Wie kann ich meinen Körper der Wissenschaft spenden?
Die anatomische Forschung und die Universitätskliniken sind auf Körperspenden angewiesen, weil sie für eine medizinische Grundausbildung unerlässlich sind.
Doch das Thema bringt viele Unklarheiten mit sich und gibt vielen Menschen ein ungutes Gefühl. Watson zeigt dir, was eine Körperspende genau bedeutet.
Was ist der Unterschied zwischen einer Organspende und einer Körperspende?
Bei einer Organspende werden dem Körper nach dem Tod vereinzelte Organe entnommen, die im besten Fall anderen Menschen das Leben retten können. Danach wird der Körper zur Bestattung freigegeben.
Bei einer Körperspende wird der komplette Körper gespendet und in die Forschung gegeben. Das bedeutet, er wird genutzt, um Medizinstudent:innen und Ärzt:innen in der Weiterbildung die menschliche Anatomie näherzubringen.
Gerade kleine Details wie die menschlichen Gefäße lassen sich an einem echten Körper erheblich besser erkennen als durch ein Lehrbuch.
Nach zwei bis drei Jahren in der Forschung können auch Körperspenden zur Beisetzung freigegeben werden, sofern nicht der Wunsch nach einer Dauerspende besteht.
Warum wollen Menschen ihren Körper der Wissenschaft spenden?
Die Bereitschaft für eine Körperspende nach dem Tod hat persönliche Gründe. Viele Menschen wollen die medizinische Lehre und Weiterbildung unterstützen und erklären sich deswegen zu einer Körperspende bereit.
Gerade für Menschen, die aufgrund von Vorerkrankungen nicht für Organ- und Knochenmarkspenden infrage kommen, ist eine Körperspende eine Möglichkeit, einen Teil zur medizinischen Forschung beizutragen.
Ein weiterer Faktor, der viele Menschen zu einer Körperspende bewegt, sind die ansteigenden Bestattungsgebühren in Deutschland. Bei einer Körperspende übernimmt das medizinische Institut in der Regel die Kosten für den Transport und die nachträgliche anonyme Beisetzung der Spender:innen.
Wer kann alles Körperspender werden?
Um als Körperspender:in infrage zu kommen, müssen einige bürokratische Faktoren gegeben sein: Ohne ein offizielles Einverständnis zu Lebzeiten ist eine Körperspende nicht möglich. Auch müssen die Spender:innen in der Nähe der Klinik wohnhaft sein, an die die Spende gehen soll. Der tatsächliche Ort des Todes spielt ebenfalls eine Rolle, ob die Spende angenommen werden kann oder nicht.
Eine ungeklärte Todesursache oder ein Tod durch Gewalteinwirkung schließen eine Spende aus, da der Körper in diesem Fall beschlagnahmt und pathologisch untersucht wird. Für eine Spende ist es dann meist zu spät.
Während manche chirurgische Eingriffe zu Lebzeiten wie Herzoperationen oder Blinddarmentfernungen kein Hindernis zu einer Körperspende darstellen, kann ein Körper nach einer Organspende oder einem schweren Autounfall nicht mehr verwendet werden.
Starkes Übergewicht sowie Infektionskrankheiten wie Aids, Hepatitis oder Tuberkulose sind ebenfalls ein Ausschlusskriterium.
Außerdem gibt es bei Universitätskliniken ein Mindestalter für Körperspenden. Die Berliner Charité nimmt Spender:innen ab einem Alter von 50 an. Die Universität Gießen setzt das Mindestalter auf 60.
Das Institut für Plastination in Heidelberg hingegen nimmt Körperspenden jeden Alters an. Diese Spenden werden dann unter anderem der Ausstellungsreihe "Körperwelten" zur Verfügung gestellt.
Was bekommt man, wenn man seinen Körper der Wissenschaft spendet?
Körperspender:innen handeln aus Überzeugung und haben keinen Anspruch auf eine finanzielle Entlohnung für ihre Spende. Das gilt auch für die Hinterbliebenen.
Die durch den Spendenprozess und die Übernahme durch das medizinische Institut gesparten Bestattungskosten können jedoch für viele Familien eine entlastende Wirkung haben.
Dazu können unter anderem die Kosten für eine Urne, eine Überführung zu einem Friedhof oder eine Feuerbestattung zählen.
Wie kann ich meinen Körper nach meinem Tod spenden?
Wenn du das erforderliche Mindestalter für eine Spende erreicht hast, solltest du das medizinische Institut in der Nähe deines Wohnortes kontaktieren. Das Institut für Plastination nimmt unabhängig vom Wohnort Spenden EU-weit an.
In der Regel musst du dort ein Formular ausfüllen und darin deine Krankengeschichte, die Ansprechpartner:innen nach deinem Tod sowie deine Wünsche für die Spende angeben. So gibst du dein Einverständnis und verzichtest teilweise auf eine Bestattung.
Sobald du als Körperspender:in registriert bist, erhältst du einen Körperspendeausweis, den du dann für den Fall deines Ablebens immer mit dir führen solltest. Solltest du gleichzeitig auch einen Organspendeausweis dabeihaben, wird eine Organspende einer Körperspende vorgezogen, da sie im Gegensatz zu einer Körperspende lebenserhaltend ist.
Es kommt allerdings auf die individuellen Umstände deines Todes an, ob dein Körper für eine Spende infrage kommt oder nicht.