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Tiktok-Trend "Petterson und Findus": Die Sehnsucht der Abgeschiedenheit

Pfannkuchen machen, aber als Lebenskonzept: Petterson und Findus.
Pfannkuchen machen, aber als Lebenskonzept: Petterson und Findus. bild: screenshot/ zdf
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Tiktok-Trend "Petterson und Findus": Die Sehnsucht der Abgeschiedenheit

Was früher nach Kinderbuch klang, wird heute zum Lifestyle: Pettersson und Findus inspirieren eine neue Generation zur digitalen Entgiftung. Warum die Utopie der skandinavischen Langsamkeit gerade jetzt so verführerisch wirkt.
25.05.2025, 12:0125.05.2025, 12:01
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Schmetterlinge fliegen über satte, wild wuchernde Wiesen, an blühenden Apfelbäumen vorbei, am Horizont erstrecken sich kleine Hügel unter dem strahlend blauen Himmel. Hier ein verwittertes Vogelhaus, dort die weite, weite Landschaft eines abgelegenen Örtchens in der schwedischen Idylle, wo ein alter Mann alleine mit seinem Kater das Dasein fristet. Genau hier muss sie liegen, die Utopie.

Seit geraumer Zeit mehren sich auf Social Media die Posts, die diesen Lebensentwurf zum Ideal erheben: Die Welt von "Petterson und Findus".

"Wo siehst du dich in fünf Jahren?" lautet die Überschrift eines hunderttausendfach geklickten Videos, in dem die beiden Aussteiger auf einer Bank lümmeln, neben ihnen ein paar Hühner, Kuchen essen und sich von einem Plattenspieler besäuseln lassen.

Der schwedische Autor Sven Nordqvist hat diese Welt erschaffen. 1984 kam der erste Band raus, zur Jahrtausendwende eine Zeichentrickserie. Beide waren enorm erfolgreich, auch und ganz besonders in Deutschland. Nun, knapp 40 Jahre später, erreicht sie eine ganz neue Welle der Beliebtheit.

Und man fragt sich: Worin liegt der Reiz eines Moodboards, das doch viel mehr für Best Ager im Wangerooge-Urlaub als für die eigentlich jugendlich sprudelnde Generation der Jahrtausendwende reserviert zu sein schien?

Petterson und Findus: Utopie des Aussteigertums

Pettersson ist der Typ Mensch, der irgendwann beschlossen hat, das Gespräch mit Hühnern für sinnvoller zu halten als das mit Steuerberatern. Ein älterer, durchaus schrulliger Herr mit überdimensioniertem Sonnenhut und dem inneren Kompass eines Alt-68ers. Findus hingegen ist ein neugieriger Kater mit Aufmerksamkeitsdefizit und sprudelnder Sprunghaftigkeit. Pettersson pflanzt gern Gemüse, Findus lieber Fleischklöße.

Zusammen leben sie in einer Art liebevoller Kleinfamilien-Anarchie, in der die Uhr ein bisschen langsamer tickt und der Alltag aus Erbsensuppe, misslungenen Erfindungen und Grundsatzdiskussionen über Pfannkuchen besteht. Schweden, wie aus einem Kindertraum.

Hier wird die kantige Gegenwart weichgezeichnet. Kein Krieg, kein Lärm, kein digitaler Reizüberfluss, nur das meditative Rascheln der Blätter im Wind. Was früher die Großstadtlyrik im Kampf gegen Industrialisierung war, ist heute die Landhausfantasie im Protest gegen digitale Erschöpfung.

Petterson und Findus stehen dabei exemplarisch für eine zutiefst menschliche Sehnsucht: nach Ruhe, Eigenständigkeit, Naturverbundenheit und einer Art des Lebens, in der das Kleine zählt. Und sie sind nicht allein.

"Air" und "The Outrun": Ländlichkeit als Zufluchtsort

In Nora Fingerscheidts 2024 erschienenen Film "The Outrun" dient die raue Kargheit der Orkneyinseln als Gegenentwurf zum Hedonismus. Und in Christian Krachts jüngstem Roman "Air" wird die Abgeschiedenheit zur Kritik an der Moderne.

An einer Stelle wird der Protagonist in "Air" gefragt, was er wirklich liebe auf dieser Welt. Sehnsüchtig beschreibt er Barnhill, das Haus auf der Insel Jura: "Ein Anwesen ohne Strom und ohne Heizung und ohne Telefonempfang."

Dabei ist es kein Zufall, dass ausgerechnet in Deutschland so neidvoll auf das idealisierte skandinavische Brachland geblickt wird.

Kulturgeschichtlich gab es schon immer eine Sehnsucht nach den Weiten Skandinaviens, vielleicht kurz unterbrochen durch die zur Jahrtausendwende grotesk anmutenden Seelenschauen von Henrik Ibsen oder Edvard Munch. Ansonsten: Bullerbü-Idylle, Hygge und Ikea.

Nicht zuletzt träumt sich gerade die Generation in die skandinavische Unschuld, die als Kinder mit Petterson und Findus in Berührung gekommen sind. Die Geschichte erzählt nicht nur von Abgeschiedenheit und Ruhe, sondern auch von der nostalgischen Unbeschwertheit der Kindheit.

Vielleicht ist Petterson aber auch eine Art "Childless cat lady" der ersten Stunde, die mit kräftigen Zutragen des US-Vizepräsidenten JD Vance im vergangenen Jahr zum Gegenentwurf der polternd toxischen Männlichkeit stilisiert wurde.

Sven Nordquist selbst sagte einmal zur Beliebtheit seiner Bücher: "Ich glaube, es ist das menschliche Maß. Alles ist überschaubar, man lebt in der Natur und ist sich näher als in der Stadt."

Urlaub: Beliebter Strand auf Kanaren-Insel soll im Juni wieder öffnen
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