Als Mädchen haben wir "untenrum" gesagt. Vielleicht auch "Mumu", oder "Scheide". Doch mittlerweile sind wir nicht nur erwachsen geworden, wir sind auch aufgeklärt. Wir sagen also ganz selbstbewusst "Vagina", wenn wir unsere Geschlechtsteile meinen.
Doch das ist leider falsch.
Es ist aus biologischer Sicht falsch. Und es ist auch falsch, weil die Art und Weise wie wir über unsere Geschlechtsorgane reden, unser Selbstverständnis beeinflusst.
Im Biologieunterricht mögen wir noch die unterschiedlichen Bezeichnungen für unsere Geschlechtsteile gelernt haben, aber mittlerweile verallgemeinern wir meistens und nennen unser sexuelles Gesamtpaket einfach nur noch "Vagina". Das ist in der Umgangssprache so, in den Medien, und auf Social Media.
Die Vagina ist von außen nur als Öffnung sichtbar – denn mit Vagina wird lediglich die Verbindung zwischen den äußeren und inneren Geschlechtsteilen, also dem Muttermund, der Gebärmutter und den Eierstöcken, bezeichnet.
Die Vulva ist der äußerlich sichtbare Teil unserer Geschlechtsorgane. Schamhügel, Schamlippen und Klitoris.
Es gibt also viele verschiedene Teile und doch werfen wir sie alle zusammen. Dabei ist die Vagina eben nur ein Teil, eine Verbindung. Und sie ist von außen nur als Öffnung sichtbar.
Okay, okay, mögt ihr jetzt denken. Ist ja gut, es ist falsch. Aber ist es denn so wichtig? Schließlich wissen wir doch alle, was gemeint ist.
Aber: Indem wir die Vulva in der Umgangssprache ausklammern, wird sie unsichtbar. Sie wird zur Leerstelle.
Es ist wichtig, darüber zu reden. Und zwar aus drei Gründen.
Bücher wie das von Mithu M. Sanyal sollen der Vulva zu ihrem Namensrecht verhelfen, aber es zeigt sich, dass es noch viel mehr Aufklärung braucht, um endlich durchzusetzen, was gemeint ist.
Vor zwei Jahren hat "The Eve Appeal", eine britische Krebshilfeorganisation, eine Umfrage unter 1000 Frauen durchgeführt. Die Befragten sollten die weiblichen Geschlechtsteile, wie z.B. Vagina und Uterus, korrekt benennen. Nur die Hälfte der Frauen konnte die Vagina auf einer Grafik korrekt identifizieren. Doch nach der männlichen Anatomie befragt, konnten 70 Prozent der Frauen Vorhaut, Penis und Testikel richtig zuordnen.
In einer Folgestudie wurden 2000 Briten, halb Männer, halb Frauen, befragt und auch von den Männern konnten nur 50 Prozent die Vagina korrekt zuordnen.
Ganz schön erschütternd, oder?
Denn wenn wir das, was uns Lust bereitet, sprachlich ausgrenzen, machen wir auch unsere Lust unsichtbar. Wer keinen Namen hat, der hat keine Rechte. Keine Ansprüche. Wenn wir für etwas keinen Namen haben, bleibt es diffus. Wir können uns keine Bilder machen. Und ohne Bilder keine Vorstellungen und ohne Vorstellungen keine Handeln. Keine gute sexuelle Kommunikation.
Noch ein Beispiel: Es gibt eine sehr eindrucksvolle "Sex and the City"-Folge in der Miranda einer Affäre zu besseren Liebhaber-Qualitäten verhelfen will. Der Dialog geht wie folgt:
"Weißt du, wie die Klitoris funktioniert?"
"Ja."
"Weißt du, wo sie ist?"
"Ja."
"Sie ist ungefähr 5 Zentimeter weiter, als du denkst."
Wir sollten wirklich anfangen, unsere Geschlechtsteile richtig zu benennen. Dass, was an unseren Geschlechtsteilen sichtbar ist, hat einen Namen. Es ist nicht die Vagina.
Es ist die Vulva.
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