Lachgas hat in den vergangenen Jahren als Partydroge einen regelrechten Hype erfahren. Das ergibt nur Sinn, immerhin sind die Sahnekapseln, die das Gas enthalten, vollkommen legal in jedem Supermarkt erhältlich. Auch eine Altersbeschränkung hatten sie bisher nicht, immerhin handelt es sich ja – zumindest theoretisch – um eine unschuldige Koch- und Backzutat.
Das soll sich nun allerdings ändern. Am Mittwoch hat das Bundeskabinett ein Lachgas-Verbot für Kinder und Jugendliche beschlossen. In Zukunft sollen sie laut dem Gesetzesentwurf keine Kartuschen mit mehr als acht Gramm besitzen dürfen. Auch der Verkauf über Snack-Automaten und den Versandhandel wird verboten. Wie Gesundheitsministerin Nina Warken betonte, soll das Gesetz noch in diesem Jahr in Kraft treten.
Ich halte das für keine abwegige Idee. Ich spreche da aus Erfahrung, denn ich habe schonmal Lachgas genommen. Und Spoiler: Es war, gelinde ausgedrückt, beschissen. Aber von vorn – Throwback zu meinem 19-jährigen Ich.
Es war ein lauer Sommerabend in Berlin und ein ehemaliger Kumpel von mir feierte im Treptower Park seinen Geburtstag. Ich weiß noch, dass ich ein grüngoldenes Glitzer-Top trug, das unglaublich kratzte.
Das Lachgas erhielt ich nicht von den Leuten, die Gäste der Party waren, sondern von einer Gruppe an Männern, die wir erst an diesem Tag im Park kennengelernt hatten. Sie hatten sich einfach zu uns gesellt und glichen allesamt dem Abziehbild eines klassischen Hippies.
Einer von ihnen hantierte überraschend begabt mit brennenden Fackeln und lieferte uns eine Feuershow, wie man sie von Hochzeiten und Kinderfesten kennt. Begleitet vom Gedudel der anderen, die – ganz dem Klischee entsprechend – natürlich Instrumente dabeihatten, wurde getanzt und gefeiert. Sie kreierten also das ideale Surrounding für einen guten Trip, um mir ihre Sahnekapseln anzudrehen.
Die waren übrigens genauso gratis wie die Feuershow. Passiert ist das mit dem Lachgas damals tatsächlich ganz schnell. Ich erinnere mich, wie ich auf der Wiese saß, wahrscheinlich mit einem Bier in der einen Hand und einer Zigarette in der anderen. Plötzlich kramte jemand Luftballons aus seinem Rucksack. Zuerst dachte ich an Helium, doch kurz darauf fragte man mich schon: „Bock auf Lachgas?“
Ein wenig überfordert stammelte ich erst einmal herum, denn so richtig eine Ahnung, was Lachgas überhaupt ist, hatte ich nicht. Nur eins wusste ich: Es sind Sahnekapseln und die Droge damit im Grunde ein "Legal High". Ein Blick auf die Verpackung verriet mir zudem: Rewe-Eigenmarke. So schlimm kann es dann ja nicht sein, war mein fataler Trugschluss.
Und so war ich schließlich überzeugt. So schnell, dass ich nicht mal "Yolo" denken konnte, hielt mir eine Hand auch schon einen der bunten Ballons hin. Den Inhalt solle ich schnell einatmen, sagte man mir. Ich nickte, setzte meine Lippen an das Plastik – und plötzlich wurde alles ganz verschwommen.
Alles in meinem Kopf dröhnte und drehte sich, als wäre ich derart betrunken, dass man mich gleich mit einer Alkoholvergiftung ins Krankenhaus einliefern müsste. Zum Lachen war mir nicht zumute.
Mit der Reizüberflutung und dem kompletten Kontrollverlust machte sich stattdessen Panik in mir breit. Was zur Hölle hatte ich da gerade inhaliert? Was ist das und vor allem: Wann hört es wieder auf? Wütend über meine Naivität steigerte ich mich in die Angst hinein, malte mir aus, nun Stunden in diesem Zustand verharren zu müssen. Vor meinem inneren Auge sah ich schon, wie ich später nach Hause getragen werde, weil ich so verdammt blauäugig hatte sein müssen.
Doch so weit kam es zum Glück nicht. Als hätte er es geahnt, erwähnte der Typ neben mir ganz beiläufig, dass der Rausch nur ein bis zwei Minuten anhalte.
Er behielt Recht. Nur wenige Sekunden später fühlte ich mich wieder so, als wäre nie etwas gewesen. Selten in meinem Leben verspürte ich eine solche Erleichterung.
Unendlich dankbar darüber, nun wieder Herrin meiner Sinne zu sein, richtete ich mich auf und verließ die Party kurze Zeit später. Für diesen Abend und den Rest meines weiteren Lebens hatte ich genug von Lachgas. Denn auch wenn ich weiß, dass mein Bad-Trip sehr wahrscheinlich auch durch den Mischkonsum mit Cannabis und Alkohol herbeigeführt wurde, lasse ich von Sahnekapseln seitdem lieber die Finger.