In vielen deutschen Haushalten hat es Tradition: Woche für Woche werden die Prospekte der Discounter studiert, Schnäppchen markiert und Einkaufslisten akribisch erstellt.
Das Ziel ist dabei immer dasselbe: den Einkaufskorb so clever zu füllen, dass am Ende des Monats noch Geld übrig bleibt. Wer geschickt plant, kann für ein kleines Budget ganze Familien versorgen, ohne auf Vielfalt verzichten zu müssen. Dieser Mix aus Preisbewusstsein, Planung und Pragmatismus ist längst Teil des Alltags der als sparsam bekannten Deutschen geworden.
Genau dieses Erfolgsrezept hat Discounter wie Aldi groß gemacht. Jetzt setzt der Handelsriese darauf, es jenseits des Atlantiks noch beliebter zu machen.
Aldi ist nicht nur in Deutschland beliebt. Auch im amerikanischen Markt ist er bereits seit Jahrzehnten präsent. Jetzt plant er eine seiner bislang größten Expansionswellen.
Bis Ende 2025 sollen mehr als 200 neue amerikanische Filialen hinzukommen, wie Daten des Marktforschungsunternehmens Coresight Research, berichtet vom "Wall Street Journal", zeigen. Damit gehört Aldi aktuell zu den am schnellsten wachsenden Lebensmittelhändlern des Landes.
Der Vorstoß kommt nicht von ungefähr. Millionen US-Konsument:innen kämpfen weiterhin mit den Folgen hoher Inflation und suchen nach Möglichkeiten, ihre Lebensmittelrechnungen zu senken. "Das ist wirklich Aldis große Chance", analysiert daher Neil Saunders vom Marktforschungsunternehmen Global Data laut dem "Wall Street Journal". "Bei Aldi kann man mit kleinem Budget einkaufen und bekommt viel für sein Geld."
Neben den täglichen Lebensmitteln lockt Aldi seine Kundschaft mit einem besonderen Element: den "Aldi Finds". Diese wöchentlich wechselnde Auswahl von Aktionsartikeln sorgt bei vielen Kund:innen für ein attraktives Einkaufserlebnis. So kann der Speiseplan an die Angebote im Supermarkt angepasst werden.
Verstärkt wurde dieser Trend durch die Pandemie, als Preisbewusstsein und Flexibilität wichtiger wurden. "Es ist wirklich schwierig, an der Kasse eine hohe Rechnung anzuhäufen", betont Saunders das Konzept der Sparsamkeit von Aldi gegenüber dem "Wall Street Journal".
Der Discounter hat in den vergangenen Jahren stark in das Erscheinungsbild seiner Filialen und in die Qualität des Sortiments investiert. Das zahlt sich aus, amerikanische Kund:innen, die lange vor allem große Supermärkte und bekannte Marken bevorzugten, sind zunehmend bereit, kleinere Läden und ihre Eigenmarken zu akzeptieren.
Aldis Erfolgsrezept bleibt Effizienz. Die Läden sind kompakter als herkömmliche US-Supermärkte, rund 90 Prozent des Sortiments bestehen aus Eigenmarken. Produkte werden in den Kartons ins Regal gestellt, in denen sie angeliefert wurden, so spart sich der Discounter Personalkosten. Diese Strategie erlaubt nicht nur aggressive Preise, sondern auch Investitionen in Bio-Linien und qualitativ hochwertigere Fleisch- und Frischprodukte.
Seinen ersten US-Standort eröffnete Aldi 1976 in Iowa. Heute betreibt das Unternehmen über 2.500 Filialen in den USA. Bis 2028 sollen mehr als 800 zusätzliche Filialen entstehen.