschnitt von 1190 Personen ab 16 Jahren befragt worden. Darunter befanden sich auch 325 Eltern, die über die musikalischen Aktivitäten ihrer Kinder im Alter von 6 bis 15 Jahren Auskunft gegeben haben.
Die Studie hat außerdem einige demografische Unterschiede herausgearbeitet: Während Männer eher ein Instrument spielen, ist Singen bei Frauen und in der älteren Generation verbreitet. Zwei Drittel musizieren vor allem zu Hause, ein Drittel ist im Chor, knapp ein Viertel ist im kirchlichen Umfeld aktiv. Die meisten Befragten spielen ein Musikinstrument (81 Prozent), 41 Prozent singen – und rund 20 Prozent machen beides.
Insgesamt, auch das ist eine zentrale Erkenntnis der Studie, zeigen sich klare Unterschiede zwischen den sozioökonomischen Gruppen: Personen mit höherer Bildung und höherem Einkommen musizieren etwa doppelt so häufig wie Menschen mit niedrigem sozioökonomischem Status.
Für Menschen mit geringerem sozioökonomischem Status sind niedrigschwellige Zugänge zur Musik – etwa über Kirchen, Kultur- und Jugendzentren oder Kindertagesstätten – daher besonders wichtig, schreiben die Studienleiter:innen. Solche Angebote spielen in dieser Bevölkerungsgruppe eine deutlich größere Rolle als in anderen sozialen Schichten.
Dazu sagt Stephan Schulmeistrat, Leiter des Deutschen Musikinformationszentrums: "Eine vielfältige und lebendige Amateurmusikszene ist ein wesentlicher Bestandteil kultureller Teilhabe – sie stiftet Gemeinschaft, fördert Kreativität und trägt zum gesellschaftlichen Zusammenhalt bei."