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Masseter und Botox: Ärztin berichtet ehrlich von den Folgen

Gleich tut es ein bisschen weh!
Gleich tut es ein bisschen weh!Bild: ki / midjourney
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Ich habe mir Botox spritzen lassen – das ist mein ehrliches Fazit

Julia Saliger ist Ärztin. In ihrer watson-Kolumne schreibt die 26-Jährige über ihr Leben, ihre Emotionen und ihre Erfahrungen zwischen Kittel, Klinik und Kaffeeküche.
27.08.2025, 07:5527.08.2025, 07:55
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Botox, kurz für Botulinumtoxin, ist ein Gift, welches vom Bakterium clostridium botulinum produziert wird und zu einer (vorübergehenden) Lähmung der Muskulatur führt. In der ästhetischen Medizin richtig angewendet, reduziert es damit Falten und Mimik durch eine Lähmung der entsprechenden Muskulatur.

Klingt logisch: Wenn sich der Muskel unter der Haut nicht bewegen kann, wird diese (zunächst) auch nicht faltig.

Fachgerecht injiziert, können Gesichtszüge angepasst, Augen optisch geöffnet und Augenbrauen angehoben werden. Allerdings sind kosmetische Hintergründe nicht das einzige Anwendungsgebiet für unser liebstes Nervengift. Nicht nur in der Therapie von diversen Erkrankungen findet Botox Anwendung, im Haushalt können wir, meist unfreiwillig, ebenso auf das unscheinbare Nervengift treffen. Mehr dazu später.

Julia Saliger ist Ärztin in München. Hier findest du sie auf Tiktok.
Julia Saliger ist Ärztin in München. Hier findest du sie auf Tiktok.bild: privat

Mit erfolgreicher Approbation sind alle Ärzt:innen in Deutschland berechtigt, kosmetische Botox-Injektionen durchzuführen. Es benötigt keinen Facharzt oder eine langjährige Ausbildung, ein simpler eintägiger Kurs genügt. Umso wichtiger schien mir nach meiner Recherche, die richtige Praxis für meine eigene Behandlung auszuwählen. Denn: Auch ich wollte mir Botox spritzen lassen.

Meine Behandlung war nicht kosmetischer Natur. Ich leide seit vielen Jahren unter Migräne, häufig ausgelöst durch nächtliches Zähneknirschen, Bruxismus genannt. Dafür verantwortlich ist hauptsächlich der Masseter-Muskel, welcher den Großteil unserer Kiefermuskulatur darstellt, und den kann man mit Botox in seiner Aktivität und Ausprägung verringern.

Dadurch sollten nicht nur mein Zähneknirschen und die Migräne ein Ende haben, als Nebeneffekt verschmälert sich auch noch das Gesicht.

Botox: 280 Euro für eine zehnminütige Prozedur

Nach kurzer Recherche habe ich mir also einen Termin in meiner ausgewählten Praxis vereinbart, in Anbetracht der Preisliste geschluckt und bin anschließend tapfer zu meiner ersten Behandlung in der ästhetischen Medizin spaziert. Gedauert hat die ganze Prozedur knapp zehn Minuten, den Schmerz würde ich auf einer Skala von 1 bis 10 mit einer soliden 2 bewerten. Kostenpunkt: stolze 280 Euro. Und der Erfolg kann sich sehen lassen.

Ich gebe gerne zu: Ich war und nach der Behandlung nervös: Wird das Ergebnis so, wie ich es mir vorstelle? Spüre ich Nebenwirkungen? Wird auch wirklich der richtige Muskel getroffen?

Nach der ersten Woche merkte ich bereits erste Erfolge, mein Gesicht fühlte sich entspannt an, von meiner Migräne blieb ich verschont und Negativeffekte waren mir (noch) nicht aufgefallen. Nach der zweiten Woche bemerkte ich, dass es anstrengend wurde, Pizza und hartes Brot zu essen. Damit konnte ich leben.

Kurze Zeit später musste ich noch einmal zu einer kleinen Korrektur, da das Ergebnis mir asymmetrisch erschien, was mir nicht passte, auch wenn es kein optischer Eingriff war.

Botox gegen das Zähneknirschen: Ich werde es wieder tun

Diese Behandlung ist rund sechs Monate her. Mein Fazit: Der nächste Termin ist bereits gebucht. Denn wie zu erwarten, merke ich allmählich eine nachlassende Wirkung und eine sich stetig steigernde Spannung in meiner Kiefermuskulatur.

Ob ich die Spritz-Prozedur im Lauf meines Lebens auch für rein kosmetische Zwecke durchziehen werde, wird sich zeigen. Zum aktuellen Zeitpunkt stehe ich dem Thema in jedem Fall aufgeschlossen gegenüber.

Zum Abschluss noch ein paar hard facts: Im Praxisalltag kommt Botox regelmäßig bei neurologischen Erkrankungen wie Spastiken, Schielen oder übermäßigem Schwitzen (Hyperhidrose) zum Einsatz – und das sehr erfolgreich!

Auch in unsachgemäß eingekochten und in der Speisekammer gelagerten Lebensmitteln kann uns das Nervengift jedoch auflauern: Hier kann das Bakterium unter Luftabschluss giftige Sporen bilden, die bei Verzehr zu einer schweren Lebensmittelvergiftung führen, dem sogenannten Botulismus. Die Symptome reichen von Schluck- und Sehstörungen bis hin zu Lähmungen und im schlimmsten Fall Atemstillstand.

Es ist quasi der gleiche Effekt wie bei der Injektion, nur in diesem Fall ungewollt und mit der Nahrung aufgenommen. Da empfehle ich dann doch lieber erfahrene Spezialist:innen statt Omas Einmachglas.

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