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Sexistische Scheiße

Oliver Pocher: Dem Comedian geht es nicht um die Trennung von Amira

Pocher, Mann, Ego, Männlichkeit
So sieht sich Oliver Pocher gerne. Sich einfach mal verletzt zeigen, ist offenbar keine Option.Bild: Shutterstock / Brazhyk
Sexistische Scheiße

Bei Oliver Pocher geht's nicht um die Trennung von Amira – sondern um verletzte Männlichkeit

18.12.2023, 09:18
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Es sieht aus wie eine billige Elvis-Parodie, bei der er sich nicht einmal besondere Mühe gegeben hat. Oliver Pocher steht da mit schwarzer Haartolle und Fake-Lederjacke und nennt sich selbst den Dalai Karma.

Für seine aktuelle Lieblings-Nummer hat er sogar einen extra Instagram-Account eröffnet. Dabei geht es allerdings nicht um Elvis, sondern um Biyon Kattilathu. Oder wie Pocher ihn nennt: Biyon Kacki-Kacku.

Biyon ist Motivationstrainer. Er hat mehrere Bücher über Glück geschrieben und ist 2024 unter dem Titel "Lebe. Liebe. Lache." auf Tournee. Er ist der Mann, dem Oliver Pocher die Schuld gibt an der Trennung von seiner Noch-Ehefrau Amira. Die beiden bestätigten Ende August das Liebes-Aus in ihrem Podcast "Die Pochers!".

Zunächst schien die Trennung einvernehmlich zu sein. Dann kamen die Gerüchte über Biyon auf, seitdem lässt Oliver Pocher ein Millionenpublikum an vermeintlich schmutzigen Details teilhaben. Es ist ein Rosenkrieg, wie man ihn wohl seit Brangelina nicht gesehen hat.

Über "Sexistische Scheiße"
Ronja Brier schreibt in dieser Kolumne über Alltags-Sexismus, den wir alle kennen, selbst erfahren oder in der Öffentlichkeit wahrnehmen. Der trotzdem oft genug kleingeredet wird oder über den hinweggesehen wird. Unsere stellvertretende Chefredakteurin hat genug davon! In ihren Texten will sie informieren, widersprechen oder sich einfach mal über sexistische Scheiße auslassen.

Auch Anja Rützel hat darüber im "Spiegel" geschrieben und die Frage aufgeworfen, ob das, was Pocher macht, einfach nur die peinliche Ausstellung seiner Kränkung sei – oder doch vom Leben inspirierte Kunst. Ich sage immer: Das Beste an kreativen Berufen ist, auch aus einer wirklich beschissenen Situation noch Kunst machen zu können. Schriftsteller:innen verarbeiten ihre Gefühle in Texten. Maler:innen schaffen ein kraftvolles Gemälde. Und warum nicht auch eine Comedy-Nummer daraus machen? Damit argumentiert auch Pocher selbst.

Amira Pocher mit Ehemann Oliver Pocher mit dem Programm Die Pochers hier live beim BonnLive Kulturgarten Open Air 2021 in der Rheinaue. Bonn, 01.08.2021 *** Amira Pocher with husband Oliver Pocher wit ...
Dass Amira und Oliver Pocher als Duo aufgetreten sind, ist schon länger her. Bild: imago images/Future Image

Aber bei den Gags von Oliver Pocher handelt es sich nicht um Kunst. In meinen Augen geht es dabei vor allem um das Ausstellen von verletzter Männlichkeit.

Wie Oliver Pocher mit Amira umgeht, entspricht einem altbekannten Muster

Oliver Pocher hat ein Männlichkeitsproblem. Und das zeigt sich unter anderem an der Art und Weise, wie er auf Amira reagiert. Er macht öffentlich Witze über sie. "Früher dachte ich immer, wenn Amira Cheatday macht, isst sie ungesund – jetzt weiß ich es besser", sagte er beispielsweise auf der Tour seines Comedy-Kollegen Chris Tall.

In einem Interview mit RTL-Moderatorin Frauke Ludowig erklärte (ausgerechnet) er, ihr fehle eine emotionale Reife.

Den gemeinsamen Podcast führt er nun mit Ex-Frau Sandy Meyer-Wölden weiter, was wohl vor allem zeigen soll, wie schnell er Amira ersetzen kann. Wie austauschbar Amira ist. Und dass es natürlich auch ohne sie weitergeht.

Wie er mit Amira umgeht, entspricht einem altbekannten Muster. Leider. Es gibt Männer, die – vor allem, wenn sie verletzt werden – dazu neigen, die Frau herabzuwürdigen. Dann ist nämlich nicht mehr der Mann, sondern sie die Gedemütigte. Dieses Verhalten, diese Aggressivität nennt man toxische Männlichkeit.

