"Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner sexuellen oder geschlechtlichen Identität, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden."
Steht so im Artikel 3, Absatz 3 des deutschen Grundgesetzes, glaubst du? Weit gefehlt. Der Passus "seiner sexuellen oder geschlechtlichen Identität" ist in Wirklichkeit dort nicht enthalten. Alles andere schon.
Ihn zu ergänzen und viele andere Ungerechtigkeiten auszumerzen, das sind aktuelle Forderungen aus der betroffenen Community zum Pride Month 2025 in Deutschland. Stellt sich die Frage: Wie sieht es eigentlich aus, mit den Rechten queerer Menschen in Deutschland?
Die Diskriminierung der LGBTQIA+-Community in Deutschland reicht weit zurück, bis über das Mittelalter hinaus. Doch gab es auch immer Fürsprecher:innen und Menschenrechtler:innen, die sich mutig für queere Belange einsetzen.
So zum Beispiel der Journalist und Jurist Karl Heinrich Ulrichs, der sich im 19. Jahrhundert auf dem Deutschen Juristentag öffentlich für die Straffreiheit homosexueller Handlungen und die Ehe für alle einsetzte. Er wurde niedergebrüllt, rückte aber auch im Nachgang nie von seiner Haltung ab. Im Gegenteil, 1868 schrieb er:
Selbst im Deutschland der NS-Zeit gab es queere Menschen, die sich mutig für ihre Sache einsetzen. Darunter Hilde Radusch, die als homosexuelle Frau und engagiertes KPD-Mitglied zeitweilig zusammen mit ihrer Freundin untertauchen musste.
Sie verfasste einige lesbische Liebesgeschichten, die jedoch niemals verlegt wurden. Bekannt wurde sie aber insbesondere in den 60er- und 70er-Jahren als Publizistin und Pionierin in der deutschen Lesbenbewegung und für ihr Zitat: "Ich habe mich nie als Frau gefühlt, aber frage mich nicht, als was sonst."
Dies sind nur zwei Beispiele von Menschen, die sich ihr Recht auf selbstbestimmte Liebe in einem selbstbestimmten Körper nicht nehmen lassen wollten. Tausende weitere Mitstreiter:innen werden zum Pride Month wieder auf die Straße gehen und auf Paraden feiernd für ein Leben ohne Diskriminierung demonstrieren.
Das ist auch heute noch nötig, denn Hasskriminalität gegenüber queeren Menschen nimmt in Deutschland eher zu als ab.
Die aktuellsten Zahlen der deutschen Kriminalpolizei diesbezüglich stammen von 2023. In jenem Jahr wurden 1.785 Straftaten gegen LGBTQIA+-Personen erfasst (2022: 1.188). 212-mal wurden dabei queere Menschen Opfer einer Gewalttat (2022: 197), die Mehrheit davon deutsche Männer in ihren Zwanzigern.
Auch die Tatverdächtigen bei queerfeindlichen Übergriffen sind übrigens in erster Linie deutsche Männer, allerdings mit 14 bis 20 Jahren noch etwas jünger. Genaue Zahlen findest du hier.
Bei so viel Hintergrundinformation bist du nun hoffentlich warm gelaufen, zu unserem Wissenstest über queere Rechte in Deutschland. Wir haben neun Fragen zusammengestellt. Entscheide dich jeweils für eine Antwort und klicke dich bis zum Resultat durch, um herauszufinden, wie gut informiert du tatsächlich bist. Viel Spaß!
Rechte queerer Menschen in Deutschland: Wie gut kennst du dich aus?
Übrigens: Wenn du nun inspiriert bist, selbst ein bisschen auf der Straße feiern zu gehen, um dich für LGBTQIA+-Rechte starkzumachen, findest du die Termine der aktuellen Pride Parades in Deutschland hier.