Auch der Körper braucht gelegentlich eine Grundreinigung – nicht nur von außen. Deswegen entscheiden sich viele Menschen für das Fasten. Vor allem während der christlichen Fastenzeit fangen auch Nicht-Gläubige an, sich von Giftstoffen oder schlechten Angewohnheiten zu befreien. Während einige für sechs Wochen das Smartphone beiseitelegen oder auf ihr Feierabendbier verzichten, wagen sich andere an etwas intensivere Varianten, wie zum Beispiel Fastenkuren.
Watson erklärt dir, was es beim Verzicht zu beachten gibt.
Wer für sechs Wochen auf Instagram verzichtet, muss nicht mit gesundheitsgefährdenden Risiken rechnen. Manch einer greift vielleicht aus Gewohnheit oder Langweile zum Handy und spürt dann eine leichte Form des Entzugs. Risiken, die darüber hinausgehen, sind aber eher unwahrscheinlich.
Wenn du dich entschieden hast, in der Fastenzeit beispielsweise auf Fleisch oder alle tierischen Produkte zu verzichten, ist es wichtig, die Nährstoffe dementsprechend zu ersetzen. Nudeln mit Tomatensauce sind zwar lecker und grundsätzlich vegan, eignen sich aber nicht als Hauptnahrungsquelle. Um auch ohne Fleisch genug Proteine zu bekommen, eignen sich beispielsweise Soja und andere Hülsenfrüchte, Vollkorngetreide, Nüsse und Samen.
Um abzunehmen oder den Körper richtig zu entgiften, starten einige auch direkt mit einer richtigen Fastenkur. Das kann für die Gesundheit durchaus förderlich sein, birgt aber auch Risiken.
Bei Fastenkuren geht es in der Regel darum, in einem gewissen Zeitraum die Nahrungsaufnahme stark einzuschränken. Eine der wohl bekanntesten Methoden ist das Heilfasten nach Buchinger, das auf den Arzt und Naturheilkundler Otto Buchinger zurückgeht. Hierbei ist nach der Eingewöhnungszeit nur noch Wasser, Tee, verdünnter Saft und Gemüsebrühe erlaubt. Außerdem soll insgesamt viel getrunken werden.
Vor einer Fastenkur ist es sinnvoll, die eigene Gesundheit genauer unter die Lupe zu nehmen. Es gibt Vorerkrankungen und Umstände, die mit Fastenkuren nicht kompatibel sind.
Wer erkältet ist oder noch mit Symptomen kämpft, sollte die Fastenkur lieber verschieben. In dieser Zeit braucht der Körper viel Energie, die ihm bei einer Fastenkur entzogen wird.
Bei einer chronischen Erkrankung sollte vor der Fastenkur unbedingt mit dem Hausarzt oder der Hausärztin gesprochen werden. Denn bei einigen chronischen Erkrankungen kann die Fastenkur für die Linderung förderlich sein, während sie bei anderen richtig gefährlich wird.
Für Menschen mit Herzerkrankungen kann eine Fastenkur sogar lebensbedrohlich werden, da ein Kaliummangel entsteht. Durch den zusätzlichen Eiweißmangel kann außerdem Muskelmasse am Herz abgebaut werden, was ebenfalls gefährlich für Vorerkrankte sein kann. Bei Nierenerkrankungen, Gicht oder Gallenproblemen ist eine medizinische Absprache dringend notwendig. Hier sollte lieber nicht oder zumindest nicht ohne medizinische Aufsicht gefastet werden.
Auch Krebspatient:innen sollten lieber keine Fastenkur machen, da der Körper dadurch an Widerstandskraft verliert. Bei Rheuma und Diabetes Typ 2 kann eine Fastenkur helfen, die Beschwerden zu lindern. Aber auch hier ist es dringend erforderlich, vorher mit dem Hausarzt oder der Hausärztin zu sprechen. Dadurch kann geklärt werden, ob im individuellen Fall der Verzicht auf feste Nahrung förderlich oder gefährlich ist.
Da es vor allem zu Beginn einer Kur zur Fastenkrise kommen kann, sollten auch psychisch Erkrankte vorab medizinischen Rat einholen. Zu den Symptomen der Fastenkrise gehören beispielsweise Kreislaufstörungen, Schwindel, Blähungen, Depression oder Seh- und Schlafstörungen. Wer hier vorbelastet ist, sollte ebenfalls vorab erfragen, ob eine Fastenkur kontraproduktiv ist. Auch Menschen mit Essstörungen sollten auf Fastenkuren lieber verzichten.
Vor allem Kinder und Frauen, die schwanger sind oder stillen, brauchen viele Nährstoffe. Deswegen sollten in diesen Lebensphasen keine Fastenkuren durchgeführt werden.
In der Buchinger-Methode sind ungefähr zwei bis vier Wochen festgelegt. Die Ärztegesellschaft Heilfasten und Ernährung e. V. (ÄGHE) empfiehlt eine Fastendauer von mindestens sechs bis acht Tagen, hinzu kommen ein Entlastungstag vorher und drei Aufbautage danach. Zu den positiven Effekten der Fastenkur gehören zum Beispiel die Umstellung des Stoffwechsels und Gewichtsabnahme, sinkende Cholesterin- und Blutzuckerwerte. Zudem starten antientzündliche Prozesse und die Gelenke und die Wirbelsäule werden entlastet.
Bei einigen hat das Fasten auch positive Effekte auf die Psyche. Nicht all diese positiven Effekte müssen bei jedem eintreffen. Wann und ob sie eintreffen, ist individuell unterschiedlich.
In der Fastenkur zapft der Körper die Fettspeicher an, um Energie zu gewinnen. Leider zieht er sich die Energie auch aus der Muskelmasse. Während des Fastens kann es daher passieren, dass die Zahl auf der Waage kleiner wird. Allerdings wird der Energieverbrauch gedrosselt, damit der Körper möglichst lange mit den Energiereserven überleben kann.
Nach dem Fasten ist es deswegen besonders wichtig, die Energiezufuhr langsam zu erhöhen. Wer direkt nach dem Fasten wieder normal isst, riskiert unter anderem den Jo-Jo-Effekt, da der Körper noch auf Sparflamme eingestellt ist und weniger Kalorien verbrennt.
Eine Fastenkur ist daher nicht als Diät geeignet. Wer aber langfristig die Ernährung umstellen möchte, kann diesen kurzzeitigen Verzicht als Start nutzen.