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Brushing Scam: der Trick mit unbestellten Paketen – was steckt dahinter?

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Huch, ein Paket, das du nie bestellt hast? Komisch.Bild: Getty Images / Bevan Goldswain
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Brushing Scam: So gefährlich ist die neue Betrugsmasche wirklich

Du bekommst Pakete zugeschickt, die du nie bestellt hast? Klingt vielleicht harmlos und sogar cool, weil du gratis Produkte abstaubst. Aber es könnte sich um eine Betrugsmasche handeln, die weit über eine harmlose Geste hinausgeht.
04.09.2025, 18:0704.09.2025, 18:07
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Du öffnest dein Postfach und da liegt ein Paket. Adressiert an dich, aber du hast nichts bestellt. Vielleicht ist es nur eine Verwechslung? Vielleicht möchte dir auch eine:r deiner Liebsten eine Freude bereiten?

Vielleicht ist das aber auch der Beginn einer Betrugsmasche, die immer häufiger auftritt und dabei völlig legal wirkt, obwohl sie es nicht ist: Die Rede ist vom sogenannten Brushing Scam. Was harmlos klingt, kann in Wirklichkeit ein Hinweis darauf sein, dass deine Daten im Netz missbraucht werden und im schlimmsten Fall schon weiter verkauft wurden.

Was du über den Scam wissen musst und wie du dich schützen kannst, weiß watson.

Was genau ist der Brushing Scam?

Die Masche ist auf den ersten Blick total komisch und wirkt sehr harmlos: Fragwürdige Online-Händler:innen verschicken kleine, wertlose Produkte, oft direkt aus dem Ausland, an Personen, die diese nie bestellt haben.

Das Ziel dahinter ist jedoch nicht ein harmloses Werbegeschenk, sondern ein Trick, um Verkaufszahlen zu manipulieren. Denn sobald das Paket angekommen ist, nutzen die Absender:innen deine Daten, um auf Plattformen wie Amazon oder Ebay eine gefälschte Fünf-Sterne-Bewertung zu hinterlassen.

Meist unter deinem Namen, denn du hast das Produkt ja scheinbar "bestellt". So steigt das Ranking des Produkts und es gewinnt an Glaubwürdigkeit.

"Brushing" bedeutet also nichts anderes als "aufpolieren". Die Masche stammt aus China, wird aber mittlerweile weltweit eingesetzt und häuft sich nun auch in Deutschland.

Warum ist der Brushing Scam so gefährlich?

Viele Betroffene freuen sich zunächst über ein Gratis-Gadget und verlieren keinen Gedanken mehr daran. Aber der Brushing Scam ist alles andere als harmlos. Denn er funktioniert nur dann, wenn Absender:innen bereits im Besitz deiner Daten sind, und dazu gehören Name, Adresse, E-Mail oder Telefonnummer.

Woher diese stammen, ist meist unklar: Möglich ist ein Datenleck, ein alter Online-Kauf oder der Handel mit Adressdaten im Darknet. Dazu kommt: Einige Betrüger:innen legen ihren Paketen QR-Codes oder auffällige Zettel bei, die angeblich zur Sendungsverfolgung führen oder eine Belohnung, wie weitere Rabatte, versprechen.

Wer diese Codes scannt, kann unbewusst eine Phishing-Seite öffnen oder in eine weitere Falle tappen. Ein Trick, der auch als "Quishing" bekannt ist.

Außerdem nicht ungefährlich: Die gefälschten Rezensionen erscheinen oft unter deinem Namen. Das kann dazu führen, dass dein Profil bei großen Plattformen als verdächtig eingestuft wird oder du selbst für Käufe haftbar gemacht wirst, die du nie getätigt hast.

Woran kannst du erkennen, ob du von Brushing Scams betroffen bist?

Nicht jedes kuriose Paket in deinem Postfach ist gleich ein Betrugsfall. Es gibt jedoch bestimmte Anzeichen, bei denen du besonders aufpassen solltest. Wenn du plötzlich ein Paket bekommst, das du nie bestellt hast, und der Inhalt eher billig wirkt, wie etwa kleine Gegenstände wie Blumensamen, Handyhüllen, Schlüsselanhänger oder USB-Kabel, solltest du vorsichtig sein.

Besonders dann, wenn der Absender dir völlig unbekannt ist oder gar keine Rücksendeadresse angegeben wurde. Auch wenn dem Paket ein auffälliger Zettel beiliegt, vielleicht sogar mit einem QR-Code und dem Hinweis "Jetzt Geschenk einlösen!", solltest du hier auf keinen Fall interagieren.

Ein weiteres Warnsignal: Du erhältst E-Mails von Verkaufsplattformen mit Bewertungen oder Bestellbestätigungen, die du nie selbst verfasst hast.

Was kann ich tun, wenn ich Opfer von Brushing Scam wurde?

Öffne das Paket am besten gar nicht. Falls du es doch geöffnet hast, solltest du den Inhalt auf keinen Fall verwenden, vor allem nicht, wenn du nicht weißt, was genau drin ist.

Das gilt besonders bei essbaren Produkten oder bei Samen. Der NDR rät, nicht bestelltes Saatgut aus dem Briefkasten sofort in den Hausmüll zu geben, statt diese im Garten zu ziehen, denn mitunter können die Samen Schadorganismen enthalten, die langfristig Garten oder Fläche gefährden.

Das Julius Kühn-Institut (JKI) warnt außerdem davor, Samen im Biomüll oder dem Kompost zu entsorgen, denn so können sich die Pflanzen trotzdem ausbreiten. Scanne zudem auf keinen Fall QR-Codes oder klicke auf Links, die beiliegen.

Hier eine wichtige Checklist, um den Schaden zu minimieren:

  • Keine Bezahlung, wenn du nichts bestellt hast!
  • Informiere die Plattform, auf der der Artikel möglicherweise gelistet war (zum Beispiel Amazon oder Ebay).
  • Kontaktiere den Verbraucherschutz oder die Polizei, wenn du den Verdacht hast, dass mehr sensible Daten von dir im Umlauf sind.
  • Erstelle neue, starke Passwörter und nutze Zwei-Faktor-Authentifizierung.
  • Überprüfe deine Kontobewegungen auf Anzeichen von Datenmissbrauch.
  • Optional: Ein Darknet‑Scan kann helfen, falls du den Verdacht auf Identitätsmissbrauch hast.

Wenn du also überraschend ein Paket erhältst, sei lieber skeptisch als gutgläubig. Denn wie so oft gilt: Wenn etwas zu seltsam wirkt, um wahr zu sein, dann ist es das wahrscheinlich auch. Und das kann ziemlich fies enden!

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