Paris als die Stadt der Liebe bietet vor allem für Filmschaffende viel Platz für Romanzen. Entsprechend entstanden seit Beginn des Bewegtbilds unzählige Liebesszenen im Schatten des Eiffelturms. Aber nicht nur Schnulzen, sondern auch einige Actionfilme haben hier ihren Schauplatz, man denke zum Beispiel an "Die Bourne Identität". Kurzum: In der Stadt wurden so einige Meisterwerke gedreht, "Die fabelhafte Welt der Amélie" mal ausgenommen
Damit es bei den Dreharbeiten auch gerecht zugeht, hat der Pariser Stadtrat nun Regelungen gegen Sexismus beschlossen.
Ab 1. Januar müssen Produktionsfirmen, die eine Drehgenehmigung in Paris beantragen, eine Charta für Geschlechtergerechtigkeit am Set unterschreiben.
Die schreibt unter anderem Trainings gegen Sexismus und sexualisierte Gewalt vor. Zudem müssen Unterzeichnende Schutzmaßnahmen beim Dreh von Sex-Szenen ergreifen.
Carine Rolland, Vize-Bürgermeisterin der Seine-Metropole, betonte, dass die Vorschriften über diejenigen hinausgehen, die das Nationale Zentrum für Filmkunst beschlossen habe.
Das ganze mutet auch einer Reaktion auf die Vorwürfe gegen den französischen Schauspieler Gérard Depardieu an. Rund 20 Frauen zeigten ihn wegen sexueller Gewalt an. Diesen Oktober muss er wegen mutmaßlicher Gewalt gegen zwei Frauen vor Gericht.
Bei den Dreharbeiten zu "Die grünen Fensterläden" soll es sexuelle Übergriffe seitens Depardieu gegeben haben. Der Prozess startet diesen Oktober, dem Schauspieler drohen im Falle eines Schuldspruchs bis zu fünf Jahre Haft.
Abseits davon gibt es immer wieder Sexismus-Vorwürfe in der Filmindustrie. Besonders prominent war der Weinstein-Skandal, in dessen Zuge auch die #MeToo-Bewegung entstand. Dutzende Frauen warfen ihm sexuelle Belästigung, sexuelle Nötigung und Vergewaltigung vor. Er ist zu einer Gesamthaftstrafe von 39 Jahren verurteilt worden.
In Frankreich gab es übrigens eine zweite #MeToo-Welle, die in dem (sehr sehenswerten) Kurzfilm "Moi Aussi" beleuchtet wird. Regisseurin Judith Godrèche wirft darin unter anderem den französischen Regisseuren Benoît Jacquot und Jacques Doillon sexuellen Missbrauch vor.
Dass Paris versucht, Frauen bei Drehs zu schützen, ist entsprechend eine wichtige wie auch positive Entwicklung. Wenngleich sich gegen die Machtstrukturen größerer Produktionsfirmen auf diese Weise wohl nicht viel machen lässt. Da bräuchte es noch mehr politischen Einsatz.