Von dem sogenannten "White Lotus Effekt" werden manche Reise-Fans schon gehört haben. Der Name nimmt Bezug auf die HBO-Serie "The White Lotus" und beschreibt das Phänomen, dass nach Ausstrahlung der Episoden, die Zahl der Tourist:innen an den jeweiligen Drehorten deutlich ansteigen.
Viele Zuschauer:innen reisen nicht nur nach Thailand, Sizilien oder Hawaii – sie buchen sich direkt in die originalen Hotels und Luxus-Unterkünfte der Serie ein. Vor Ort brummt dadurch die Wirtschaft. Für die lokale Bevölkerung und Umwelt hat der Hype aber mitunter negative Konsequenzen.
Logisch: Mehr Menschen verbrauchen mehr Ressourcen. Wo aber beispielsweise (sauberes) Wasser ohnehin schon knapp ist, kann das ein großes Problem werden. Hinzukommen häufig Müllprobleme und eine überforderte Infrastruktur.
Genau das haben nun auch die Einwohner:innen von Newborough erfahren. Das kleine Dorf liegt auf einer walisischen Insel, ganz in der Nähe des Llanddwyn Beach. Der ist zwar nicht aus "The White Lotus" bekannt, dafür aber aus einer anderen erfolgreichen Serie: "House of the Dragon".
"Es ist ein Lockdown, niemand kommt durch", beschwert sich Anwohner Geraint Thomas gegenüber BBC. "Vier Straßen nach Llanddwyn laufen in Newborough zusammen, und das führt zu Aggressionen im Straßenverkehr, und die Leute fangen an zu streiten."
Wenn ein Rettungswagen oder die Feuerwehr durchkommen wolle, habe sie keine Chance. "Das geht schon seit Jahren so, aber nichts ist passiert, und die Menschen in Newborough verlieren langsam die Geduld", meint Thomas. Vielleicht sei ein Protest notwendig, um die Behörden zu einer Reaktion zu bewegen.
Wie die BBC berichtet, haben am Donnerstagabend rund 40 Personen an einem öffentlichen Treffen teilgenommen, um über die Verkehrsprobleme zu diskutieren.
"Wir protestieren nicht gegen den Tourismus in der Region. Wir protestieren, weil wir nicht über die Infrastruktur verfügen, um den Verkehrsfluss zu bewältigen", sagt Gemeinderatsmitglied John Ifan Jones dem TV-Sender. Es sei wichtig, dass die Menschen morgens zur Arbeit und einkaufen fahren können, ohne über Stau im Dorf nachdenken zu müssen.
Natural Resources Wales (NRW), eine Behörde der walisischen Regierung, erklärt gegenüber der BBC, dass die Verkehrssituation in Newborough "kompliziert" sei und es "keine einheitliche Lösung" dafür gebe. Man wolle aber das Verkehrsmanagement-System verstärken.
Dafür will die Behörde dieses Jahr unter anderem ein Park-and-Ride-System sowie elektronische Hinweisschilder testen, um Autofahrer:innen auf Parkplatzschließungen aufmerksam zu machen.
Ob das ausreicht, um den "House of the Dragon"-Effekt auszuhebeln oder ob sich der Hype irgendwann von alleine wieder legt, wird sich wohl erst noch zeigen.