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Mount Everest: Influencerin wanderte während Schneesturm zum EBC

Influencerin Katrin wollte hoch hinaus … und kam auch im Base Camp an.
Influencerin Katrin wollte hoch hinaus … und kam auch im Base Camp an.Bild: privat / katrin riederer
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Zwischen Schneesturm und Insta-Spot: Influencerin über Trek zum Mount Everest

Mitten in einer Zeit, in der Schneestürme rund um den Mount Everest Schlagzeilen machten, erfüllte sich Influencerin Katrin ihren Traum: den Trek zum Base Camp. Im Interview erzählt sie, wie sie die Tour erlebt hat.
11.11.2025, 19:3011.11.2025, 19:30

Manche Menschen klettern auf Berge, andere erklimmen Social-Media-Rankings. Watson hat mit Katrin Riederer gesprochen, die beides geschafft hat.

Die 36-jährige Content Creatorin hat sich ihren Traum vom Mount Everest Base Camp (EBC) Trek erfüllt. Anfang Oktober ging es für sie nach Nepal. Bei ihrer Anreise dann die Schock-Nachricht:

Auf der tibetischen Seite wurden fast 1000 Personen, darunter Wanderer:innen, von einem heftigen Schneesturm überrascht und mussten in Höhenlagen über 4900 Metern evakuiert werden.

EBC Trek (Everest Base Camp Trek)
Der EBC Trek ist eine beliebte Wanderroute in Nepal, die zum Basislager des Mount Everest führt. Wanderer:innen überwinden Höhen von bis zu 5364 Metern und benötigen normalerweise elf bis 14 Tage. Der Trek gilt als anspruchsvoll, ist aber technisch weniger schwierig als eine echte Bergbesteigung.
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Esel tragen das Gepäck von Reisenden.Bild: IMAGO/Panthermedia

In Nepal verursachten zudem starke Regenfälle und Schneefälle Überschwemmungen und Erdrutsche, die mindestens 47 Todesopfer forderten. Die nepalesische Verwaltung riet daher vom Trekking in Hochgebirgslagen ab, der Aufstieg der Content Creatorin verzögerte sich deshalb.

Mitte Oktober startet sie dann Richtung Base Camp. Zwischen eisigen Höhen, riskanten Routen und vielen Gipfelfotos erzählt sie watson von ihren Abenteuern und wie es ist, den höchsten Berg der Welt zu besteigen.

watson: Du bist zur Zeit der krassen Unwetter nach Nepal gereist. Hattest du nicht Schiss vor der Tour?

Katrin Riederer: Das habe ich, ehrlich gesagt, gar nicht so mitbekommen. Erst als mir ein paar Leute geschrieben haben "Oh mein Gott, Katrin, geht's dir gut?", war mir klar, was gerade los ist. Natürlich, meine Reise von Nepal zum Lukla Flughafen hat sich um drei Tage verschoben, aber ich war über eine der besten Agenturen vor Ort, da habe ich mir nicht wirklich Gedanken über Probleme gemacht und bin naiv an die Sache rangegangen, weil ich generell ein positiv denkender Mensch bin.

Wie viel kostet der ganze Spaß über eine Agentur?

Ich muss erst eine ganz genaue Aufstellung machen, aber es waren zwischen 5000 und 6000 Euro. Allein die Versicherung kostet 650 US-Dollar für 14 Tage, wobei ich eine günstigere Alternative gefunden habe. Aber aufgrund der verzögerten Anreise von Nepal zum Startpunkt der Wanderung musste ich dann noch einen Helikopterflug buchen, der kostete 750 Euro, weil es durch die Wetterlage viele Rettungsflüge gab.

Musstest du deshalb deinen Urlaub verlängern?

Wir haben zum Glück über die Agentur zwei Puffertage eingeplant, so musste ich zumindest nichts anderes dazubuchen oder meine Reise verlängern. Aber vor Ort ist alles natürlich sehr günstig.

Hast du Beispiele?

Du kannst den ganzen Aufstieg hindurch immer wieder die wichtigsten Dinge in den Dörfern der Einheimischen kaufen. Zahnbürsten, Klopapier oder Wasser: All die Dinge sind bis zum Basecamp immer erhältlich. Aber natürlich, je höher du gelangst, umso teurer wird es. Ein Wasser hat zu Beginn des Aufstiegs rund 60 Cent gekostet, zum Schluss dann drei Euro. Klar, die Güter müssen auch transportiert werden und der Anstieg ist nicht ohne.

Hattest du da kein schlechtes Gewissen gegenüber den Trägern, die euch begleitet haben?

