Honig ist ein echtes Superfood. Dem flüssigen Gold wird nachgesagt, viele gesundheitliche Vorteile zu bieten. Honig besitzt etwa natürliche antibakterielle und antivirale Eigenschaften, gilt als Hausmittel bei Husten und kratzigem Hals.
Zudem enthält er verschiedene Antioxidantien wie Flavonoide und Phenole, die dabei helfen können, den Körper vor Zellschäden durch freie Radikale zu schützen. Er soll außerdem die Wundheilung fördern und kann wegen der präbiotischen Eigenschaften die Verdauung unterstützen. Allerdings hängen diese Effekte stark von der Qualität des Honigs ab. Und die kann extrem variieren.
Aktuell steht der europäische Honigmarkt vor einer ernsten Krise: Immer mehr Billig-Honig, oft gepanscht mit Zuckersirup, überschwemmt die Supermärkte. Und die sind alles andere als gesund. Imker:innen finden kaum noch ein Auskommen, wie Bernhard Heuvel, Präsident des Europäischen Berufsimkerbunds (EPBA), verrät. Er schlägt Alarm.
Imker:innen kämpfen gegen die zunehmende Bedrohung durch gefälschte Honigprodukte. Dabei geht es nicht nur um wirtschaftliche Schäden, sondern auch um den Schutz der Verbraucher:innen.
"Ein Glas Honig für 1,99 Euro? Das ist unmöglich, weder in Deutschland, noch in China oder Indien", empört sich Bernhard Heuvel in der "Bild". Die Preise für Honig seien dermaßen gefallen, dass es für viele Imker:innen in Europa kaum noch möglich sei, ihren Beruf rentabel auszuüben.
Bereits im Jahr 2023 hatte ein Kontrollbericht der EU aufgedeckt, dass 46 Prozent der untersuchten Importhonig-Proben mit Zuckersirup gestreckt waren. Dies führte dazu, dass die EU strengere Regeln zur Kennzeichnung des Herkunftslands von Honigprodukten verabschiedete. Mit mäßigem Erfolg.
Die oft durch Zuckersirup gestreckten Honige aus dem Ausland häufen sich dennoch, wie Heuvel erklärt. Diese Mischungen seien so raffiniert, dass selbst spezialisierte Labore Schwierigkeiten hätten, den Betrug zu entlarven.
Um den Fälschungen auf die Spur zu kommen, hat der EPBA-Präsident ein estnisches Labor mit einer speziellen DNA-Analyse beauftragt. "Wir konnten nachweisen, dass von 30 getesteten Honigsorten aus deutschen Supermärkten ganze 25 mit billigem Sirup gestreckt waren", sagt Heuvel. Durch die DNA-Sequenzierung gelang es, Verfälschungen eindeutig zu identifizieren, die herkömmliche Tests nicht aufdecken konnten.
Ein weiteres Problem stellt die Vermarktung von sogenannten veganen Honigalternativen dar. Anbieter in den USA und Israel verkaufen künstlich hergestellte Produkte, die mit gentechnisch modifiziertem Fruktose-Sirup hergestellt werden. Heuvel erklärt: "Das wird dann als 'veganer Honig' vermarktet, hat aber nichts mehr mit echtem Honig zu tun." Diese Produkte seien nicht nur irreführend, sondern stellten auch eine zusätzliche Bedrohung für die Imker:innen dar. Denn sie drängen sich mit noch niedrigeren Preisen auf den Markt.
Die erfolgreichen Ergebnisse aus Estland könnten nun Vorbild für ganz Europa werden. Dort gelang es, durch die verstärkte Kontrolle von Importen die Menge an gefälschtem Honig von 400 auf 70 Tonnen pro Jahr zu reduzieren. "Wir wollen die DNA-Sequenzierung als Standardtest in der EU etablieren", fordert Heuvel in der "Bild". Auf europäischer Ebene laufen bereits Untersuchungen und Gespräche mit der EU-Kommission, Verbraucherschutzbehörden, der Polizei und Europol.
In einem gemeinsamen Vorstoß haben sich Imker:innen, Importeure und der Lebensmittelhandel zusammengeschlossen. Sie wollen gegen die organisierte Honigfälschung vorgehen. Auch die Polizei ist involviert. Um weitere DNA-Analysen zu finanzieren, sammeln die Berufsimker über die Plattform honigretten.de Spenden. Denn: Ein Test koste rund 250 Euro pro Probe, erklärt Heuvel.
Bisher dürfen die Namen der betroffenen Marken nicht veröffentlicht werden, da die Ermittlungen noch andauern. Da stellt sich die Frage: Wie kann man sich beim Kauf von Honig schützen?
Für Konsument:innen hat Heuvel einen Ratschlag für den Honigkauf: "Am besten kauft man direkt beim Imker vor Ort oder achtet darauf, dass das Herkunftsland auf dem Honigglas klar als Deutschland deklariert ist." Damit kann man dann auch die gesundheitlichen Vorteile des flüssigen Golds genießen.