
Was wir als Kind nicht fühlen durften, meldet sich oft leise im Erwachsenenleben zurück.Bild: pexels / cottonbro studio
Psychologie
Viele von uns glauben, ein "richtiges Trauma" müsste wie ein Hollywood-Drama aussehen: Missbrauch, Gewalt, Vernachlässigung. Doch die Wahrheit ist oft viel leiser – und viel näher. Vielleicht hattest du keine schlimme Kindheit. Und trotzdem trägt dein inneres Kind heute noch Schutzwesten.
05.09.2025, 12:5805.09.2025, 12:58
watson-redaktion
Es gibt da diesen inneren Reflex, den viele von uns nur zu gut kennen: Sobald das Wort "Kindheitstrauma" fällt, zucken wir zusammen, lachen verlegen oder sagen sowas wie: "Ach komm, andere hatten’s viel schlimmer."
Und ja – vielleicht hattest du kein offensichtliches Drama. Kein Heimaufenthalt, keine körperliche Gewalt, keine Hungerjahre. Aber Traumata müssen nicht so aussehen, um ihre Spuren zu hinterlassen. Manchmal sind sie leise. Heimlich. Und verstecken sich in Mustern, die wir für ganz normal halten – weil wir’s nicht anders kennen.
Hier sind fünf Anzeichen, dass du vielleicht doch mehr in deiner Kindheit erlebt hast, als dir bewusst ist:
Du bist überfürsorglich – mit allen, nur nicht mit dir
Du kümmerst dich um andere, als wärst du dafür angestellt: Du hörst zu, tröstest, organisierst Geburtstagsgeschenke, denkst an alles – außer an dich selbst.
Warum Selbstdiagnosen problematisch sind
Dieser Text beschäftigt sich mit Symptomen psychischer Krankheiten. Er kann hilfreich sein, da im Alltag oft nicht offen genug darüber gesprochen wird: um das Thema zu enttabuisieren und Menschen dazu zu ermutigen, sich professionelle Hilfe zu suchen.Aber dieser Artikel soll nicht zu einer Selbstdiagnose verleiten. Er ersetzt keine professionelle Diagnose und Behandlung. Nur ausgebildete Ärzt:innen oder Therapeut:innen haben auch Kenntnis über weitere Umstände, die das Abgrenzen von Erkrankungen mit ähnlicher Symptomatik ermöglichen.
Dahinter steckt oft ein früh erlerntes Muster: "Wenn ich nützlich bin, werde ich nicht verlassen." Kinder aus emotional instabilen Familien lernen früh, ihre eigenen Bedürfnisse zu unterdrücken, um für Frieden zu sorgen. Heute zeigt sich das als Helfersyndrom, People Pleasing oder die Unfähigkeit, einfach mal "Nein" zu sagen.
Du fühlst dich in stabilen Beziehungen gelangweilt
Drama war deine Muttersprache? Dann kann es sein, dass Ruhe dich nervös macht. Wenn dir Verlässlichkeit suspekt vorkommt und du Menschen abschießt, "weil der Funke nicht überspringt", könnte das ein Hinweis sein.
Vielleicht verwechselst du Aufregung mit Liebe, weil Bindung in deiner Kindheit immer mit Unsicherheit, Schweigen oder plötzlichem Chaos verbunden war.
Du erinnerst dich kaum an deine Kindheit
Erinnerung ist kein neutraler Speicher, sondern ein Schutzsystem. Wenn dein Hirn "Lücken" hat oder du deine Kindheit nur in Märchenfarben erzählen kannst, kann das ein Zeichen sein, dass da etwas ist, was du (noch) nicht sehen willst.
Besonders tricky: Viele, die emotional vernachlässigt wurden, spüren keine Wut – sondern Schuldgefühle, weil sie ihre Eltern innerlich trotzdem verteidigen.
Du bist permanent angespannt
Du kommst selten zur Ruhe, dein innerer Motor läuft nonstop. Selbst beim Netflix-Schauen musst du nebenbei was erledigen. Stress ist dein Normalzustand. Klingt harmlos? Ist es nicht. Viele, die in ihrer Kindheit keine emotionale Sicherheit erlebt haben, entwickeln ein überaktives Nervensystem.
Das bedeutet: Dein Körper reagiert auf Alltag wie auf eine Bedrohung. Ruhe fühlt sich gefährlich an – weil du gelernt hast, dass Entspannung oft vom nächsten Knall unterbrochen wird.
Du hältst dich selbst für zu sensibel oder kompliziert
Vielleicht wurdest du oft als "zu viel" oder "zu emotional" bezeichnet, weil deine Gefühle keinen Platz hatten. Kinder, deren Emotionen ignoriert oder belächelt wurden, lernen schnell, sich selbst nicht ernst zu nehmen. Als Erwachsene neigen sie dann dazu, ihre Gefühle zu bagatellisieren – und sich selbst gleich mit.
Also: erst mal durchatmen. Ein Trauma heißt nicht, dass du kaputt bist – sondern dass dein System reagiert hat, um dich zu schützen. Was früher überlebenswichtig war, kann dich heute ausbremsen. Der erste Schritt: erkennen, benennen, verstehen. Therapie kann helfen, muss aber nicht der einzige Weg sein. Manchmal reicht schon ein ehrliches Gespräch – mit dir selbst oder jemandem, dem du vertraust.
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