Das britische Königshaus verbinden viele erst einmal mit alteingesessener Tradition. Die Royals sind für das 21. Jahrhundert noch ungewohnt konservativ und gerade für Deutsche wirken die strengen Regelungen des Königshauses oft befremdlich, da wir doch seit über 100 Jahren ohne König und Kaiser auskommen.
Und trotzdem scheint sich in den vergangenen Jahren einiges getan zu haben.
Immer wieder beobachte ich im Freundeskreis, wie selbst die größten "#MeToo"-Verfechterinnen, die sonst "GNTM" nicht einmal ironisch ansehen würden, sich reg am Klatsch und Tratsch über die Royals beteiligen. Ein Themenbereich, in dem auch einmal über angemessene Rocklängen und Strumpfhosen diskutiert wird, als ob wir zurück im 18. Jahrhundert wären.
Die Royals sind plötzlich fast so cool wie Billie Eilish oder Ariana Grandé.
Aber wie kommt es, dass sich ausgerechnet junge, starke und emanzipierte Frauen für royale Hochzeiten und das erwartete Baby von Herzogin Meghan und Prinz Harry interessieren?
Ich habe mich auf Instagram bei meinen Followern umgehört und war überrascht, wie viele junge Frauen zwischen 18 und 30 Jahren sich bei mir meldeten und sagten, dass sie richtige Fans der royalen Familie seien. Woran liegt das? Ich habe 5 Gründe gefunden, die immer wieder genannt wurden.
Tatsächlich bestätigten viele der Frauen, mit denen ich über das Thema gesprochen habe, das Klischee des Wunsches nach Märchen und einer wortwörtlichen Prinzessinnen-Hochzeit.
Anna ist beispielsweise 23 Jahre alt und antwortet mir offen auf die Frage, was sie an den Royals so fasziniere:
Die Anglistik-Studentin ist nicht die Einzige, die der "Märchenaspekt" der Royals fasziniert:
Auch Marika, 23, hat vorwiegend eine emotionale Bindung zur britischen Monarchie. Sie erzählt mir, dass sie Prinzessinnen einfach schon immer toll gefunden habe und sie bei den Royals zum "typischen Mädchen" werde. Da trägt auch die Faszination für Hochzeiten viel bei.
Sophie ist 22 Jahre alt und bezeichnet ihr Fan-Sein hingegen als "Überbleibsel“ aus ihrer Jugendzeit. Zu ihrem Geburtstag schenkten ihr ihre Freunde sogar einen Prinz-Harry-Pappaufsteller.
Die 22-jährige Donata und Selina, 19, erzählen mir, dass sie sich im Allgemeinen mehr für Neuigkeiten rund um die Königsfamilie interessierten, da diese meistens positiv oder belanglos seien und sie gerade die Tradition der Familie schätzten. Außerdem könnten sie über die Royals, anders als über andere Prominente, auch mit ihren Großeltern sprechen. "Die Royals vereinen so Generationen," erklären sie mir.
Zugleich sind alle Frauen, die ich befragt habe, jung, selbstständig, emanzipiert, weltoffen und würden sich größtenteils als Feministinnen bezeichnen.
Das alles sind Attribute, die man vielleicht nicht sofort mit dem Königtum verbinden würde. Ein Widerspruch?
Nicht mehr.
Denn spätestens seit Herzogin Meghans Eintritt in die britische Königsfamilie hat sich im Königshaus viel getan. Sie ist der Grund, warum wieder mehr junge Frauen weltweit eine Faszination für Royals entwickelt haben. Und das nicht nur, weil die meisten Meghan bereits als "Suits"-Schauspielerin und Hollywoodstar kannten.
Herzogin Meghan ist fernab des britischen Adels aufgewachsen.
Die 37-Jährige wuchs als Tochter einer Afro-Amerikanerin und eines hellhäutigen Vaters in Los Angeles auf. Ihre Kindheit war von Rassismus und Geldsorgen geprägt, schrieb sie im Jahr 2015 für die amerikanische Modezeitschrift "Elle".
Seit ihrer Karriere als Schauspielerin machte sich Markle für Frauen aller Altersklassen und Herkünfte stark. Sie trat im Namen der UNO für Frauenrechte ein, machte sich für eine Kampagne für sauberes Wasser für die Hilfsorganisation World Vision stark und reiste dafür nach Ruanda oder beriet die Hilfsorganisation "One Young World". Meghan war also bereits vor ihrer Zeit als Royal ein Vorbild für junge, starke, emanzipierte Frauen.
Sie war und ist also genau das, was die britische Monarchie braucht, um aus dem viktorianischen Zeitalter ins 21. Jahrhundert zu schreiten.
Royal-Fan Nicole ist 25 Jahre alt und erklärt sich den neuen Hype um die Royals und Meghan so:
Das beweisen auch die Zahlen.
Herzogin Meghan und Prinz Harry sind mittlerweile echte Instagram-Stars. Der Account der beiden hat 5,2 Million Follower, dabei ist ihr Account @sussexroyal gerade einmal wenige Wochen alt. Nur nach der Bekanntgabe des Accounts drückten mehrere Millionen Menschen den "Folgen"-Button, noch bevor wirklich etwas passiert war. Der Reiz, einen Blick in das Leben von Harry und Meghan zu bekommen, ist und bleibt für die Fans gigantisch.
Die Hochzeit zwischen Harry und Meghan verfolgten weltweit rund zwei Milliarden Menschen. Allein in den USA sahen 29 Million zu, wie sie sich das Ja-Wort gaben. Zum Vergleich: Die erste Folge der finalen Staffel von "Game of Thrones" sahen 17,4 Million Menschen, wohl gemerkt so viele wie bei keiner anderen Folge der Show.
Auch die Geburt des Babys und die Erziehung des Nachwuchs-Royals trägt zur stetig wachsenden Beliebtheit der Royals bei.
Monate, Wochen und Tage lang bangt die Welt nun schon um das Baby von Herzogin Meghan und Prinz Harrys.
Und auch in diesem Moment plant Meghan laut Gerüchten, mit Traditionen zu brechen. Sie wolle das royale Baby vegan ernähren und geschlechtsneutral erziehen, heißt es. Andere Medien munkeln, dass sie das Baby nach der Geburt erst einmal von der Öffentlichkeit verstecken wolle und es somit vielleicht kein Bild der kleinen Familie kurz nach der Entbindung geben werde.
Wieder einmal wäre das ein Bruch mit der Tradition.
Fest steht zumindest: Selten wurde die Geburt eines Babys von so vielen Menschen rund um die Welt so heiß ersehnt, wie der neue Royals-Nachwuchs. Der Hype um die britische Krone findet mit der Geburt des Kindes ganz sicher noch nicht sein Ende.