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UK: Pornos mit Strangulation sollen in Großbritannien verboten werden

ILLUSTRATION - 19.10.2023, Hamburg: ILLUSTRATION - Ein Mann schaut sich auf einem Bildschirm eine Porno-Internetseite an. (gestellte Szene) (zu dpa:
Pornos können mitunter verzerrte und gefährliche Erwartungen an Sex hervorrufen.Bild: dpa / Marcus Brandt
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England: Choking soll in Erotikfilmen verboten werden – "widerlich und gefährlich"

Nach einem Bericht über gewalttätige Sexdarstellungen in Mainstream-Pornos zieht die britische Regierung Konsequenzen: Szenen mit Strangulation oder Erstickung sollen künftig verboten sein.
04.11.2025, 14:3904.11.2025, 14:39

In Großbritannien will die Regierung härter gegen gewalttätige Pornografie im Internet vorgehen. Konkret soll das Zeigen oder Besitzen von pornografischen Inhalten, die Strangulation oder Erstickung beinhalten, künftig eine Straftat sein, wie BBC berichtet.

Der Schritt ist Teil eines neuen Gesetzespakets zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und Mädchen – und eine Reaktion auf besorgniserregende Entwicklungen in der Online-Pornowelt.

Regierung zieht Konsequenzen aus alarmierendem Bericht zu Pornos

Eine Untersuchung hatte ergeben, dass Darstellungen von Würgen oder Erstickung beim Sex auf großen Pornoseiten weitverbreitet sind – und diese Darstellungen das Verhalten junger Menschen beeinflussen. Viele würden die gezeigten Praktiken als "normal" ansehen und unreflektiert übernehmen.

Künftig soll das Teilen und Besitzen solcher Inhalte strafbar sein – laut Entwurf durch eine Ergänzung der Crime and Policing Bill, die derzeit im britischen Parlament beraten wird. Online-Plattformen sollen verpflichtet werden, entsprechende Inhalte aktiv zu erkennen und zu löschen. Bei Verstößen drohen Maßnahmen durch die Medienaufsicht Ofcom.

Das Ministerium für Wissenschaft, Innovation und Technologie (DSIT) erklärte, die Änderung mache Würgeszenen in Pornografie zu einem "vorrangigen Verstoß" nach dem Online Safety Act. Damit steht die Praxis auf einer Stufe mit Kinderpornografie und Terrorinhalten.

"Widerlich und gefährlich" – klare Worte von Ministerin Liz Kendall

Technologieministerin Liz Kendall fand laut BBC deutliche Worte zu Choking in Pornos:

"Das Ansehen und Teilen solcher Inhalte ist nicht nur zutiefst verstörend – es ist widerlich und gefährlich. Wer solche Szenen veröffentlicht oder verbreitet, trägt zu einer Kultur der Gewalt und des Missbrauchs bei, die in unserer Gesellschaft keinen Platz hat."

Kendall kündigte zudem an, Technologiekonzerne stärker in die Pflicht zu nehmen: "Wir sorgen dafür, dass Plattformen diese Inhalte stoppen, bevor sie sich überhaupt verbreiten können."

Die konservative Politikerin Baroness Bertin hatte bereits Anfang des Jahres gewarnt, dass es "keine ausreichende staatliche Kontrolle" über die Pornoindustrie gebe. Laut BBC zitierte sie den Fall eines 14-jährigen Jungen, der seine Lehrerin fragte, wie man Mädchen beim Sex würgt – inspiriert durch Inhalte aus dem Internet.

Wer solche Praktiken nachahme, riskiere Bertins Auffassung nach "verheerende Folgen". Eine BBC-Umfrage aus dem Jahr 2019 zeigte, dass 38 Prozent der Frauen zwischen 18 und 39 Jahren beim Sex bereits gewürgt wurden – meist ohne klare Zustimmung oder Bewusstsein über die Risiken.

Bernie Ryan, Leiterin des "Institute for Addressing Strangulation", lobte die Gesetzesänderung: "Strangulation ist eine ernsthafte Form von Gewalt, die oft in Beziehungen eingesetzt wird, um Kontrolle und Angst auszuüben." Solche Darstellungen würden verwirrende und schädliche Signale über Intimität senden.

Auch Andrea Simon von der End Violence Against Women Coalition nannte das Vorhaben einen "wichtigen Schritt". Sie erklärte: "Es gibt keine sichere Form des Würgens. Frauen können einer langfristigen Schädigung – etwa Gedächtnisverlust oder kognitiven Beeinträchtigungen – nicht wirklich zustimmen."

Doch nicht alle sind überzeugt, dass das neue Gesetz wirklich Wirkung zeigen wird.

Gesetz gegen Pornografie: Aktivisten bleiben skeptisch

Die Aktivistin Fiona Mackenzie, Gründerin der Gruppe "We Can't Consent To This", zweifelt daran, dass die Änderung viel bewirken wird. Denn eigentlich gäbe es längst Gesetze gegen Pornografie, die lebensbedrohliche Handlungen zeigt – sie würden nur nicht durchgesetzt.

Sie verweist auf den Criminal Justice and Immigration Act von 2008, der bereits die Verbreitung sogenannter "extremer Pornografie" verbietet. Doch bislang, so Mackenzie, hätten Pornoseiten davon "nichts gespürt". Pornoseiten würden Strangulation für Männer normalisieren, gleichzeitig hätten sie noch nie gesetzliche Konsequenzen zu spüren bekommen.

Mackenzie bleibt skeptisch: "Vielleicht unternimmt die Regierung diesmal tatsächlich etwas. Aber solange wir das nicht sehen, glaube ich nicht, dass dieses neue Gesetz wirklich durchgesetzt wird."

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