EU-Kommission lässt erstes Medikament gegen Wochenbett-Depression zu
Die ersten Tage und Wochen nach der Geburt eines Babys sind für manche Eltern die glücklichsten des ganzen Lebens. Monatelang hat man darauf hingefiebert, Babykleidung eingekauft, sich einen Namen überlegt, das Kinderzimmer eingerichtet – und dann ist es plötzlich da.
Doch diese Erfahrung ist leider nicht für alle Eltern ausschließlich positiv behaftet. Ein Teil entwickelt nach der Geburt ihres Kindes eine sogenannte Wochenbett-Depression. Die psychische Erkrankung wird auch als Postpartale Depression (PPD) bezeichnet und äußert sich beispielsweise durch anhaltende Traurigkeit, Angst, Erschöpfung und Schwierigkeiten im Alltag.
Darunter leiden vor allem Frauen. Die Deutsche Depressionshilfe geht davon aus, dass 10 bis 15 Prozent der Mütter betroffen sind. Anders als der "Baby Blues", also Stimmungsschwankungen direkt nach der Entbindung, kann sich die Wochenbett-Depression mehrere Monate oder sogar Jahre halten.
Das hat mitunter negative Auswirkungen auf das eigene Selbstwertgefühl und die Bindung zum Kind. Manche Frauen entwickeln sogar Suizid-Gedanken.
Postpartale Depression: Zuranolon erhält Zulassung
Deshalb ist in jedem Fall eine Behandlung notwendig, zum Beispiel mit Anti-Depressiva oder in Form einer Psychotherapie. Mehrere Studien legen außerdem nahe, dass zusätzlich körperliche Bewegung auch helfen kann, die Depression nach der Geburt abzumildern. Auf ein spezifisch gegen PPD wirksames Medikament mussten Betroffene bislang allerdings warten.
Doch nun gibt es Hoffnung. Die Europäische Kommission hat Zurzuvae die EU-weite Marktzulassung erteilt, wie die Behörde mitteilte. Ein Vorteil des Medikaments liegt nach Angaben der Kommission darin, dass es bereits nach zwei Wochen Behandlung depressive Symptome reduzieren kann. Standard-Anti-Depressiva würden ihre Wirkung häufig nicht so schnell entfalten.
In den USA ist die Pille mit dem Wirkstoff Zuranolon bereits im Jahr 2023 zugelassen worden. Allerdings gibt es eine Einschränkung: Das Mittel wird nicht für die Stillzeit empfohlen und sollte auch nicht während der Schwangerschaft angewendet werden.
Die Zulassung basiert auf der positiven wissenschaftlichen Bewertung der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA). Das Medikament ist verschreibungspflichtig und kann Nebenwirkungen haben. Die "Pharmazeutische Zeitung" berichtet etwa von Schläfrigkeit und Schwindel.
(mit Material von dpa)