Wer auf Mallorca Urlaub macht, will entweder entspannen oder so richtig einen draufmachen – auf jeden Fall aber möglichst abschalten vom Alltag. Vielleicht auch, um die politisch komplizierte und frustrierende Weltlage hinter sich zu lassen. Zumindest rechtsextremes Gedankengut macht offenbar selbst vor dem beliebtesten Urlaubsziel der Deutschen nicht Halt.
Denn der Handel mit Nazi-Trikots an der Playa de Palma boomt. Trotz wiederholter Polizeieinsätze und rechtlicher Grauzonen ist der Verkauf dieser Trikots nach wie vor ein Geschäftsmodell, das sich in den vergangenen Jahren durchgesetzt hat. Nun ist ein neues "Führer"-Trikot aufgetaucht. Ein Händler erzählt von dem Geschäft mit den rechtsextremen Ideologien.
An den bekannten Verkaufsständen der fliegenden Händler in Palma sind seit langem Fußballtrikots erhältlich – doch bestimmte Modelle stechen aus der Masse hervor: Das pinke Shirt mit der Aufschrift "Führer" und der Nummer 44 etwa, die an SS-Runen erinnert. Sie sind in verschiedenen Medienberichten und auf Social Media zu sehen. Im Vergleich zu den "normalen" Trikots, die für etwa 20 Euro über den Ladentisch gehen, ist das Nazi-Trikot mit 27 Euro laut "Mallorca Zeitung" deutlich teurer.
"Der Verkauf ist riskanter", erklärt ein Händler der Zeitung. Immer wieder gebe es Beschwerden von Urlauber:innen, die sich über das Trikot empören und die Polizei alarmieren. Dennoch bleibt das Shirt seinen Angaben zufolge ein Verkaufsschlager.
Die Nachfrage nach solch provokanten Souvenirs scheint auf Mallorca weiterhin hoch zu sein. Offenbar so sehr, dass die Händler nachgelegt haben: In den vergangenen Wochen tauchten laut "Mallorca Zeitung" nicht nur Trikots mit der Nummer 44 auf, sondern auch Modelle mit der Zahl 88.
Die Zahl 88 gilt in rechtsextremen Kreisen als Code für "Heil Hitler", da der Buchstabe H im Alphabet die achte Position einnimmt.
Diese neuen Trikots sorgen zwar immer wieder für Ärger. Auch Urlauber:innen empören sich regelmäßig darüber.
Aber: Rechtlich betrachtet ist der Verkauf dieser Trikots in Spanien nicht generell unrechtmäßig. Aus juristischer Sicht ist der Verkauf dieser Trikots auf Mallorca nur aus Markenschutzgründen illegal.
Das Zurschaustellen von Nazi-Symbolen ist der Zeitung zufolge nur dann strafbar, wenn es mit Aufrufen zu Gewalt oder Diskriminierung verbunden ist. In Spanien wird die Gesetzgebung diesbezüglich anders ausgelegt als in Deutschland. Was den Straßenverkauf betrifft, so ist dieser jedoch auch in Spanien verboten – was zu immer wiederkehrenden polizeilichen Eingriffen führt.
Trotz der häufigen Kontrollen und der Schließung von Ständen, die das Trikot verkaufen, bleibt der Handel mit den rechtsextremen Shirts deshalb ein weit verbreitetes Phänomen.
Ein Verkäufer erklärte im "Der Westen":
Erst vor wenigen Wochen hatte ein deutscher Urlauber für Schlagzeilen gesorgt, als er stolz in seinem "Führer"-Trikot vor die Kameras trat. In einem Video erklärte der betrunkene Mann: "Ich bin auf Malle, Junge, und ich habe ein Führer-Trikot an, und es ist einfach geil." Der Vorfall, der auf MallorcaTV zu sehen war, brachte eine hitzige Diskussion auf Social Media mit sich. Auch hier zeigt sich: Der Verkauf dieser Trikots stößt auf breite Empörung, ist aber zugleich ein Magnet für manche Urlauber:innen.
Ähnliche Diskussionen gab es auch im deutschen Fußball. Im Frühjahr 2024 sorgte die Schriftart für die Ziffer 4 auf den Trikots der deutschen Nationalmannschaft für Aufsehen. Die Zahl erinnerte an die Runen der SS und führte zu einem öffentlichen Aufschrei. Adidas und der Deutsche Fußball-Bund (DFB) reagierten schnell und stoppten die Möglichkeit, die Nummer 44 auf den Trikots zu personalisieren.