Ich habe versucht, den Trägern etwas "zurückzugeben". Seien es kleine Snacks oder Getränke, die ich für sie gekauft habe, in dem Wissen, dass sie sich das nicht leisten können. Klar, ein bisschen schlechtes Gewissen hat man schon. Aber man muss das so sehen: Es ist für die Träger lukrativer, das Gepäck der Tourist:innen zu tragen und Trinkgeld zu bekommen, als wenn diese "nur" Güter in die Dörfer transportieren. Aber ich finde, für die Tiere ist das alles noch schlimmer …

Warum?

Am Tag kommen dir tausend Esel entgegen, die irgendwas transportieren. Die werden dann mit Peitschen in Zaum gehalten und das ist schon schlimm anzusehen. Die Tiere tragen oft 100 Kilo, aber das machen manche Träger auch. Oft sind die Träger auch sehr alt und haben natürlich keine Pension oder Krankenversicherung, weshalb sie weitermachen müssen … das ist schon schlimm anzusehen.

Wie ging es dir körperlich beim Aufstieg?

Ab circa 3000 Meter habe ich die Höhe richtig bemerkt: Da sind wir drei Treppen hochgelaufen und ich war plötzlich komplett außer Atem. Ab 4000 Metern kamen dann enorme Kopfschmerzen dazu und das ist so der Punkt, an dem dann niemand mehr miteinander spricht, weil alle zu leiden beginnen. Ich hatte wirklich das Gefühl, ich bekomme zwischendurch keine Luft mehr.

"Natürlich gab es Momente, in denen ich zu Hause angerufen und einfach mal geweint habe."

Muss man sich eigentlich vorab einem Gesundheitscheck unterziehen?

Die Agentur schickt einen Fragebogen, in dem du bestätigen musst, dass du nicht an Herz- oder Lungenerkrankungen leidest. Aber das basiert auf Vertrauen und ist ja im Grunde einfach ein Schutz für dich. Ob alles gut geht, weißt du aber im Vorhinein nicht.

Wie meinst du das?

Einer aus unserer Trekking-Gruppe hatte das Pech, dass er sich vor dem Beginn der Wanderung mit dem Denguefieber infiziert hatte. Der musste dann vom Helikopter abgeholt werden, zuerst schien alles so, als hätte er die Höhenkrankheit. Im Endeffekt wurde ihm aber eine Mücke zum Verhängnis.

Wenn der Helikopter noch imstande war, ihn abzuholen, ist man dem Berg also gar nicht so krass ausgeliefert?

Auf dem EBC Trek nicht so krass. Die Agentur verlangt vor der Anreise, dass die Teilnehmer:innen eine Versicherung abschließen. Die garantiert mir, dass ich mit dem Helikopter abgeholt werde, falls etwas passiert. Klar, sind das dann erschwerte Bedingungen und nachts fliegen sie nur im äußersten Notfall, aber man ist nicht komplett ausgeliefert.

Hat es bei dir auch Momente gegeben, in denen du dir gedacht hast, du gibst auf?

Nein, das gar nicht, dafür bin ich zu ehrgeizig. Aber natürlich gab es Momente, in denen ich zu Hause angerufen und einfach mal geweint habe, weil es nicht nur körperlich, sondern auch emotional super anstrengend war.

Die pinke Jacke war Katrins stetiger Begleiter.
Die pinke Jacke war Katrins stetiger Begleiter.Bild: privat / katrin riederer

Apropos Familie: Wie stand die deiner Reise gegenüber?

Meine Mama konnte zweieinhalb Wochen nicht schlafen, meine Schwestern haben sich richtig gefreut und immer mitgefiebert. Mein Papa wäre vermutlich sogar mitgekommen, aber der ist mit 69 Jahren fast zu alt. Der Einzige, für den es richtig ungewohnt war, war mein Mann. Wir verbringen so echt viel Zeit miteinander, und das war dann schon komisch, dass ich so lange weg war.

War es keine Option, dass er mitkommt?

Er ist selbstständig und ich habe die Reise auch erst fünf Wochen vor Abflug spontan gebucht, weil ich das einfach machen wollte. Im Nachhinein glaube ich, dass es eine gute Erfahrung war, so etwas allein in einer Gruppe zu machen, um sich selbst etwas besser kennenzulernen.

Vielleicht kommt er ja auf deine nächste Reise mit ...

Der EBC Trek war für mich auf jeden Fall der Startschuss. Mein nächstes Ziel wäre, einen 6000er zu erklimmen. Ob das preislich für mich klappt, muss ich erst schauen. Denn eines ist klar: Je höher es wird, desto höher sind auch die Kosten. Wer ganz auf den Mount Everest hoch will, zahlt mindestens 100.000 Euro.

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