Liebe Ernüchtert und Ausgetrocknet!
Das ist leider eine ganz schlechte Frage, weil ich darauf selbst noch keine Antwort gefunden habe, mit der es sich guten Gewissens leben ließe. Ich glaub, es kommt ganz auf deine eigene Moral an, wie du das mit dem unleidigen Juli handhabst, der es gerade nochmal so richtig wissen möchte und allen Stadtmenschen das Leben zwischen 7 und 23 Uhr zur Hölle macht.
Zumindest jenen, die nicht zur Sorte der Schönwetterenthusiasten gehören, die barfuß durch die City laufen und hauptberuflich Ukulele spielen, sondern wegen den ätzenden Temperaturen/Nachbarn/Open Airs nachts kein Auge zubekommen.
Erst letzte Woche zum Beispiel hatte ich einen kleinen hitzebedingten Anfall. Ich wollte eigentlich nur kurz was bei der Post abholen, als mich die saharaeske Hitze beim Verlassen des Treppenhauses wie ein Goldschläger am Kopf traf. Die Schlange vor mir: 100 Meter.
Ich stand kurz davor, der Dame vor mir das Wasser aus dem Jute-Beutel zu reißen und es über mein Haupt zu gießen.
Um wieder zu deiner Frage zurückzukommen: Nachdem ich die vier Stockwerke zu meiner Wohnung erklommen und mich wie ein schnaufender Esel von den Einkaufstüten und Postpaketen befreite, setzte ich mich an mein MacBook und buchte erstmal einen Flug nach Hause. Abflug: in drei Stunden.
Es war das erste Mal, dass ich soetwas gemacht habe, weil Geld wächst bekanntlich nicht auf Bäumen.
Die andere Lösung, und ich bin bereits dabei einen deutschlandweiten Guide dafür anzulegen, ist: Kühle Orte in deiner Stadt ausfindig zu machen.
Streng dein Hirn an, wenn es schon nicht für die anstehende Hausarbeit reicht. Einkaufszentren eignen sich zumindest genauso gut wie die Fressetage der Galeries Lafayette in Berlin wie das Donauplex in 1220 Wien.
Schließlich gibt es für strebsame Menschen wie uns nichts, wirklich NICHTS Ätzenderes, als mit einem Matschhirn über Hausaufgaben zu sitzen. Außer deswegen ein schlechtes Gewissen zu haben.
Wo wir wieder bei der Frage der Moral wären: Entweder, du sagst wie ich letzte Woche: Fuck it. Ich kann nicht. Ich will nicht. Ich mach jetzt erstmal drei bis zehn Tage Pause, wenn ich es mir erlauben kann, weil bei einer ausgewachsenen Schreibblockade rein gar nichts hilft, außer die Kreativität für einen limitierten Zeitraum ganz bewusst aufzugeben.
Oder du stopfst dir im Einkaufszentrum deines Vertrauens Tampons in die Ohren und schuftest trotz Hitze solange, bis der Haufen auf deinem Schreibtisch kleiner wird und hältst dich dabei an meine erprobten Tricks der Anti-Hitze-Prokrastinations-Theorie, die mir auch zum Abschluss dieser Kolumne verhalfen:
Ja, und wenn gar nichts mehr hilft, veranstalte einen Regentanz. Tanzen, das soll auch schon dem einen oder anderen geholfen haben.
Viel Erfolg!
Bianca
Dann schick sie uns per Mail: mindfucked@watson.de
Folge uns auf Facebook, um nichts mehr zu verpassen.