Wer derzeit Urlaub auf den Balearen macht, muss damit rechnen, nicht bei allen Einheimischen willkommen zu sein. Denn wer auf die Insel reist, nimmt aus der Sicht vieler Teil an der Zerstörung der einst so idyllischen Mittelmeerinsel.
Die Schritte im Kampf gegen unkontrollierte Touristenströme umfassen bisher erhöhte Strafregister für unsittliches Verhalten, Videoüberwachung und Anpassung gewisser Kosten für Urlauber:innen. Das dazugewonnene Geld soll in die Instandhaltung dessen investiert werden, was durch Tourismus unter Bedrohung steht.
Aber all das reicht offenbar nicht. Im Kampf gegen Übertourismus und die bitteren Folgen für Einwohner:innen wenden sich jetzt auch die mit einem Hilferuf an die spanische Regierung, die eigentlich von dem gestiegenen Andrang auf die Insel profitieren.
Die beiden großen Verbände von Immobilienmakler:innen auf der Insel haben sich nun in einem Brandbrief an den spanischen Ministerpräsidenten Pedro Sánchez gewandt. Die Forderung: Die Regierung soll endlich handeln.
Ferienhäuser, Urlaubsunterkünfte und der benötigte Wohnraum für all die Beschäftigten im Tourismussektor sorgen demnach dafür, dass es nicht mehr genug für die Einheimischen gebe.
Dabei ist das Recht auf "würdigen und angemessenen Wohnraum" in Spanien sogar in der Verfassung verankert. Trotzdem sei es laut den Initiator:innen für viele Arbeitnehmer:innen, Unternehmer:innen, junge Menschen, Familien und Senior:innen zu einem "unerreichbaren Luxus" geworden. "Die Situation ist völlig außer Kontrolle geraten", schließen sie, wie die "Mallorca Zeitung" berichtet.
Die Verbände fordern eine Offensive von der Regierung, die Wohnungsnot zu beenden und langfristige Lösungen zu schaffen. Der "fehlende politische Konsens hat dieses Problem zu einer Waffe im Schlagabtausch zwischen Parteien und Verwaltungen gemacht, während echte Lösungen weiterhin ausbleiben", werfen sie der Regierung vor.
Sollte die Regierung weiterhin nicht handeln, würde sie auf den Balearen dafür sorgen, "ihre eigenen Bürger zu vertreiben, weil sie kein Zuhause finden können".
Gleichzeitig wird im Brief betont, dass Mallorca eine "gastfreundliche Region" ist, die von vielen als idealer Ort zum Leben gewählt wird. "Doch während so viele mit der Hoffnung hierherkommen, sich auf unseren Inseln niederzulassen, leiden viele mallorquinische Familien unter der Realität eines unerschwinglichen und unangemessenen Wohnungsmarktes".