Deutschland erlebt eine Ausbildungskrise. Viele Unternehmen suchen vergeblich nach Auszubildenden. Das hängt neben dem demografischen Wandel auch mit einer zunehmenden Akademisierung der Berufswelt zusammen. Laut Statistischem Bundesamt kamen 2021 auf zehn Studierende 4,3 Auszubildende. 1950 kamen noch auf zehn Studierende noch 75,5 Auszubildende.
Viele Ausbildungsstellen versuchen, ihr Ausbildungsangebot attraktiver zu machen. Ein Vorteil einer Ausbildung gegenüber dem Studium liegt dabei auf der Hand: Während Studierende sich bis zum Berufseinstieg häufig viele Jahre büffeln, bis sie in Lohn und Brot sind, verdienen Azubis ab Tag eins Geld.
Eine Auswertung des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB), die dem "Spiegel" vorliegt, zeigt, in welchen Branchen und Ausbildungsberufen im vergangenen Jahr das höchste Ausbildungsgehalt gezahlt wurde.
Laut den Zahlen des BIBB lag die durchschnittliche Ausbildungsvergütung in tarifgebundenen Betrieben bei 1133 Euro. Allerdings variierte das Gehalt je nach Ausbildungsbereich erheblich. Am höchsten war die Vergütung in Ausbildungen im öffentlichen Dienst, wo Azubis im Schnitt 1234 Euro erhielten.
Dagegen waren die Gehälter in anderen Bereichen deutlich niedriger: Im Handwerk betrug die durchschnittliche Ausbildungsvergütung 1046 Euro, während Auszubildende in den freien Berufen lediglich 1026 Euro verdienten.
Insgesamt verzeichnete das BIBB dem Bericht zufolge mit 6,3 Prozent die höchste tarifliche Lohnsteigerung in Ausbildungsberufen seit dem Start der Erhebung 1992. Besonders stark stiegen die Ausbildungsvergütungen demnach in Ostdeutschland (8,3 Prozent), in Westdeutschland dagegen nur um 6,1 Prozent.
Damit herrsche zwischen Ost- (1133 Euro) und Westdeutschland (1135) erstmals eine nahezu identische Vergütung in Ausbildungen.
In den vier bestbezahlten Ausbildungsberufen erhalten Azubis monatlich über 1300 Euro. Mit 1349 Euro am meisten Lohn erwarten dürfen sich angehende Rohrleitungsbauer:innen. Dahinter folgen Milchtechnolog:in (1347 Euro), Zimmer:in (1343 Euro) und Maurer:in (1330 Euro).
Knapp unter 1300 Euro erhält man mit 1285 Euro in der Ausbildung zur Milchwirtschaftlichen Laborant:in. Auszubildende zur Kauffrau für Versicherungen und Finanzanlagen verdienen 1282 Euro.
Laut "Spiegel" hat das BIBB für 25 Ausbildungsberufe ein durchschnittliches Gehalt von weniger als 1000 Euro identifiziert. Dazu zählten etwa klassische Ausbildungsberufe wie Maler:in und Lackierer:in (936 Euro) oder Friseur:in (719 Euro).
Auch Azubis zur Pharmazeutisch-kaufmännischen Angestellten (907 Euro), Tiermedizinischen Fachangestellten (877 Euro) und Bodenleger:in (882 Euro) müssen sich tendenziell auf ein schmales Gehalt einstellen.