
Sorry, mit dem Outfit kommst du nicht rein. Bild: imago images/ imagebroker
Pro & Kontra
Ruhe statt Rabatz, Aperol statt Apfelschorle – kinderfreie Hotels sind der neue Trend. Doch sind Kinder wirklich das Problem, oder nur der neue Sündenbock am Pool? Wir haben es ausgefochten, ohne Treten.
18.08.2025, 14:3618.08.2025, 15:08
Ein neuer Sündenbock zieht auf am Firmament, er mag gern Eis, tut seinen Frust durch lautstarkes Gezeter kund und schaut "Paw Patrol": das Kind. In Frankreich stellt sich daher die Frage, ob man die Blagen daher nicht gleich an der Hotelrezeption abweisen darf wie Sven Marquardt spanische Tourist:innen an der Berghain-Tür. Kinderfreie Hotels boomen, in Mexiko, in Thailand, in Griechenland.
Aber darf man Urlaubsorte nach Alter sortieren? Sind kinderfreie Hotels ein harmloser Luxus für überarbeitete Eltern und Ruhesuchende? Oder verrät sich da eine Gesellschaft, die ihre eigene Zukunft lieber auf Abstand hält? Wir haben es ausdiskutiert.
Pro: Ich habe ein Recht auf meine Ruhe
von Jenny Ullrich (Teamlead Unterhaltung bei watson)
Ich bin gewollt kinderlos kinderfrei und könnte dafür circa eine Million Gründe aufzählen. Einer davon: Ich habe einfach gerne meine Ruhe. Und ich fahre nicht in den Urlaub, um mir eben diese von Kindern, die nicht einmal meine sind, nehmen zu lassen.
Für Familien gibt es immer noch mehr als genug Alternativen und die Betreiber auf der anderen Seite berufen sich nun einmal auf ein tolles Prinzip, das sich Privatautonomie nennt. Offensichtlich besteht dafür ein Markt und nur, wenn dieser nicht bedient wird, radikalisieren sich die "bösen" Menschen.

Unsere Autorin hätte sich damals nicht mit in den Urlaub genommen. bild: privat
Die französische Politikerin Sarah El Hairy (via ORF) macht sich jedenfalls lächerlich, wenn sie behauptet, ein Kinderverbot in Restaurants und Hotels trage zu "Gewalt gegen Kinder" bei. Nein: Aggressiv werde ich nur dann, wenn ich gegen meinen Willen laute Kinder um mich habe. So wird ein Schuh draus.
Wer von stundenlangem Geschreie und Gerenne gestört ist, wird oft sofort als Kinderhasser abgestempelt. Dabei zeigt sich beispielsweise schon in Zügen, dass Ruheabteile eine schöne Idee sind, aber nur bedingt bis gar nicht funktionieren. In komplett überfüllten deutschen ICEs bleibt eine solche Einteilung am Ende graue Theorie.
Also ja: Es muss etwas Radikaleres her und darum sind kinderfreie Resorts eine super Sache. Hunde werden nach wie vor in verschiedensten Einrichtungen seltener toleriert als Kinder, obwohl sie in den meisten Fällen deutlich weniger stören. Zu wenige sind für diese Diskussion bereit.
Kontra: Kinder machen einen Urlaub in jeder Hinsicht interessanter
von Sven Fröhlich (Volontär bei watson)
Sie meckern, sie streiten, sie missachten jede Kleiderordnung, und dann fallen sie auch noch wie tollwütige Waschbären über das Hotelbuffet her. Jeder Urlaubsort, jedes Hotel, nein, jede Faser unseres Lebens ist betroffen von der invasiven Art der Erwachsenen.
Wer hat die Dreiviertelhose erfunden? Wer ist schuld daran, dass Mats Hummels beim BVB unehrenhaft verabschiedet wurde? Wer hat die letzte Staffel "Game of Thrones" zu verantworten? Es sind: Erwachsene. Das nervigste Kind ist angenehmer als der durchschnittliche Erwachsene.
Wenn nun also allen Ernstes der Vorschlag in den Raum gestellt wird, Kinder aus bestimmten Hotels auszuschließen, muss man sich fragen, wo hier das eigentliche Problem liegt. Sind es die Kinder, die es wagen, nicht den ganzen Tag strickend in der Lobby zu sitzen und Sudokus zu lösen (God forbid a kid has hobbies)? Oder sind es die Eltern, die ihre Kinder einfach nicht im Griff haben?
Man sollte Kindern gegenüber toleranter sein, und zwar aus demselben Grund, aus dem ich ChatGPT immer höflich "bitte" und "danke" sage: Man möchte es sich nicht verscherzen. Der demografische Wandel plagt bereits jetzt nahezu alle westlichen Länder, die jetzigen Kinder sind es, die – mehr denn je – für die Rente der Zukunft und für das Wohlergehen unserer Existenz im Allgemeinem verantwortlich sind.
Überhaupt: Wenn man einmal seine Vorurteile abstreift, eröffnet sich die wunderbare Welt grenzenloser Fantasie, die nur der Generation vorbehalten ist, die noch nicht weiß, was Lohnsteuerbescheid und Excel-Tabelle sind.
Wer also dem Reflex verfallen möchte, sich über die vermeintliche Unruhe präpubertärer Sprösslinge aufzuregen, dem sei geraten, das neue Buch von Ferdinand von Schirach beiseite zu legen und Kindern einfach mal zuzuhören, sie beim unbedarften Tänzeln durch das Wunder namens Leben zu bestaunen.
Ich möchte mich ja nicht selbst loben, aber ich habe als Kind einmal in den Hotelpool defäkiert. Meine Mutter musste die Notdurft händisch entfernen, danach war der Pool vermutlich eine Zeit lang nicht nutzbar. Für alle Hotelgäste: ein unvergessliches Erlebnis.
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