Es geht um die Dominanz über seinen angeblichen Rivalen Biyon

Noch deutlicher zeigt sich das Männlichkeitsproblem von Oliver Pocher aber in seinen Witzen über den vermeintlichen Rivalen. Der Comedian macht sich in seinem Instagram-Format "Bildschirmkontrolle" gleich mehrmals die Woche über Biyon und dessen – wie er es nennt – "Glückskeksweisheiten" lustig. "Hast du Lust, dass ich dich mit einem Online-Seminar motiviere, mit Videos, die ich vorher schon aufgenommen habe? Dann überweise mir 186 Euro und ich werde genau diese Videos dir schicken. Danach hörst du gequirlte Scheiße", hört man Pochers Elvis-Biyon sagen.

Das Einzige, worum es bei dieser Parodie geht, ist seine Dominanz über den Mann, den er als seinen Konkurrenten ausgemacht hat. Klar. Dass auch die Gegenseite nicht immer nur klug gehandelt hat, ist relativ offensichtlich. Dass Amira und Biyon in der Angelegenheit vom selben Anwalt vertreten werden, wirkt mindestens merkwürdig. Anwaltsschreiben dann auch noch auf Instagram zu posten (haben beide gemacht), macht es natürlich nicht besser. Dementsprechend lesen sich dann auch die Kommentare ihrer Follower.

Außerdem hat auch sie jetzt wieder einen Podcast, den sie zusammen mit ihrem Bruder hostet. Aber anders als ihr Ex geht sie darin nicht auf Konfrontation. Auf Amiras Social-Media-Kanälen findet Oliver Pocher nicht mehr statt, auf Biyons Profil war er ohnehin nie Thema.

Umso mehr dreht Pocher auf, hat man den Eindruck. Noch eine Insta-Story. Eine neue Parodie. Und dann noch die Ankündigung seiner Tour mit vielen Terminen in ganz Deutschland. Der Titel: "Der Liebeskasper".

Aber verarbeitet hat Oliver Pocher die Trennung offenbar nicht. Natürlich nicht. Dafür bräuchte es Zeit. Die hat er sich nie genommen. In dem Moment, in dem Amira die Tür hinter sich zuzog, hat er das Licht schon wieder angeknipst, um die nächste Instagram-Story aufzunehmen. Seine Comedy ist keine Kunst. Sie ist das Vermeiden einer echten Auseinandersetzung mit der Trennung. Oliver Pocher reagiert lediglich.

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Und dieses Impulsive entspricht schon wieder einem Männlichkeits-Klischee: Es gibt Männer, die würden eine Kneipenschlägerei anfangen und ihrem Nebenbuhler einfach eine reinhauen. Oliver Pocher schlägt sich nicht mit Fäusten. Er schlägt mit Worten um sich. Mit seiner Comedy. Das Einzige, was er mit seinen Witzen will, ist, seine Ex lächerlich zu machen und vor allem Biyon zu vernichten. In aller Öffentlichkeit. Alle sollen sehen, was Biyon für ein Schlappschwanz ist.

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Amira macht jetzt Podcast zusammen mit ihrem Bruder Hima.Bild: Podimo

Um Amira geht es dabei höchstens noch am Rande. Vor allem geht es um das Ego von Oliver Pocher und seine gekränkte Männlichkeit. Am Ende im Vergleich mit Biyon nicht den Kürzeren zu ziehen, Rache zu üben, das ist für ihn das Wichtigste. Sich in einer Scheiß-Situation einfach mal verletzlich und ja, auch verletzt, zu zeigen, ist, wie es scheint, keine Option für ihn. Ich dachte, da wären Männer und auch wir als Gesellschaft schon weiter? Offenbar nicht. Schade.

In Film und Literatur gibt es für dieses Verhalten unzählige Beispiele. Keine Ahnung, wie viele Western gedreht wurden, in denen sich zwei Männer um eine Frau prügeln. Selbst im Barbie-Film, der den Anspruch hat, besonders feministisch zu sein, schlagen sich zwei Kens um die weibliche Hauptfigur.

Dieses Verhalten ist natürlich immer unreif, was auch "Barbie" verdeutlicht – die Szene ist ironisch gemeint und spielt mit dem alten Klischee. Aber im Fall von Pocher wirkt es noch einmal zusätzlich falsch, hat er sich doch leidenschaftlich gerne über das fragwürdige Verhalten von anderen Promi-Paaren amüsiert, als er noch mit Amira zusammen war. Was haben die beiden über die Wendlers gelacht, über Heidi Klum und Tom Kaulitz. Besonders gerne hat sich Oliver auch lustig gemacht über die Trennung von Iris und Peter Klein.

Die Mutter von Daniela Katzenberger und ihr Ex stritten sich monatelang öffentlich. Sie teilte die Enttäuschung über Peter Klein auf Instagram und verpasste kaum eine Gelegenheit, ihn bloßzustellen. "Sie ist auf dem Geistesstand einer pubertierenden 15-Jährigen und hat ein starkes Aufmerksamkeitsdefizit", kommentierte Pocher beispielsweise, als wäre ausgeschlossen, dass er selbst sich einmal derart kindisch verhalten könnte.

Nun, ja. Heute sind wir ein halbes Jahr und einige Elvis-ähnliche Biyon-Parodien weiter.

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