Ich kann nicht sagen, dass ich Valentinstag hasse. Es ist Ewigkeiten her, dass ich diesen recht unnützen Feiertag (man bekommt ja nicht mal frei) überhaupt gefeiert habe.
Normalerweise lege ich meine Beziehungen geschickt um Valentinstag herum: Kennenlernen ab dem 15. Februar, Schluss machen bis zum 13. Februar des kommenden Jahres. Deswegen komme ich in der Regel auch nicht in die Bredouille, mich zu fragen, ob ich Rosen kaufen soll oder nicht.
Ja, ich will sogar sagen: Dieser Tag ist mir absolut egal. Völlig schnuppe. Mir doch Latte, was ihr mit euren Blumen und Pralinen und herzförmigen Karten macht, solange ich meine Ruhe habe.
Am allerliebsten will ich sagen: Ich hasse Valentinstag. Aber dieser Tag ist so unnütz, dass er nicht mal meinen Hass verdient. Wenn die Welt mir keine Rosen schenkt, werde ich deren Existenz doch nicht mit meinem erhobenen Mittelfinger anerkennen. Dafür bin ich zu stolz.
Eine vollkommen andere Geschichte wäre es natürlich, WENN ich diese Rosen endlich mal kriegen würde. Ein Kilo Pralinen obendrauf, die wir nach dem romantischen Valentins-Sex gemeinsam nackig im Bett verspeisen würden. Aber es ergibt sich auf Biegen und Brechen einfach nicht.
Ich habe den Eindruck, dass die meisten Menschen, die ich kenne, ein eigenartiges Verhältnis zum Valentinstag haben. Entweder sie ignorieren ihn stoisch, weil sie diesen Tag irgendwie peinlich finden. Oder sie leiden vor sich hin, weil sie den Tag mal wieder als Single verbringen müssen. Oder sie versuchen krampfhaft, noch ein Valentins-Date zu finden, um sich nicht wie Restware zu fühlen.
Ich glaube, mein Verhältnis zu Valentinstag ist so ähnlich wie zu Après-Ski-Partys: Von der Ferne aus empfinde ich nur Abscheu. Aber wenn ich durch irgendeinen unglücklich Umstand bei so einem Event lande, dann tanze ich auch auf den Tischen und gröle "Atemlos" mit. Wenn man schon Teil der Katastrophe ist, dann sollte man zumindest mitnehmen, was geht.
Deswegen hätte ich eigentlich, wenn ich ganz ehrlich zu mir bin, mal gerne den ultimativ kitschigen Valentinstag. Zumindest ein einziges Mal. Mit Candle-Light-Dinner, einem fetten Strauß Rosen und verliebtem Gesäusel beim Sekt trinken. Ohne, dass man darüber lästern muss, dass Valentinstag ja so kacke und klischeehaft und kommerziell und ich weiß nicht was ist. Sich der ganzen Nummer einfach mal hemmungslos hingeben. Einfach nur, um das auch mal erlebt zu haben, danach kann man im Zweifelsfall fundiert darüber lästern, wie kacke man Rosen findet.
Aber wer, der sicher gehen kann, ausgerechnet zwischen dem 13. und 15. Februar eines jeden Jahres Single zu sein, würde das schon gerne zugeben?
Stattdessen überlege ich nun, in Pyjamahosen zum Supermarkt zu gehen und mir selbst ein paar Blumen und Schoki zu holen. Einfach, weil ich's kann. Vielleicht organisiere ich auch ein Date mit mir selbst, Schaumbad bei Kerzenschein zum Beispiel, dazu ein guter Wein. Wenn die Welt dachte, ich bin auf sie angewiesen, um's mir mal so richtig romantisch zu machen: Pah! Und im Zweifelsfall werde ich jeden meiner Single-Abende so verbringen. Um sich selbst (oder meinetwegen dem Partner und der Partnerin oder wem auch immer) ein bisschen Liebe zu zeigen, muss schließlich nicht Valentinstag sein.