Die 90er waren ein seltsames Zeitalter der Clintons, Center Schocks und blau getönter Sonnenbrillen. Das Zeitalter, in dem zwar jeder ein Auto hatte, aber noch keiner ein Smartphone oder iPad, über dass sich Filme schauen ließen – und deshalb war es auch: Die Ära der Stauspiele!
Der Urlaub fing an, sobald der Anschnaller klickte: An den Tanken gab es Süßis und zum ersten Mal verstanden wir, wozu diese Geschwister eigentlich gut sind! Also falls euch der Akku am Wochenende auf dem Weg in die Ferien ausgeht, erinnert euch einfach nochmal: an die 10 geilsten Autobahnspiele der Kindheit.
Der Klassiker! Zu jedem Nummernschild die Stadt raten (zB. DÜW, Dürkheim an der Weinstraße). Das war was für kleine Superhirne und ihre Eltern. Die faule Version? Wem fällt die originellste Beleidigung zum ersten Buchstaben ein: Berliner Blödbirne und Kölner Klappstuhl sind nur der Anfang.
Auf kleinen Holzbrettchen mussten Klötze ineinander gesteckt oder Metallkügelchen durch Labyrinthe befördert werden. Im Idealfall schaffte man das natürlich schneller als das Kind im Nebensitz. Die "Bonzenkinder" hatten auch richtige Brettspiele als Reiseversion: Monopoly in einem kleinen, roten Plastikkoffer zum Beispiel.
Viele bunte Smarties sind genau die Arznei, die der Doktor empfohlen hat! Lila war gegen Pocken, rot gegen Bauchweh, gelb gegen Durchfall. Und so wurde sich lautstark und mit gekrümmtem Unterleib durch eine Reihe ominöser Krankheiten simuliert, bis die passende Schokopille eingefahren war – was für heranwachsende Hypochonder.
Wurden die Sprechrollen der Comics nach Geschlechtern aufgeteilt, wurde ziemlich schnell deutlich, wie unterrepräsentiert die Damen in Entenhausen (oder auch bei Asterix oder Lucky Luke) waren... Spaß machte es trotzdem, die Geschichten gemeinsam zu lesen – besonders wenn man an die "Peng, Klatsch, Bumm-Stellen" kam.
Bei jedem Tunnel wurde versucht, die Luft anzuhalten, bis man wieder raus war. Die Eltern waren glücklich, denn dann war endlich mal Stille hinten – zumindest bis wir mit der Hand vor dem Mund winkend und rot angelaufen nicht mehr konnten und prustend aufgaben.
Anderer Klassiker: Auf der Autobahn sieht man immer irgendwas, was der andere nicht sieht. Und das ist gelb. Oder rund. Oder wenn man gemein ist – schwarz.
Aus dem Auto heraus kann man alles zählen – und das taten wir. Bäume und Straßenmarkierungen und rote Autos. Die Kür hieß "Smart" (oder bei den Älteren unter uns "Twingo"). Jeder Smart wurde laut gezählt, wer einen übersah, von den Geschwistern verprügelt.
watson-Kollegin Helena Düll warf mit Vorliebe Küchentücher aus dem Fenster auf die Fahrbahn, weil die so schön fliegen. Eigentlich waren die feuchten Tücher gegen die Hitze von ihren Eltern in die Fenster geklemmt worden. Als Strafe für die flatterhafte Aktion mussten die Kinder also hinten auf dem Weg nach Italien schwitzen.
Es regnet, es regnet, die Scheibe wird nass: Jeder setzte auf einen Regentropfen seiner Wahl und dann wurde der an der Scheibe angefeuert, was das Zeug hält, damit er durch das Sammel-Prinzip und die Tropfbahn schneller ins Ziel (also die Gummiabdichtung des Fensters) kam, als der des Gegners. War häufig erstaunlich unvorhersehbar. Wer's nicht glaubt – ausprobieren.
Einer unser Redakteure, Max Biederbeck, lernte ein ganz besonderes Unterhaltungsprogramm in seiner Kindheit: Chaos stiften. Vorbild dafür war sein Jugendfreizeit-Leiter, der im Rhythmus hupte und Wasserbomben auf die anderen Autos feuerte. Beste Aktion: Müsliriegel und Apfelsaft. Beides nahm besagter Gruppenleiter zusammen in den Mund, kaute einmal gut durch, dann riss er die Fahrertür auf und "kotzte" das Ganze auf die Windschutzscheibe eines Nachbar-Autos.
Das Spiel für friedliche Zeitgenossen: Jedem Kind, dass man sieht, so lange zuwinken, bis es zurück winkt. Dann Zunge rausstrecken und schnell untertauchen.